Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Das Sinnloseste dieser Woche
RAU
Rosa würde auf diese Frage sicherlich antworten, dass es der Kauf der neuen Schuhe gewesen ist. Die dritten dunkelblauen Stiefeletten! Die ersten sind mittlerweile schon recht ramponiert, das zweite Paar sieht toll aus, ist aber leider ein bisschen zu groß, und die neuen haben einen etwas zu hohen Absatz, aber sehen dermaßen klasse aus, dass sie sie mir gleich bei FaceTime vor die Kamera hält. Und günstig waren sie auch. Doch nun kann sie sie nicht tragen, weil sie drücken.
Zu Rosa fällt mir sofort eine Antwort auf die Frage nach dem Sinnlosesten ein, aber nicht für mich. Vielleicht bin ich schon zu müde, es ist kurz nach Mitternacht, ich liege im Bett und höre noch etwas Musik. Dabei kann ich schlecht behaupten, eine rundum vernünftige Person zu sein, die von morgens bis abends nur sinnvolle Dinge macht neben dem ganzen Alltagskram wie Schlafen, Essen, Waschen, Arbeiten, zur Arbeit kommen und von dort wieder weg.
Diese Woche habe ich nicht übermäßig viel getrunken und auch nicht zu viel gegessen, habe nichts gekauft und nicht einmal den Fernseher angehabt. Über Malu habe ich mich allerdings geärgert und ihr das auch gesagt. Es ging mal wieder um ihre ewige Wascherei. Seitdem sie bei mir wohnt, wirft sie jeden Abend meine Waschmaschine an, dass ich bald irre werde. Aber unser Zwist hat dann sogar etwas Gutes gehabt, denn nachdem ich meinen Ärger losgeworden bin, haben wir noch lange in der Küche gesessen und über unsere Lieblingsmusik geredet. Zum ersten Mal habe ich etwas von ‚Kontra K‘ gehört, einem Berliner Rapper, und ich muss schon sagen, dass mir sein Song ‚Letzte Träne‘ ziemlich unter die Haut gegangen ist. Jetzt höre ich ihn auch wieder. Die letzte Träne, die du hast, ich bin sie nicht wert, denn der Platz in meiner Brust ist leer.
Dieses Lied zu hören, ist absolut nicht sinnlos. Aber wohl das, was ich parallel dazu mache. Wie ich schon sagte, liege ich im Bett, höre über Kopfhörer Musik und spiele auf meinem Tablet. Ja, ich spiele digital. Lege Patiencen wie mein Vater, nur dass er es jeden Abend mit richtigen Spielkarten macht. Um zu entspannen, wie er sagt. Ich habe mir in letzter Zeit angewöhnt, Solitär zu spielen, um vor dem Einschlafen etwas runterzukommen. Lege Pik-Bube unter Karo-Dame, Herz-Ass links oben auf den Stapel und darauf dann Herz zwei, drei und so weiter, bis alle Farben links oben auf vier Stapeln liegen.
Wie kindisch ist das denn, oder werde ich alt, denke ich mir, aber Entspannung ist niemals eine Frage des Alters. Doch leider höre ich nach zwei oder drei Partien nicht auf. Während des Spiels bin ich noch relativ ruhig, doch sobald eine Partie vorbei ist und Zeit, Anzahl der Züge und Punktstand angezeigt werden, drücke ich sofort auf ‚Neues Spiel‘. Wie ein elendiger Junkie, nicht zu fassen. Eine halbe Stunde geht da leicht drauf, dabei bin ich durchaus noch bescheiden mit nur einem Spiel auf meinem Tablet. In kurzen Werbeunterbrechungen werden mir alle möglichen weiteren Angebote gemacht, Spider, Mahjong, Skat, Doppelkopf, Scrabble und verschiedene Gehirntrainingsspiele. Wie sinnlos ist das denn alles, wieviel Zeit soll ich denn noch für so einen Unsinn haben, denke ich mir und drücke schon wieder auf ‚Neues Spiel‘.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Das Sinnloseste dieser Woche
RAU
Rosa würde auf diese Frage sicherlich antworten, dass es der Kauf der neuen Schuhe gewesen ist. Die dritten dunkelblauen Stiefeletten! Die ersten sind mittlerweile schon recht ramponiert, das zweite Paar sieht toll aus, ist aber leider ein bisschen zu groß, und die neuen haben einen etwas zu hohen Absatz, aber sehen dermaßen klasse aus, dass sie sie mir gleich bei FaceTime vor die Kamera hält. Und günstig waren sie auch. Doch nun kann sie sie nicht tragen, weil sie drücken.
