Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Schlechte Laune
WIE
Es gibt Morgen, an denen nichts stimmt, alles quer liegt und die Unvollkommenheit der Welt sich offenbart, bevor der Tag überhaupt richtig begonnen hat. Für diese schlechte Laune bin nicht ich verantwortlich, dafür gibt es triftige Gründe. Das fängt mit den ersten drei Überschriften der Zeitung an, die mir auf dem Weg vom Briefkasten in den Wäschekeller ins Auge fallen. Und wenn ich dann mit einem Stapel frischer Wäsche unter dem Arm und einem Sack Katzenstreu in der Hand auf der Treppe nach oben erst drei weiße Handtücher verliere und dann auch noch die Werbeeinlagen aus der Zeitung fallen, während ich mit dem Ellenbogen den Lichtschalter bedienen will, ist die schlechte Laune bereits besiegelt.
Was hilft es dann noch, am Frühstückstisch die Themen aus Politik, Wirtschaft und der Region näher zu studieren, im Glauben, es sei eine leichte Ablenkung damit möglich. Die Aussichten, von denen ich lese, sind alles andere als rosig. Gravierende Straßen-, Autobahn- und Brückensanierungen für die nächsten Jahre direkt vor der Tür, Preissteigerungen, Fachkräftemangel, Überalterung der Gesellschaft und eine Generation von Grundschulkindern, die kaum noch lesen lernt.
Ich frage mich, wieso ich auf Kaffee und Marmelade auf Weizenbrötchen verzichte, stattdessen Müsli, Obst, Wasser und Tee zu mir nehme, aber die toxische Mischung der Zeitung ungefiltert in mich hineinschlinge. Glücklicherweise gibt es ja noch die Werbebeilagen, denke ich. Die werden etwas frischen Wind ins Gemüt bringen. Zum Beispiel über neue Leuchten des Baumarktes. Die versprechen mehr Helligkeit für jeden Tag, tragen regelrecht zur Erleuchtung bei. Ich merke, dass ich modernem Lichtdesign wenig abgewinnen kann, vor allem wenn LED-Technik heutzutage alles in farbiges Licht eintaucht, denn ich bin nicht der Typ für Kirmesbeleuchtung in den eigenen vier Wänden.
In der nächsten Werbebeilage einer Tierhandlung wird mir empfohlen, es meiner Katze besser gehen lassen, das freut nämlich auch den Katzenbesitzer. Darum bieten sie aufwendige Kratzbäume zum halben Preis an. Ich weiß aber, dass Katzen sich nicht gerne vorschreiben lässt, wo sie kratzen soll und auch an Sonderangeboten wenig interessiert ist.
Eine Beilage der Polsterwelt will mir klar machen, es mit einem Sofas zu probieren, auf dem man so richtig lümmeln kann. Mit unzähligen variablen Sitz- und Liegeeinstellungen. Das soll so viel Abwechslung in die Gemütlichkeit bringen, dass man alles Elend auf der Welt schnell vergisst. Ich denke nur, auf jeden Fall darf man dabei nicht die Tageszeitung lesen, besser Zeitschriften wie Landlust oder Schöner-Wohnen.
Auch das Sortiment an Wohlfühl-Accessoires aus dem Drogeriemarkt will nicht so richtig greifen. Nackenmassagegeräte, akkugeladene Fusssohlenmassagematten, ein Keilkissen für den Alltag am Schreibtisch, überhaupt, alles gegen Verspannung und schlechte Haltung, die ja auch irgendwie mit schlechter Laune zusammenhängen soll. Aber bringt es das wirklich, habe ich nicht erst vor kurzem ganz ähnliche Artikel bei mir im Keller gefunden, abgestellt und so gut wie ungebraucht?
Kurzentschlossen falte ich alles bedruckte Papier auf dem Frühstückstisch zusammen und nehme einen Kugelschreiber und kleinen Zettel zur Hand. Vielleicht sollte ich über schlechte Laune im Allgemeinen und über mein Verhältnis zu Zeitungsbeilagen im Speziellen schreiben.
