Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Rückenwind
RAU
Echt jetzt?
Aber klar.
Ist mir zu simpel.
Strampelst dich lieber ab?!
Mein ganzes Leben schon.
Mein Beileid.
Wollen wir uns nicht lieber noch einen Whiskey gönnen?
Später, lass erstmal weiterreden.
Du hast gut reden als Arztsohn.
Deine Mutter war alleinerziehend, ich weiß. Wenig Geld, kleine Wohnung, wenige Freunde und kaum Freude.
Bei dir gab es alles. Essen, Ferien, Freunde, Großeltern, Geld. Musstest nur zugreifen.
Neidisch?
Eigentlich mochte ich ihn immer gern, den Gegenwind.
Echt jetzt?
Beim Radfahren natürlich nicht.
Wer mag den schon.
Aber sonst? Der wühlt einen so richtig durch, dann weißt du schnell, worum es wirklich geht.
Bist also einer, der beim Contra erst so richtig in Schwung kommt?!
Seitenwind ist Mist.
Ganz großer Mist.
Kommst nicht voran und hast keinen Widerstand zum Wachsen.
Kommst nur vom Weg ab.
Ist ja manchmal auch nicht so schlecht oder?
Du bist mir ja einer, wusste ich gar nicht, erzähl‘ mal.
Wieviel Prozent waren es bei dir?
Aufs Ganze betrachtet?
Logo.
Summa summarum hundertzehn.
Respekt. Für deine Ehrlichkeit.
Und bei dir? Wieviel Gegenwind?
Mindestens achtzig. Gebrauchte Klamotten, Brillenträger, jede Ferien zuhause und schlecht beim Fußballspielen.
Armer Kerl.
Ohne SPD-Bildungsoffensive wäre ich nicht weit gekommen.
Brandt war für meine Eltern ein oberrotes Tuch.
Ohne Willy säßen wir jetzt nicht hier zusammen, Herr Doktor.
Stimmt genau, Herr Professor.
Was war das Schwierigste auf dem Weg?
Nicht links und rechts zu gucken. Und bei dir?
Auch noch all das andere zu lernen.
Reiseziele? Schuh- und Uhrmarken? Wein- und Grappasorten? Kunststile?
Was ein Aufsteiger eben alles so lernen muss, um mitzuhalten.
Und trotzdem immer auffällt.
Jetzt rück‘ mal endlich noch einen Whiskey raus, du Geizhals.
Den kann ich mir gerade noch leisten.
Humor hast du, das muss man dir lassen.
Den gab’s beim Rückenwind gratis dazu.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Rückenwind
RAU
Echt jetzt?
Aber klar.
Ist mir zu simpel.
Strampelst dich lieber ab?!
Mein ganzes Leben schon.
Mein Beileid.
Wollen wir uns nicht lieber noch einen Whiskey gönnen?
Später, lass erstmal weiterreden.
Du hast gut reden als Arztsohn.
Deine Mutter war alleinerziehend, ich weiß. Wenig Geld, kleine Wohnung, wenige Freunde und kaum Freude.
Bei dir gab es alles. Essen, Ferien, Freunde, Großeltern, Geld. Musstest nur zugreifen.
Neidisch?
Eigentlich mochte ich ihn immer gern, den Gegenwind.
Echt jetzt?
Beim Radfahren natürlich nicht.
Wer mag den schon.
Aber sonst? Der wühlt einen so richtig durch, dann weißt du schnell, worum es wirklich geht.
Bist also einer, der beim Contra erst so richtig in Schwung kommt?!
Seitenwind ist Mist.
Ganz großer Mist.
Kommst nicht voran und hast keinen Widerstand zum Wachsen.
Kommst nur vom Weg ab.
Ist ja manchmal auch nicht so schlecht oder?
Du bist mir ja einer, wusste ich gar nicht, erzähl‘ mal.
Wieviel Prozent waren es bei dir?
Aufs Ganze betrachtet?
Logo.
Summa summarum hundertzehn.
Respekt. Für deine Ehrlichkeit.
Und bei dir? Wieviel Gegenwind?
Mindestens achtzig. Gebrauchte Klamotten, Brillenträger, jede Ferien zuhause und schlecht beim Fußballspielen.
Armer Kerl.
Ohne SPD-Bildungsoffensive wäre ich nicht weit gekommen.
Brandt war für meine Eltern ein oberrotes Tuch.
Ohne Willy säßen wir jetzt nicht hier zusammen, Herr Doktor.
Stimmt genau, Herr Professor.
Was war das Schwierigste auf dem Weg?
Nicht links und rechts zu gucken. Und bei dir?
Auch noch all das andere zu lernen.
Reiseziele? Schuh- und Uhrmarken? Wein- und Grappasorten? Kunststile?
Was ein Aufsteiger eben alles so lernen muss, um mitzuhalten.
Und trotzdem immer auffällt.
Jetzt rück‘ mal endlich noch einen Whiskey raus, du Geizhals.
Den kann ich mir gerade noch leisten.
Humor hast du, das muss man dir lassen.
Den gab’s beim Rückenwind gratis dazu.