Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Schnell mal
RAU
Konrad ist langsam, er weiß es selbst. Macht alles mit Bedacht und überlegt. Morgens im Bad und dann in der Küche, Kaffee aufsetzen, Brot schneiden, Tisch decken, damit beginnt sein Tag. Eins nach dem anderen, nicht langsam, aber konzentriert. Dabei ist er bei sich.
Das bewundere ich an ihm, meistens zumindest. Vor allem wenn es in unserem Leben gerade mal wieder nicht so ruhig zugeht. Wenn die Spülmaschine defekt ist, der Wasserhahn tropft, mein Rad einen Platten hat, Felix Geld braucht, Anna mit unserem Wagen einen Unfall hatte, Maja Liebeskummer hat, und ich Ärger mit meinem Chef habe, da kommt ja immer Einiges zusammen in einer Familie. Konrad ist da, ist unser Fels in der Brandung, fährt uns sicher durch die Nacht. Diese Liedzeile von Kontra K fällt mir dazu ein, ein erstaunlich ehrlicher Song über seinen Vater. Ob auch Felix solche Sätze denkt über Konrad?
Da ist nie ein Fluchen, kein hektisches mit den Töpfen klappern oder Werkzeuge hinschmeißen, auch in seiner Arbeit läuft natürlich längst nicht alles rund, aber Konrad nimmt es irgendwie stoisch. Selbst das Internet und die schnellen Nachrichtenfluten machen ihn nicht kirre. Wie er das macht? Vielleicht machen es ja seine Gene mit ihm, und es liegt in seinem Naturell, mit Erziehung bekommt das nicht hin.
Manchmal ärgern mich natürlich auch seine Ruhe und ewige Bedachtheit. Wenn ich auch so wäre, wären wir vielleicht schon längst eingeschlafen, denke ich mir, wären wir aber zwei Schnelle, hätten wir uns womöglich schon längst verstolpert. Vielleicht brauchen Paare unterschiedliche Tempi, brauchen Schildkröte und Hase.
Ich bin der Hase, laufe gerne schnell und oft zickzack. Bin häufig im Kopf schon mindestens zwei Kilometer voran und selten im Hier. Mache zu viele Dinge gleichzeitig und vergesse das Atmen dabei, denke oft, nicht genügend Zeit und zu viel um die Ohren zu haben, aber zum Eigentlichen doch nicht zu kommen. Stürze auch schon mal. Habe deshalb schon einige Narben an Knien, am Schienbein, auf der Stirn und an den Armen, hatte dann letztes Jahr auch diesen schlimmen Unfall mit dem Rad. Möchte es häufig anders, langsamer machen, schaffe es aber nicht. Sind eben meine Gene, sage ich mir dann und klopfe wohlwollend auf meine Hasenpfoten.
Auf Konrads Hilfe brauche ich in dringenden Fällen nicht unbedingt zu hoffen.
„Kannst du bitte schnell mal?“
Auf diesem Ohr hört er ganz schlecht. Ist meistens ganz gut für uns.
Texte zum Alltäglichen -
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Schnell mal
RAU
Konrad ist langsam, er weiß es selbst. Macht alles mit Bedacht und überlegt. Morgens im Bad und dann in der Küche, Kaffee aufsetzen, Brot schneiden, Tisch decken, damit beginnt sein Tag. Eins nach dem anderen, nicht langsam, aber konzentriert. Dabei ist er bei sich.
Das bewundere ich an ihm, meistens zumindest. Vor allem wenn es in unserem Leben gerade mal wieder nicht so ruhig zugeht. Wenn die Spülmaschine defekt ist, der Wasserhahn tropft, mein Rad einen Platten hat, Felix Geld braucht, Anna mit unserem Wagen einen Unfall hatte, Maja Liebeskummer hat, und ich Ärger mit meinem Chef habe, da kommt ja immer Einiges zusammen in einer Familie. Konrad ist da, ist unser Fels in der Brandung, fährt uns sicher durch die Nacht. Diese Liedzeile von Kontra K fällt mir dazu ein, ein erstaunlich ehrlicher Song über seinen Vater. Ob auch Felix solche Sätze denkt über Konrad?
Da ist nie ein Fluchen, kein hektisches mit den Töpfen klappern oder Werkzeuge hinschmeißen, auch in seiner Arbeit läuft natürlich längst nicht alles rund, aber Konrad nimmt es irgendwie stoisch. Selbst das Internet und die schnellen Nachrichtenfluten machen ihn nicht kirre. Wie er das macht? Vielleicht machen es ja seine Gene mit ihm, und es liegt in seinem Naturell, mit Erziehung bekommt das nicht hin.
Manchmal ärgern mich natürlich auch seine Ruhe und ewige Bedachtheit. Wenn ich auch so wäre, wären wir vielleicht schon längst eingeschlafen, denke ich mir, wären wir aber zwei Schnelle, hätten wir uns womöglich schon längst verstolpert. Vielleicht brauchen Paare unterschiedliche Tempi, brauchen Schildkröte und Hase.
Ich bin der Hase, laufe gerne schnell und oft zickzack. Bin häufig im Kopf schon mindestens zwei Kilometer voran und selten im Hier. Mache zu viele Dinge gleichzeitig und vergesse das Atmen dabei, denke oft, nicht genügend Zeit und zu viel um die Ohren zu haben, aber zum Eigentlichen doch nicht zu kommen. Stürze auch schon mal. Habe deshalb schon einige Narben an Knien, am Schienbein, auf der Stirn und an den Armen, hatte dann letztes Jahr auch diesen schlimmen Unfall mit dem Rad. Möchte es häufig anders, langsamer machen, schaffe es aber nicht. Sind eben meine Gene, sage ich mir dann und klopfe wohlwollend auf meine Hasenpfoten.
Auf Konrads Hilfe brauche ich in dringenden Fällen nicht unbedingt zu hoffen.
„Kannst du bitte schnell mal?“
Auf diesem Ohr hört er ganz schlecht. Ist meistens ganz gut für uns.