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Schlechte Laune
WIE
Es gibt Morgen, an denen nichts stimmt, alles quer liegt und die Unvollkommenheit der Welt sich offenbart, bevor der Tag überhaupt richtig begonnen hat. Für diese schlechte Laune bin nicht ich verantwortlich, dafür gibt es triftige Gründe. Das fängt mit den ersten drei Überschriften der Zeitung an, die mir auf dem Weg vom Briefkasten in den Wäschekeller ins Auge fallen. Und wenn ich dann mit einem Stapel frischer Wäsche unter dem Arm und einem Sack Katzenstreu in der Hand auf der Treppe nach oben erst drei weiße Handtücher verliere und dann auch noch die Werbeeinlagen aus der Zeitung fallen, während ich mit dem Ellenbogen den Lichtschalter bedienen will, ist die schlechte Laune bereits besiegelt.
Was hilft es dann noch, am Frühstückstisch die Themen aus Politik, Wirtschaft und der Region näher zu studieren, im Glauben, es sei eine leichte Ablenkung damit möglich. Die Aussichten, von denen ich lese, sind alles andere als rosig. Gravierende Straßen-, Autobahn- und Brückensanierungen für die nächsten Jahre direkt vor der Tür, Preissteigerungen, Fachkräftemangel, Überalterung der Gesellschaft und eine Generation von Grundschulkindern, die kaum noch lesen lernt.
Ich frage mich, wieso ich auf Kaffee und Marmelade auf Weizenbrötchen verzichte, stattdessen Müsli, Obst, Wasser und Tee zu mir nehme, aber die toxische Mischung der Zeitung ungefiltert in mich hineinschlinge. Glücklicherweise gibt es ja noch die Werbebeilagen, denke ich. Die werden etwas frischen Wind ins Gemüt bringen. Zum Beispiel über neue Leuchten des Baumarktes. Die versprechen mehr Helligkeit für jeden Tag, tragen regelrecht zur Erleuchtung bei. Ich merke, dass ich modernem Lichtdesign wenig abgewinnen kann, vor allem wenn LED-Technik heutzutage alles in farbiges Licht eintaucht, denn ich bin nicht der Typ für Kirmesbeleuchtung in den eigenen vier Wänden.
In der nächsten Werbebeilage einer Tierhandlung wird mir empfohlen, es meiner Katze besser gehen lassen, das freut nämlich auch den Katzenbesitzer. Darum bieten sie aufwendige Kratzbäume zum halben Preis an. Ich weiß aber, dass Katzen sich nicht gerne vorschreiben lässt, wo sie kratzen soll und auch an Sonderangeboten wenig interessiert ist.
Eine Beilage der Polsterwelt will mir klar machen, es mit einem Sofas zu probieren, auf dem man so richtig lümmeln kann. Mit unzähligen variablen Sitz- und Liegeeinstellungen. Das soll so viel Abwechslung in die Gemütlichkeit bringen, dass man alles Elend auf der Welt schnell vergisst. Ich denke nur, auf jeden Fall darf man dabei nicht die Tageszeitung lesen, besser Zeitschriften wie Landlust oder Schöner-Wohnen.
Auch das Sortiment an Wohlfühl-Accessoires aus dem Drogeriemarkt will nicht so richtig greifen. Nackenmassagegeräte, akkugeladene Fusssohlenmassagematten, ein Keilkissen für den Alltag am Schreibtisch, überhaupt, alles gegen Verspannung und schlechte Haltung, die ja auch irgendwie mit schlechter Laune zusammenhängen soll. Aber bringt es das wirklich, habe ich nicht erst vor kurzem ganz ähnliche Artikel bei mir im Keller gefunden, abgestellt und so gut wie ungebraucht?
Kurzentschlossen falte ich alles bedruckte Papier auf dem Frühstückstisch zusammen und nehme einen Kugelschreiber und kleinen Zettel zur Hand. Vielleicht sollte ich über schlechte Laune im Allgemeinen und über mein Verhältnis zu Zeitungsbeilagen im Speziellen schreiben.