Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Runterkommen
RAU
„Er ruft schon, hörst du ihn Balu? Hab' aber noch gar keinen großen Appetit, möchte lieber noch weiterspielen. Endlich habe ich die Polizeistation fertig, nun brauchen wir noch die Garagen. Was meinst du, werden fünf reichen? So viele Polizeiautos habe ich, aber ich möchte mir ja zum Geburtstag noch eines wünschen, dann haben wir jeder drei. Auf diese Polizeistation habe ich mich schon so lange gefreut, nun ist sie endlich fertig, zum Glück hat es in den letzten Tagen nur geregnet, und ich musste nicht raus. Regen ist doch was Tolles. Jetzt bauen wir die Garagen, eine in jeder Farbe? Das sieht bestimmt lustig aus, eine grüne neben einer weißen, dann eine rote, eine blaue, eine gelbe und eine schwarze. Macht sechs Garagen …“
„Noah, kommst du?"
„Ja, gleich."
Jetzt macht Papa einmal in der Woche Abendbrot und meint doch tatsächlich, dass wir gleich dastehen, sobald er ruft. Typisch Papa, einmal in der Woche ist er abends da, und wir sollen gleich antreten wie die Soldaten. Dabei wird ja gar nichts kalt, Brot, Käse und Schinken können ruhig noch etwas warten.
„Noah, Balu, runterkommen!“
„Hörst du, wie ärgerlich er schon klingt? Soll er ruhig noch ein bisschen zappeln, letzten Sonntag hat er uns auch hängen lassen. Wollte mit uns zum Drachensteigen gehen, hatte er hoch und heilig versprochen, und dann musste er doch wieder arbeiten. Ganz wichtige Sachen machen, wie er gesagt hat, den ganzen Sonntag hat er in seinem Arbeitszimmer gesessen und sich nicht die Bohne um uns gekümmert. Noch nicht mal entschuldigt hat er sich, dass aus dem Drachensteigen nichts geworden ist. Lassen wir ihn also jetzt ein wenig zappeln, das ist ein schönes Wort.
Mama benutzt es auch, sie ist wieder in ihrer Zappelbude, wie Papa vorhin gesagt hat. Einmal in der Woche, immer Donnerstagabends, geht sie zum Sport in ein Studio, keine Ahnung, was sie da macht. Yoga oder Pilates oder ganz lange auf einem Rad strampeln, sie brauche das zum Runterkommen, sagt sie. Was das wohl heißt? Sicherlich nicht das, was Papa jetzt meint. Deutsche Sprache ist schon schwierig, sei froh, dass du sie nie lernen musst, Balu. Komm her, lass Dich kraulen, Du bist so schön weich, warum können wir zwei beide es uns eigentlich nicht alleine schön machen? Wozu brauchen wir die Großen eigentlich?“
„Noah, Balu! Kommt endlich runter!“
„Ja, ist schon gut. Hörst du, jetzt klingt er richtig sauer. Lass uns gehen, ich werde ein Käsebrot essen, du kriegst dein Fressen, und sicherlich sind noch Leckerlies in der Schublade, und dann wartet unten vor dem Kamin deine weiche Decke auf dich. Wenn ich fertig gegessen habe, lege ich mich ein bisschen zu Dir, versprochen. Bist doch mein allerbester Freund.“
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Runterkommen
RAU
„Er ruft schon, hörst du ihn Balu? Hab' aber noch gar keinen großen Appetit, möchte lieber noch weiterspielen. Endlich habe ich die Polizeistation fertig, nun brauchen wir noch die Garagen. Was meinst du, werden fünf reichen? So viele Polizeiautos habe ich, aber ich möchte mir ja zum Geburtstag noch eines wünschen, dann haben wir jeder drei. Auf diese Polizeistation habe ich mich schon so lange gefreut, nun ist sie endlich fertig, zum Glück hat es in den letzten Tagen nur geregnet, und ich musste nicht raus. Regen ist doch was Tolles. Jetzt bauen wir die Garagen, eine in jeder Farbe? Das sieht bestimmt lustig aus, eine grüne neben einer weißen, dann eine rote, eine blaue, eine gelbe und eine schwarze. Macht sechs Garagen …“
„Noah, kommst du?"
„Ja, gleich."
Jetzt macht Papa einmal in der Woche Abendbrot und meint doch tatsächlich, dass wir gleich dastehen, sobald er ruft. Typisch Papa, einmal in der Woche ist er abends da, und wir sollen gleich antreten wie die Soldaten. Dabei wird ja gar nichts kalt, Brot, Käse und Schinken können ruhig noch etwas warten.
„Noah, Balu, runterkommen!“
„Hörst du, wie ärgerlich er schon klingt? Soll er ruhig noch ein bisschen zappeln, letzten Sonntag hat er uns auch hängen lassen. Wollte mit uns zum Drachensteigen gehen, hatte er hoch und heilig versprochen, und dann musste er doch wieder arbeiten. Ganz wichtige Sachen machen, wie er gesagt hat, den ganzen Sonntag hat er in seinem Arbeitszimmer gesessen und sich nicht die Bohne um uns gekümmert. Noch nicht mal entschuldigt hat er sich, dass aus dem Drachensteigen nichts geworden ist. Lassen wir ihn also jetzt ein wenig zappeln, das ist ein schönes Wort.
Mama benutzt es auch, sie ist wieder in ihrer Zappelbude, wie Papa vorhin gesagt hat. Einmal in der Woche, immer Donnerstagabends, geht sie zum Sport in ein Studio, keine Ahnung, was sie da macht. Yoga oder Pilates oder ganz lange auf einem Rad strampeln, sie brauche das zum Runterkommen, sagt sie. Was das wohl heißt? Sicherlich nicht das, was Papa jetzt meint. Deutsche Sprache ist schon schwierig, sei froh, dass du sie nie lernen musst, Balu. Komm her, lass Dich kraulen, Du bist so schön weich, warum können wir zwei beide es uns eigentlich nicht alleine schön machen? Wozu brauchen wir die Großen eigentlich?“
„Noah, Balu! Kommt endlich runter!“
„Ja, ist schon gut. Hörst du, jetzt klingt er richtig sauer. Lass uns gehen, ich werde ein Käsebrot essen, du kriegst dein Fressen, und sicherlich sind noch Leckerlies in der Schublade, und dann wartet unten vor dem Kamin deine weiche Decke auf dich. Wenn ich fertig gegessen habe, lege ich mich ein bisschen zu Dir, versprochen. Bist doch mein allerbester Freund.“