Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Viel Stoff
WIE
„Hast du noch lange zu tun?“, ruft sie aus der Küche.
„Kommt drauf an, wie ich vorankomme. Das Thema bietet viel zu viel Stoff, um sich so kurz zu fassen.“
Er ist weiterhin nur auf seinen Laptop konzentriert; um ihn herum liegen unzählige Hefte, Magazine und Notizzettel.
„Ich weiß, wenn du einmal erst anfängst zu schreiben, reicht der Stoff immer für einen ganzen Roman. Aber bist du sicher, dass sich die Leser genauso für den Stoff interessieren?“
Sie weiß, wovon sie spricht – kennt sie die Schmerzgrenze der Leserschaft doch genau, schließlich arbeitet sie für einen Verlag, der auf Garten- und Lifestylemagazine spezialisiert ist.
„Kommt drauf an, wie man den Stoff rüberbringt. Ich muss ihn richtig verpacken, Bezüge zur aktuellen Lage herstellen, Emotionen dürfen nicht fehlen – auch etwas Romantik und Spannung sollte drin sein.“
Er wühlt weiter mit einer Hand in den Unterlagen um sich herum, während die andere Hand mit der Maus scrollt.
„Sollst du nicht über die wichtigsten Versicherungen im Haushalt schreiben? Ist das so kompliziert? Sollen doch nur 1.000 Worte werden.“
„Ja, genau. Meine Chefin im Verlag stellt sich das immer so einfach vor. Ich bin zwar für wechselnde Themen am Wochenende im Boulevard zuständig, dennoch bekomme ich meistens alles Kompliziertere und Technischere zugeteilt.“
„Warum schreibst du nicht mal was über Stoffe und Mode, aus der Sicht eines Mannes? Außerdem tragen junge Männer immer weiblicher anmutende Schnitte und Stoffe, stelle ich fest. Ich kenne viele junge Männer, die sich sehr für Mode und Stoffe interessieren.“
„Ich gehöre auch dazu. Was glaubst du, was meine Oma früher alles genäht hat, wenn ich bei ihr war? Ich könnte etwas über Tanzschulen und Abschlussballkleider kurz nach dem Krieg schreiben, die aus altem Gardinenstoff geschneidert wurden.“
„Na hör mal, so alt bist du auch nicht, das hast du doch gar nicht selber mehr erlebt.“
„Aber meine Oma hat davon erzählt.“
„Du könntest auch mal was über die jungen Damen heutzutage schreiben, was die so anhaben an heißen Tagen, aus der Sicht eines Mannes. Obwohl sie ja mit Stoff gar nicht sparen müssen, wird doch alles äußerst knapp gehalten. Dafür wird im Fernen Osten von Kinderhänden mit heißer Nadel zusammen geschneidert.“
„Diesen Themenstoff lasse ich besser raus, vor allem im Wochenendboulevard. Das will keiner lesen.“
„Womit wir mal wieder genau bei dem Thema wären, das zwar wichtig ist, aber leider keinen interessiert.“
„Weil es alles andere als ein Unterhaltungsstoff ist.“
Texte zum Alltäglichen -
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Viel Stoff
WIE
„Hast du noch lange zu tun?“, ruft sie aus der Küche.
„Kommt drauf an, wie ich vorankomme. Das Thema bietet viel zu viel Stoff, um sich so kurz zu fassen.“
Er ist weiterhin nur auf seinen Laptop konzentriert; um ihn herum liegen unzählige Hefte, Magazine und Notizzettel.
„Ich weiß, wenn du einmal erst anfängst zu schreiben, reicht der Stoff immer für einen ganzen Roman. Aber bist du sicher, dass sich die Leser genauso für den Stoff interessieren?“
Sie weiß, wovon sie spricht – kennt sie die Schmerzgrenze der Leserschaft doch genau, schließlich arbeitet sie für einen Verlag, der auf Garten- und Lifestylemagazine spezialisiert ist.
„Kommt drauf an, wie man den Stoff rüberbringt. Ich muss ihn richtig verpacken, Bezüge zur aktuellen Lage herstellen, Emotionen dürfen nicht fehlen – auch etwas Romantik und Spannung sollte drin sein.“
Er wühlt weiter mit einer Hand in den Unterlagen um sich herum, während die andere Hand mit der Maus scrollt.
„Sollst du nicht über die wichtigsten Versicherungen im Haushalt schreiben? Ist das so kompliziert? Sollen doch nur 1.000 Worte werden.“
„Ja, genau. Meine Chefin im Verlag stellt sich das immer so einfach vor. Ich bin zwar für wechselnde Themen am Wochenende im Boulevard zuständig, dennoch bekomme ich meistens alles Kompliziertere und Technischere zugeteilt.“
„Warum schreibst du nicht mal was über Stoffe und Mode, aus der Sicht eines Mannes? Außerdem tragen junge Männer immer weiblicher anmutende Schnitte und Stoffe, stelle ich fest. Ich kenne viele junge Männer, die sich sehr für Mode und Stoffe interessieren.“
„Ich gehöre auch dazu. Was glaubst du, was meine Oma früher alles genäht hat, wenn ich bei ihr war? Ich könnte etwas über Tanzschulen und Abschlussballkleider kurz nach dem Krieg schreiben, die aus altem Gardinenstoff geschneidert wurden.“
„Na hör mal, so alt bist du auch nicht, das hast du doch gar nicht selber mehr erlebt.“
„Aber meine Oma hat davon erzählt.“
„Du könntest auch mal was über die jungen Damen heutzutage schreiben, was die so anhaben an heißen Tagen, aus der Sicht eines Mannes. Obwohl sie ja mit Stoff gar nicht sparen müssen, wird doch alles äußerst knapp gehalten. Dafür wird im Fernen Osten von Kinderhänden mit heißer Nadel zusammen geschneidert.“
„Diesen Themenstoff lasse ich besser raus, vor allem im Wochenendboulevard. Das will keiner lesen.“
„Womit wir mal wieder genau bei dem Thema wären, das zwar wichtig ist, aber leider keinen interessiert.“
„Weil es alles andere als ein Unterhaltungsstoff ist.“