Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog

Plan B
RAU
Herrje, haben sie doch etwas verkehrt gemacht? Von falsch möchte er lieber nicht reden, aber vielleicht waren sie doch etwas unaufmerksam, aber bei drei Kindern ist das ja nicht sonderlich verwunderlich.
Aber ausgerechnet ihre Jüngste? Nun ja, vielleicht ja auch ihr Mittlerer, der Sohn, den er sich so sehr gewünscht hat. Ihre Älteste, Anna, rast ja nur so durch‘s Leben, wusste schon als Kind immer, was sie wollte. Nur Zitroneneis, keine andere Sorte, keine Puppen, dafür aber zum Reitunterricht. Während der Schule ein Jahr ins Ausland, ganz weit weg natürlich, nach Neuseeland. Als sie zurückkam zum Ende der 10. Klasse, erzählte sie ihnen ganz unaufgeregt, wie es weitergehen soll: Abitur, Medizinstudium, Chirurgin, Mann und drei Kinder. Falls das nicht werden wird, geht sie wieder nach Neuseeland, diese Insel war (und ist?) ihr Plan B. Doch bis jetzt ist sie auf dem besten Weg zu ihren Zielen. Examen und Mann sind schon da.
Max ist gerade irgendwie abgetaucht und meldet sich nur noch gelegentlich, lebt gerade in Marseille und probiert wohl gerade alle Pläne zwischen A und Z aus. Soll er ruhig, so jung wie er ist.
Und ihre Carla, ihr Nesthäkchen, die nun wirklich alles ausprobieren könnte, klebt sich fest. Früher noch auf Straßen, Flugzeugen und an Bäumen, einfach an alles, was ihrer Gesinnung im Wege steht. Steht da wie eine Eins zusammen mit Ihresgleichen. Kämpft für die Zukunft des Planeten und ihrer Generation, ordnet dem Alles unter, weil genau das ihr Lebensplan ist, ihr Einziger. Plan A von morgens bis abends.
So haben ihre drei grundverschiedenen Kinder drei verschiedene Lebenspläne, A, B und A-Z. Eigentlich doch eine recht gute Mischung, denkt er. Vielleicht haben sie es doch richtig gemacht.
Er selbst kommt ja aus einer Familie, in der Plan B der einzig realistische war frei nach dem Motto: nur nicht zu viel wollen und immer schön bescheiden bleiben, durch und durch schwäbisch eben. Er brauchte lange, um sich aus diesen notgegebenen Beschränkungen zu befreien. Seine Charlotte bekam das Gegenteil mit in die Wiege gelegt: ‚Ich will alles und noch viel mehr‘, frei nach Knef, sozusagen Plan A mit Lorbeerkranz.
So gesehen sind ihre drei Kinder doch eine ziemlich gute Mischung geworden, also zurücklehnen, entspannen und einen guten Whiskey trinken.
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Plan B
RAU
Herrje, haben sie doch etwas verkehrt gemacht? Von falsch möchte er lieber nicht reden, aber vielleicht waren sie doch etwas unaufmerksam, aber bei drei Kindern ist das ja nicht sonderlich verwunderlich.
Aber ausgerechnet ihre Jüngste? Nun ja, vielleicht ja auch ihr Mittlerer, der Sohn, den er sich so sehr gewünscht hat. Ihre Älteste, Anna, rast ja nur so durch‘s Leben, wusste schon als Kind immer, was sie wollte. Nur Zitroneneis, keine andere Sorte, keine Puppen, dafür aber zum Reitunterricht. Während der Schule ein Jahr ins Ausland, ganz weit weg natürlich, nach Neuseeland. Als sie zurückkam zum Ende der 10. Klasse, erzählte sie ihnen ganz unaufgeregt, wie es weitergehen soll: Abitur, Medizinstudium, Chirurgin, Mann und drei Kinder. Falls das nicht werden wird, geht sie wieder nach Neuseeland, diese Insel war (und ist?) ihr Plan B. Doch bis jetzt ist sie auf dem besten Weg zu ihren Zielen. Examen und Mann sind schon da.
Max ist gerade irgendwie abgetaucht und meldet sich nur noch gelegentlich, lebt gerade in Marseille und probiert wohl gerade alle Pläne zwischen A und Z aus. Soll er ruhig, so jung wie er ist.
Und ihre Carla, ihr Nesthäkchen, die nun wirklich alles ausprobieren könnte, klebt sich fest. Früher noch auf Straßen, Flugzeugen und an Bäumen, einfach an alles, was ihrer Gesinnung im Wege steht. Steht da wie eine Eins zusammen mit Ihresgleichen. Kämpft für die Zukunft des Planeten und ihrer Generation, ordnet dem Alles unter, weil genau das ihr Lebensplan ist, ihr Einziger. Plan A von morgens bis abends.
So haben ihre drei grundverschiedenen Kinder drei verschiedene Lebenspläne, A, B und A-Z. Eigentlich doch eine recht gute Mischung, denkt er. Vielleicht haben sie es doch richtig gemacht.
Er selbst kommt ja aus einer Familie, in der Plan B der einzig realistische war frei nach dem Motto: nur nicht zu viel wollen und immer schön bescheiden bleiben, durch und durch schwäbisch eben. Er brauchte lange, um sich aus diesen notgegebenen Beschränkungen zu befreien. Seine Charlotte bekam das Gegenteil mit in die Wiege gelegt: ‚Ich will alles und noch viel mehr‘, frei nach Knef, sozusagen Plan A mit Lorbeerkranz.
So gesehen sind ihre drei Kinder doch eine ziemlich gute Mischung geworden, also zurücklehnen, entspannen und einen guten Whiskey trinken.