Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Zeit im Badezimmer
RAU
Du zuerst?
Klar, wie immer.
Kein Radio an und auch keine Musik.
Den Blick in den Spiegel meiden,
schweren Herzens das warme Nachthemd ablegen
und in die Dusche steigen.
Der Wasserstrahl auf der müden Haut,
warm und hart.
Augen zu
und an guten Tagen sogar singen.
Irgendwann siegt die Vernunft:
Wasser wird knapp,
und nur nicht verspätet in den Tag starten.
Abtrocknen und Eincremen,
nicht so genau hinsehen.
Die Zeiten sind vorbei, oder?
Was steht heute an?
Welche Kleidung passt dazu und überhaupt.
Nur nicht zu viele Fragen frühmorgens.
Lieber noch einmal über die Fußballen streichen,
dann Deo, Creme, Mascara, Rouge, Uhr und Ring,
rasch mit der Bürste durchs Haar.
Stärken für den Tag.
Ein schneller Blick aufs Thermometer,
es könnte auch mal wieder besser werden.
Bei fünfzehn Grad erlaubte Mutter früher Kniestrümpfe,
manche Zahlen verschwinden nie.
Schon hetzen die Gedanken durch den Tag,
wieder ein volles Programm
samt Abendtermin bis kurz vor Mitternacht.
Wird der Abschluss heute endlich gelingen?
Hat ihr Kollege wieder bessere Laune?
Wann meldet sich der Sohn endlich mal wieder?
Stopp. Stoooooooppppp.
Noch bin ich hier,
nur mit mir.
Nur ich allein.
Die Kastanie im Hof wiegt sich im Wind,
die Piepmätze singen schon.
Noch kurz an den Heizkörper lehnen
und im nackten Rücken die Wärme spüren.
Konrad macht bereits das Frühstück in der Küche,
die Tagestaktung hat längst begonnen.
Routinierte Abläufe
und mehr als genug zu tun.
Doch noch bin ich hier,
mit dem nackten Rücken am Heizkörper.
Elfeinhalb Minuten sind es bei mir,
jeden Morgen.
Elfeinhalb Minuten nur für mich alleine.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Zeit im Badezimmer
RAU
Du zuerst?
Klar, wie immer.
Kein Radio an und auch keine Musik.
Den Blick in den Spiegel meiden,
schweren Herzens das warme Nachthemd ablegen
und in die Dusche steigen.
Der Wasserstrahl auf der müden Haut,
warm und hart.
Augen zu
und an guten Tagen sogar singen.
Irgendwann siegt die Vernunft:
Wasser wird knapp,
und nur nicht verspätet in den Tag starten.
Abtrocknen und Eincremen,
nicht so genau hinsehen.
Die Zeiten sind vorbei, oder?
Was steht heute an?
Welche Kleidung passt dazu und überhaupt.
Nur nicht zu viele Fragen frühmorgens.
Lieber noch einmal über die Fußballen streichen,
dann Deo, Creme, Mascara, Rouge, Uhr und Ring,
rasch mit der Bürste durchs Haar.
Stärken für den Tag.
Ein schneller Blick aufs Thermometer,
es könnte auch mal wieder besser werden.
Bei fünfzehn Grad erlaubte Mutter früher Kniestrümpfe,
manche Zahlen verschwinden nie.
Schon hetzen die Gedanken durch den Tag,
wieder ein volles Programm
samt Abendtermin bis kurz vor Mitternacht.
Wird der Abschluss heute endlich gelingen?
Hat ihr Kollege wieder bessere Laune?
Wann meldet sich der Sohn endlich mal wieder?
Stopp. Stoooooooppppp.
Noch bin ich hier,
nur mit mir.
Nur ich allein.
Die Kastanie im Hof wiegt sich im Wind,
die Piepmätze singen schon.
Noch kurz an den Heizkörper lehnen
und im nackten Rücken die Wärme spüren.
Konrad macht bereits das Frühstück in der Küche,
die Tagestaktung hat längst begonnen.
Routinierte Abläufe
und mehr als genug zu tun.
Doch noch bin ich hier,
mit dem nackten Rücken am Heizkörper.
Elfeinhalb Minuten sind es bei mir,
jeden Morgen.
Elfeinhalb Minuten nur für mich alleine.