Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Unfug
RAU
„Das gefällt mir, hast du es auch gehört?“, flüstert Noah und krault Balus Fell, „wie sie geschrien haben, als sie vorhin nach Hause gekommen sind? Schick wie immer, waren zum Geschäftsessen mit irgendwelchen wichtigen Kunden oder möglichen Auftraggebern, was weiß denn ich. Mir erzählen sie ja nichts davon, sagen immer nur ‚Wichtig. So wichtig. Ganz entscheidend wird das heute. Es steht Spitz auf Knopf. Wir müssen aufpassen, sie im Blick haben, sie zum richtigen Moment an den Haken nehmen.‘ Als ob sie jemals geangelt hätten.
Wie sie immer so reden, aber so sprechen eben Große. Zu mir reden sie anders. ‚Mein Süßer, komm her, ich habe dir auch was mitgebracht. Ghada hat gesagt, dass du brav gewesen bist, ich hab‘ dich so lieb, ganz doll lieb.
Wenn ich Ghada nicht hätte, wäre ich wohl aufgeschmissen, und ohne dich auch, Balu. Du bist der beste Hund der Welt. Zu dir lege ich mich gerne, dann kuschele ich mich an dich, so wie jetzt auch, streichele dich ganz lange, und wir sehen zu, wie Ghada staubsaugt, die Wäsche aufhängt und das Abendessen macht.
Ghada, du und ich, wir sind die Familie, da stören die Eltern nur. Die morgens frisch geduscht und top angezogen noch schnell im Stehen ihren Kaffee trinken und dabei auf ihre iPhones starren, mir rasch einen Kuss auf den Mund drücken und mit ihren Fingern durchs Haar fahren – das mag ich überhaupt nicht -, in ihre Autos springen, abends nach Hause kommen und meinen, dass wir jetzt noch was spielen können. Oder sie müssen leider doch noch zu irgendeinem wichtigen Essen mit Kunden oder noch ins Theater oder in ein gerade angesagtes Restaurant. Dabei ist Ghada die beste Köchin der Welt. Vielleicht sollten sie gleich in der Firma wohnen? Und Ghada und ich suchen noch eine Schwester für uns, Balu? Das wäre schön.
Du hast sie auch gehört, nicht wahr? Wie sie über das Mehl auf dem Boden geflucht haben, das da überall lag? War das eine Freude, es vorhin noch schnell zu verstreuen. Letzte Woche habe ich Zucker genommen, echten Bio-Rohrzucker, der war sicher nicht billig, aber Geld ist ja bei uns nicht das Problem.
Ach Balu, wie schön weich du bist, komm her, jetzt schlafen wir ganz schnell ein, und ich denke mir fürs nächste Mal wieder was Schönes aus.“
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RAU
„Das gefällt mir, hast du es auch gehört?“, flüstert Noah und krault Balus Fell, „wie sie geschrien haben, als sie vorhin nach Hause gekommen sind? Schick wie immer, waren zum Geschäftsessen mit irgendwelchen wichtigen Kunden oder möglichen Auftraggebern, was weiß denn ich. Mir erzählen sie ja nichts davon, sagen immer nur ‚Wichtig. So wichtig. Ganz entscheidend wird das heute. Es steht Spitz auf Knopf. Wir müssen aufpassen, sie im Blick haben, sie zum richtigen Moment an den Haken nehmen.‘ Als ob sie jemals geangelt hätten.
Wie sie immer so reden, aber so sprechen eben Große. Zu mir reden sie anders. ‚Mein Süßer, komm her, ich habe dir auch was mitgebracht. Ghada hat gesagt, dass du brav gewesen bist, ich hab‘ dich so lieb, ganz doll lieb.
Wenn ich Ghada nicht hätte, wäre ich wohl aufgeschmissen, und ohne dich auch, Balu. Du bist der beste Hund der Welt. Zu dir lege ich mich gerne, dann kuschele ich mich an dich, so wie jetzt auch, streichele dich ganz lange, und wir sehen zu, wie Ghada staubsaugt, die Wäsche aufhängt und das Abendessen macht.
Ghada, du und ich, wir sind die Familie, da stören die Eltern nur. Die morgens frisch geduscht und top angezogen noch schnell im Stehen ihren Kaffee trinken und dabei auf ihre iPhones starren, mir rasch einen Kuss auf den Mund drücken und mit ihren Fingern durchs Haar fahren – das mag ich überhaupt nicht -, in ihre Autos springen, abends nach Hause kommen und meinen, dass wir jetzt noch was spielen können. Oder sie müssen leider doch noch zu irgendeinem wichtigen Essen mit Kunden oder noch ins Theater oder in ein gerade angesagtes Restaurant. Dabei ist Ghada die beste Köchin der Welt. Vielleicht sollten sie gleich in der Firma wohnen? Und Ghada und ich suchen noch eine Schwester für uns, Balu? Das wäre schön.
Du hast sie auch gehört, nicht wahr? Wie sie über das Mehl auf dem Boden geflucht haben, das da überall lag? War das eine Freude, es vorhin noch schnell zu verstreuen. Letzte Woche habe ich Zucker genommen, echten Bio-Rohrzucker, der war sicher nicht billig, aber Geld ist ja bei uns nicht das Problem.
Ach Balu, wie schön weich du bist, komm her, jetzt schlafen wir ganz schnell ein, und ich denke mir fürs nächste Mal wieder was Schönes aus.“