Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog

Plan B
Dieses Jahr gab es einen Stromausfall in ganz Spanien und Portugal. Diese Bilder in den Nachrichten brachten das Thema ‚moderner Katastrophen‘ schon nahe: stehende Rolltreppen, Fahrstühle, U-bahnen. Chaos im Verkehr, keine Regelungen, und gegen Abend dann alles Dunkel. Und bei all dem kein Internet und kein Telefon. Weil die Sendemasten schlapp machen, bevor die Akkus alle sind. Die einzige Möglichkeiten, sich auszutauschen sind die Menschen, die direkt neben dir stehen.
In Deutschland kann das nicht passieren, erklärte ein Experte. Wir haben immer einen Plan B, oder besser gesagt, jede Leitung, jede Kreuzung besteht in zweifacher Ausfertigung, wenn eine ausfällt, springt die andere ein. Klingt plausibel, aber funktioniert der Plan B wirklich genauso gut? Wer hat das ausprobiert? Reichen nicht ein, zwei Lücken, Löcher im Netz, und auch Plan B steht still?
In früheren Zeiten hatten Reisende es mit Überschwemmungen, Erdrutschen, gebrochenen Kutschenrädern und umgekippten Bäumen zu tun. Dann mussten alles Mitreisenden mit anpacken oder weite Strecken laufen und alles selber tragen. Das war Plan B. Auch in modernen Zeiten kann es beim Reisen Unterbrechungen geben: an Autobahnen, Eisenbahnen, Flughäfen, Bahnhöfen. Hier ist Mit-Anpacken nicht gefragt. Meistens sind wir zum Warten verurteilt. Experten müssen es richten, und wir müssen uns auf sie verlassen. Aber Lautsprecherstimmen sagen dann oft, dass man bemüht ist, dass es schnell weitergeht.
Viele Hilfestellungen in heutiger Zeit beruhen auf digitaler Technik. Damit sind auch die Ansprüche größer geworden: Als allererstes das Smartphone: Neue Zeitberechnungen, Verkehrsalternativen, Nachrichten alles auf dem dem Handy. Aber dann darf man auch genügend Akkuladung, Powerbank und Ladekabel nicht vergessen. Sowie Kopfhörer, um die nötige Ablenkung und Unterhaltung zu haben. Und vor allem Scheckkarte und Bargeld, falls die Kartenleser auch ausfallen. Dann aber vor allem genügend zu Trinken, denn das hilft immer und überall. Und es gibt so was wie die Astronautennahrung für den Alltag: Energie- und Proteinriegel, hochprozentig. In speziellen Fällen auch was anderes Hochprozentiges. Dann vielleicht noch aufblasbare Nackenhörnchen und was zum Drüberziehen, bei laufenden Klimaanlagen hat man sich schnell was geholt .
Falls sich dann aber alles Digitale auch verabschiedet, sind wieder andere Dinge gefragt. Ein Kartenspiel vielleicht oder einfach drei Würfel? Ein Blöckchen und ein Stift, Schiffeversenken oder Käsekästchen? Aber wie ging das noch mal?
Aber so was im Handgepäck zu haben, bedeutet auch, immer ans Schlimmste zu denken. Was wiederum nur wenige im Gepäck haben, wenn sie unterwegs sind, obwohl das Angebot an Überlebensprodukten im Netz groß ist: Faltbare Sonnenkollektoren mit USB-Anschluss, Multifunktionswerkzeuge, Klappbesteck, ein kleiner Kartuschenkocher oder Akkutauchsieder? Die einen sind froh, wenn lange ungenutzten Utensilien endlich zum Einsatz kommen, andere schwärmen von den Improvisationen, die plötzlich möglich sind. Menschen von ihrer netten Seite kennen lernen, von denen man es gar nicht dachte. Man kommt mit viel weniger aus als man denkt. Jeden Morgen Duschen ist nicht unbedingt nötig. Einfache Dinge können so gut schmecken, wenn es nichts anderes gibt. Unterwegs ohne perfekten Plan B. Mit Plan B der anderen Art.