Zu Rosa fällt mir sofort eine Antwort auf die Frage nach dem Sinnlosesten ein, aber nicht für mich. Vielleicht bin ich schon zu müde, es ist kurz nach Mitternacht, ich liege im Bett und höre noch etwas Musik. Dabei kann ich schlecht behaupten, eine rundum vernünftige Person zu sein, die von morgens bis abends nur sinnvolle Dinge macht neben dem ganzen Alltagskram wie Schlafen, Essen, Waschen, Arbeiten, zur Arbeit kommen und von dort wieder weg.
Diese Woche habe ich nicht übermäßig viel getrunken und auch nicht zu viel gegessen, habe nichts gekauft und nicht einmal den Fernseher angehabt. Über Malu habe ich mich allerdings geärgert und ihr das auch gesagt. Es ging mal wieder um ihre ewige Wascherei. Seitdem sie bei mir wohnt, wirft sie jeden Abend meine Waschmaschine an, dass ich bald irre werde. Aber unser Zwist hat dann sogar etwas Gutes gehabt, denn nachdem ich meinen Ärger losgeworden bin, haben wir noch lange in der Küche gesessen und über unsere Lieblingsmusik geredet. Zum ersten Mal habe ich etwas von ‚Kontra K‘ gehört, einem Berliner Rapper, und ich muss schon sagen, dass mir sein Song ‚Letzte Träne‘ ziemlich unter die Haut gegangen ist. Jetzt höre ich ihn auch wieder. Die letzte Träne, die du hast, ich bin sie nicht wert, denn der Platz in meiner Brust ist leer.
Dieses Lied zu hören, ist absolut nicht sinnlos. Aber wohl das, was ich parallel dazu mache. Wie ich schon sagte, liege ich im Bett, höre über Kopfhörer Musik und spiele auf meinem Tablet. Ja, ich spiele digital. Lege Patiencen wie mein Vater, nur dass er es jeden Abend mit richtigen Spielkarten macht. Um zu entspannen, wie er sagt. Ich habe mir in letzter Zeit angewöhnt, Solitär zu spielen, um vor dem Einschlafen etwas runterzukommen. Lege Pik-Bube unter Karo-Dame, Herz-Ass links oben auf den Stapel und darauf dann Herz zwei, drei und so weiter, bis alle Farben links oben auf vier Stapeln liegen.
Wie kindisch ist das denn, oder werde ich alt, denke ich mir, aber Entspannung ist niemals eine Frage des Alters. Doch leider höre ich nach zwei oder drei Partien nicht auf. Während des Spiels bin ich noch relativ ruhig, doch sobald eine Partie vorbei ist und Zeit, Anzahl der Züge und Punktstand angezeigt werden, drücke ich sofort auf ‚Neues Spiel‘. Wie ein elendiger Junkie, nicht zu fassen. Eine halbe Stunde geht da leicht drauf, dabei bin ich durchaus noch bescheiden mit nur einem Spiel auf meinem Tablet. In kurzen Werbeunterbrechungen werden mir alle möglichen weiteren Angebote gemacht, Spider, Mahjong, Skat, Doppelkopf, Scrabble und verschiedene Gehirntrainingsspiele. Wie sinnlos ist das denn alles, wieviel Zeit soll ich denn noch für so einen Unsinn haben, denke ich mir und drücke schon wieder auf ‚Neues Spiel‘.