Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Unfug
WIE
„Was für ein Unfug“ klang es laut und energisch im Wartebereich des Flughafens, so dass ich mich unweigerlich umdrehte, um heraus zu bekommen, wer und was Anlass für diesen Ausruf war. Als Roger, Student aus den USA, den ich zu seinem Rückflug begleitete, mich mit dem so vertrauten amerikanischem Akzent fragte:“ Was ist das, Unfug?“
Und tatsächlich, mir war nicht klar, wie man dieses spezielle Wort spontan erklären könnte. Sicherlich, ein wichtiges Wort in der deutschen Sprache, aber auch kein Wunder, dass es im Wortschatz eines Amerikaners nach mehreren Semestern an einer deutschen Universität noch nicht vorgekommen war.
„Unfug, eine gute Frage, I think, you call ist mischief“, beginne ich zu erklären, um mich sogleich zu fragen, ob das wirklich das Gleiche ist. Man bräuchte jetzt typische Beispiele für Unfug, um das abzuklären. Aber reichen da ein paar kleine Beispiele aus der Welt der Kinderstreiche? So wie wir früher, wenn wir draußen spielten, die Warnung hörten: „Und macht keinen Unfug.“ Aber was war damit gemeint, keinen Unfug machen? Typischer Unfug war zum Beispiel das Schellemännchen. Aber wenn ich jetzt davon anfange, müsste ich erst mal klären, was Schellemännchen ist, denn wer kennt das noch im Zeitalter von Smartphone- und Home?
Unfug, mein Gott, was haben wir damals alles für einen Unfug gemacht, schwärme ich innerlich vor mich hin und weiß, wie skeptisch ich werde, wenn jemand von sich behauptet, noch nie in seinem Leben Unfug gemacht zu haben.
Unfug, das ist zwar etwas Überflüssiges, Sinnloses. Aber nicht ganz, irgendwie hat das auch mit Mutprobe zu tun, ein bisschen mit dem Feuer, mit dem Wasser spielen, ein bisschen Klettern, Springen, Verstecken. Aber auch mit Erschrecken, ein wenig Unruhestiften, Rebellion. So wird selbst gröberer Unfug jungen Männern zugestanden und ist in manchen Regionen unter dem Motto „Sitten und Gebräuche“ sehr beliebt. An einem Tag im Jahr ist ein bestimmter Unfug erlaubt, solange sich alle genau an die Regeln des Unfug-Machens halten.
So viel steckt in dem Wort Unfug, denke ich und suche immer noch nach der richtigen Übersetzung für Roger. Gibt es vielleicht gar keinen Unfug im Amerikanischen? Aber was war mit Trump, hätte er nach der Erstürmung des Kapitols nach seiner verlorenen Wahl nicht gerne alles alsUnfug abgetan? Als Übermut, als lausigen Bengelstreich? Die obersten Richter haben das anders gesehen.
Gerade eben ruft ein Fluggast: „Was soll der Unfug!“ Wahrscheinlich nur, um seinen Ärger über eine Bestimmung, eine Regelung zum Ausdruck zu bringen. Etwas völlig Unnötiges, Widersprüchliches, was jeden gestressten Fluggast auf die Palme bringt. So was gibt es doch auf der ganzen Welt.
„Ich glaube, ich weiß jetzt, was Unfug ist,“ hörte ich Roger in seinem amerikanischen Slang sagen, mit einem Lächeln auf den Lippen: „Diese bunten Bänder, die ihr Deutschen um eure Koffer schnallt, obwohl die schon abgeschlossen sind, das ist Unfug, wie Gürtel und Hosenträger zusammen.“
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Unfug
WIE
„Was für ein Unfug“ klang es laut und energisch im Wartebereich des Flughafens, so dass ich mich unweigerlich umdrehte, um heraus zu bekommen, wer und was Anlass für diesen Ausruf war. Als Roger, Student aus den USA, den ich zu seinem Rückflug begleitete, mich mit dem so vertrauten amerikanischem Akzent fragte:“ Was ist das, Unfug?“
Und tatsächlich, mir war nicht klar, wie man dieses spezielle Wort spontan erklären könnte. Sicherlich, ein wichtiges Wort in der deutschen Sprache, aber auch kein Wunder, dass es im Wortschatz eines Amerikaners nach mehreren Semestern an einer deutschen Universität noch nicht vorgekommen war.
„Unfug, eine gute Frage, I think, you call ist mischief“, beginne ich zu erklären, um mich sogleich zu fragen, ob das wirklich das Gleiche ist. Man bräuchte jetzt typische Beispiele für Unfug, um das abzuklären. Aber reichen da ein paar kleine Beispiele aus der Welt der Kinderstreiche? So wie wir früher, wenn wir draußen spielten, die Warnung hörten: „Und macht keinen Unfug.“ Aber was war damit gemeint, keinen Unfug machen? Typischer Unfug war zum Beispiel das Schellemännchen. Aber wenn ich jetzt davon anfange, müsste ich erst mal klären, was Schellemännchen ist, denn wer kennt das noch im Zeitalter von Smartphone- und Home?
Unfug, mein Gott, was haben wir damals alles für einen Unfug gemacht, schwärme ich innerlich vor mich hin und weiß, wie skeptisch ich werde, wenn jemand von sich behauptet, noch nie in seinem Leben Unfug gemacht zu haben.
Unfug, das ist zwar etwas Überflüssiges, Sinnloses. Aber nicht ganz, irgendwie hat das auch mit Mutprobe zu tun, ein bisschen mit dem Feuer, mit dem Wasser spielen, ein bisschen Klettern, Springen, Verstecken. Aber auch mit Erschrecken, ein wenig Unruhestiften, Rebellion. So wird selbst gröberer Unfug jungen Männern zugestanden und ist in manchen Regionen unter dem Motto „Sitten und Gebräuche“ sehr beliebt. An einem Tag im Jahr ist ein bestimmter Unfug erlaubt, solange sich alle genau an die Regeln des Unfug-Machens halten.
So viel steckt in dem Wort Unfug, denke ich und suche immer noch nach der richtigen Übersetzung für Roger. Gibt es vielleicht gar keinen Unfug im Amerikanischen? Aber was war mit Trump, hätte er nach der Erstürmung des Kapitols nach seiner verlorenen Wahl nicht gerne alles alsUnfug abgetan? Als Übermut, als lausigen Bengelstreich? Die obersten Richter haben das anders gesehen.
Gerade eben ruft ein Fluggast: „Was soll der Unfug!“ Wahrscheinlich nur, um seinen Ärger über eine Bestimmung, eine Regelung zum Ausdruck zu bringen. Etwas völlig Unnötiges, Widersprüchliches, was jeden gestressten Fluggast auf die Palme bringt. So was gibt es doch auf der ganzen Welt.
„Ich glaube, ich weiß jetzt, was Unfug ist,“ hörte ich Roger in seinem amerikanischen Slang sagen, mit einem Lächeln auf den Lippen: „Diese bunten Bänder, die ihr Deutschen um eure Koffer schnallt, obwohl die schon abgeschlossen sind, das ist Unfug, wie Gürtel und Hosenträger zusammen.“