Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Ruhe
RAU
… vor dem Sturm oder einfach so? Wie soll sie sich entscheiden? Erstmal langsam sortieren, das hat sie gelernt und hilft immer. Und ans Gegenteil denken, das hilft auch. Laute Stimmen von Balkonen oder Nebentischen, Baustellenlärm, Autoverkehr und fremde Musik machen sie unruhig und nerven. Kinderstimmen vom Spielplatz, Lustgestöhne aus den Nachbarwohnungen, Krähengeschrei und Meeresrauschen gehören komischerweise nicht dazu, sondern sie erheitern und beruhigen.
Aufnahme! Ruhe bitte! So steht es vor jedem Studio, wenn‘s los geht. Dann ist Konzentration für das Wesentliche gefragt. Was das bei ihr gerade ist, kann sie gar nicht so leicht beantworten. Äußere Ruhe, die braucht sie auf jeden Fall mehr, als sie zugibt. Fühlt sich bei diesem Wunsch fast schon alt oder leicht krank. Bucht aber deshalb nicht gleich eine Schweigewoche im Kloster, noch nicht.
Ist Ruhe auch gleich Stille? Sie weiß es nicht, denkt aber, dass sie in der äußeren Stille vor lauter innerer Unruhe auch fast kaputtgehen könnte. Und wie findet sie die innere Ruhe? Ist es so etwas wie Wohlbefinden, im Reinen sein mit sich? Wie wäre das schön, denkt sie und sieht auf die Uhr.
In einer halben Stunde ist das Meeting mit dem wirklich ziemlich anstrengenden Kunden für einen Megaauftrag. Leider hat er diese stets zu laute, etwas herrische Stimme. Sicherlich werden sie zwei bis drei Stunden brauchen, um den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Stefan, ihr Chef, ist siegessicher. Und zum Glück brüllt er nicht gegen die laute Stimme auch noch lauter an. Sie wird ihre Strategie auf Folien erklären und dann die beiden Machos machen lassen. Allenfalls schlichten, wenn sie sich verhaken.
Herrje, sie wird langsam zu alt und auch zu müde für diese Art von Job, warum sucht sie sich nicht was Neues? Nur was? Sobald sie anfängt, darüber nachzudenken, wirbelt es in ihrem Körper nur so herum, kehrt sich das Unterste nach oben und wieder zurück oder links- und rechtsherum. Der Job verschafft ihr keine Ruhe und Gedanken um einen Ausstieg vergrößern die Unruhe. Also sitzt sie weiter ruhelos im Hamsterrad und findet keinen Ausgang.
‚Ruhe sanft‘. Das steht auf vielen Grabsteinen, auch auf den Gräbern neben dem ihrer Eltern. Sie haben ein schlichtes ‚Danke für alles‘ eingravieren lassen. Warum sie jetzt daran denkt? Weil sie Angst hat, dass es schneller gehen könnte, und sie doch noch längst nicht dafür bereit ist. Nur etwas bis sehr erschöpft ist sie und möchte doch nur ein bisschen mehr Ruhe haben von allem und auch von all dem tief in ihr drinnen. Morgen wird sie mal ihre Hausärztin anrufen.
Texte zum Alltäglichen -
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Ruhe
RAU
… vor dem Sturm oder einfach so? Wie soll sie sich entscheiden? Erstmal langsam sortieren, das hat sie gelernt und hilft immer. Und ans Gegenteil denken, das hilft auch. Laute Stimmen von Balkonen oder Nebentischen, Baustellenlärm, Autoverkehr und fremde Musik machen sie unruhig und nerven. Kinderstimmen vom Spielplatz, Lustgestöhne aus den Nachbarwohnungen, Krähengeschrei und Meeresrauschen gehören komischerweise nicht dazu, sondern sie erheitern und beruhigen.
Aufnahme! Ruhe bitte! So steht es vor jedem Studio, wenn‘s los geht. Dann ist Konzentration für das Wesentliche gefragt. Was das bei ihr gerade ist, kann sie gar nicht so leicht beantworten. Äußere Ruhe, die braucht sie auf jeden Fall mehr, als sie zugibt. Fühlt sich bei diesem Wunsch fast schon alt oder leicht krank. Bucht aber deshalb nicht gleich eine Schweigewoche im Kloster, noch nicht.
Ist Ruhe auch gleich Stille? Sie weiß es nicht, denkt aber, dass sie in der äußeren Stille vor lauter innerer Unruhe auch fast kaputtgehen könnte. Und wie findet sie die innere Ruhe? Ist es so etwas wie Wohlbefinden, im Reinen sein mit sich? Wie wäre das schön, denkt sie und sieht auf die Uhr.
In einer halben Stunde ist das Meeting mit dem wirklich ziemlich anstrengenden Kunden für einen Megaauftrag. Leider hat er diese stets zu laute, etwas herrische Stimme. Sicherlich werden sie zwei bis drei Stunden brauchen, um den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Stefan, ihr Chef, ist siegessicher. Und zum Glück brüllt er nicht gegen die laute Stimme auch noch lauter an. Sie wird ihre Strategie auf Folien erklären und dann die beiden Machos machen lassen. Allenfalls schlichten, wenn sie sich verhaken.
Herrje, sie wird langsam zu alt und auch zu müde für diese Art von Job, warum sucht sie sich nicht was Neues? Nur was? Sobald sie anfängt, darüber nachzudenken, wirbelt es in ihrem Körper nur so herum, kehrt sich das Unterste nach oben und wieder zurück oder links- und rechtsherum. Der Job verschafft ihr keine Ruhe und Gedanken um einen Ausstieg vergrößern die Unruhe. Also sitzt sie weiter ruhelos im Hamsterrad und findet keinen Ausgang.
‚Ruhe sanft‘. Das steht auf vielen Grabsteinen, auch auf den Gräbern neben dem ihrer Eltern. Sie haben ein schlichtes ‚Danke für alles‘ eingravieren lassen. Warum sie jetzt daran denkt? Weil sie Angst hat, dass es schneller gehen könnte, und sie doch noch längst nicht dafür bereit ist. Nur etwas bis sehr erschöpft ist sie und möchte doch nur ein bisschen mehr Ruhe haben von allem und auch von all dem tief in ihr drinnen. Morgen wird sie mal ihre Hausärztin anrufen.