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Plan B
Dieses Jahr gab es einen Stromausfall in ganz Spanien und Portugal. Diese Bilder in den Nachrichten brachten das Thema ‚moderner Katastrophen‘ schon nahe: stehende Rolltreppen, Fahrstühle, U-bahnen. Chaos im Verkehr, keine Regelungen, und gegen Abend dann alles Dunkel. Und bei all dem kein Internet und kein Telefon. Weil die Sendemasten schlapp machen, bevor die Akkus alle sind. Die einzige Möglichkeiten, sich auszutauschen sind die Menschen, die direkt neben dir stehen.
In Deutschland kann das nicht passieren, erklärte ein Experte. Wir haben immer einen Plan B, oder besser gesagt, jede Leitung, jede Kreuzung besteht in zweifacher Ausfertigung, wenn eine ausfällt, springt die andere ein. Klingt plausibel, aber funktioniert der Plan B wirklich genauso gut? Wer hat das ausprobiert? Reichen nicht ein, zwei Lücken, Löcher im Netz, und auch Plan B steht still?
In früheren Zeiten hatten Reisende es mit Überschwemmungen, Erdrutschen, gebrochenen Kutschenrädern und umgekippten Bäumen zu tun. Dann mussten alles Mitreisenden mit anpacken oder weite Strecken laufen und alles selber tragen. Das war Plan B. Auch in modernen Zeiten kann es beim Reisen Unterbrechungen geben: an Autobahnen, Eisenbahnen, Flughäfen, Bahnhöfen. Hier ist Mit-Anpacken nicht gefragt. Meistens sind wir zum Warten verurteilt. Experten müssen es richten, und wir müssen uns auf sie verlassen. Aber Lautsprecherstimmen sagen dann oft, dass man bemüht ist, dass es schnell weitergeht.
Viele Hilfestellungen in heutiger Zeit beruhen auf digitaler Technik. Damit sind auch die Ansprüche größer geworden: Als allererstes das Smartphone: Neue Zeitberechnungen, Verkehrsalternativen, Nachrichten alles auf dem dem Handy. Aber dann darf man auch genügend Akkuladung, Powerbank und Ladekabel nicht vergessen. Sowie Kopfhörer, um die nötige Ablenkung und Unterhaltung zu haben. Und vor allem Scheckkarte und Bargeld, falls die Kartenleser auch ausfallen. Dann aber vor allem genügend zu Trinken, denn das hilft immer und überall. Und es gibt so was wie die Astronautennahrung für den Alltag: Energie- und Proteinriegel, hochprozentig. In speziellen Fällen auch was anderes Hochprozentiges. Dann vielleicht noch aufblasbare Nackenhörnchen und was zum Drüberziehen, bei laufenden Klimaanlagen hat man sich schnell was geholt .
Falls sich dann aber alles Digitale auch verabschiedet, sind wieder andere Dinge gefragt. Ein Kartenspiel vielleicht oder einfach drei Würfel? Ein Blöckchen und ein Stift, Schiffeversenken oder Käsekästchen? Aber wie ging das noch mal?
Aber so was im Handgepäck zu haben, bedeutet auch, immer ans Schlimmste zu denken. Was wiederum nur wenige im Gepäck haben, wenn sie unterwegs sind, obwohl das Angebot an Überlebensprodukten im Netz groß ist: Faltbare Sonnenkollektoren mit USB-Anschluss, Multifunktionswerkzeuge, Klappbesteck, ein kleiner Kartuschenkocher oder Akkutauchsieder? Die einen sind froh, wenn lange ungenutzten Utensilien endlich zum Einsatz kommen, andere schwärmen von den Improvisationen, die plötzlich möglich sind. Menschen von ihrer netten Seite kennen lernen, von denen man es gar nicht dachte. Man kommt mit viel weniger aus als man denkt. Jeden Morgen Duschen ist nicht unbedingt nötig. Einfache Dinge können so gut schmecken, wenn es nichts anderes gibt. Unterwegs ohne perfekten Plan B. Mit Plan B der anderen Art.