Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Pläne machen
RAU
„Und was machst du so im Sommer? Und an Deinem Geburtstag?“
Mit diesen Fragen kann ich nichts anfangen. Meist sehe in die eine und in die andere Richtung, blicke auf meine Füße und in die Ferne und antworte dann: „Wie immer halt.“
„Echt jetzt? Glaube ich nicht. Komm schon, irgendwas hast du doch vor.“
Wie ich sie hasse, diese Fragen nach dem, was ich vorhabe. Was soll das bitte schön sein? Ich lebe. Ich lebe mein Leben ziemlich gut und mit allem, was ich brauche.
„Aber hast du denn gar keine Pläne?“
„Du meinst so in Form von besonderen Zielen, Wünschen, Vorhaben, Belohnungen?“, frage ich.
"Genau, all das.“
„Ach weißt du, Pläne machen erinnert mich immer an Leute, mit denen ich nicht wirklich gerne befreundet sein möchte. Sie wirken auf mich irgendwie so getrieben, ich nenne sie gerne die Wenn-Dann-Fraktion. Wenn das Geld zum Ende des Jahres reicht, dann kaufe ich mir das neue Rad, den großen Bildschirm, dann leiste ich mir einen neuen Anzug und im nächsten Urlaub das bessere Hotel. Wenn ich Thailand gesehen habe, kommt Südamerika dran. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, kümmere ich mich um Hunde im Tierheim. Wenn ich nicht mehr soviel arbeite, fange ich das Malen an. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mich auch wie du einfach so durch die Stadt treiben lassen, wenn ...“.
„… du wieder, hör‘ mal auf, immer so kritisch zu sein. Also wir planen Mitte September Portugal.“
Manche planen ihr Leben wie auf dem Reißbrett, mit CAD-Programmen oder Excel-Tabellen. Ausbildung, Beruf, Partner, Kinder, Finanzen, Reisen, Immobilie, das Sterben dann später auch irgendwie, und sagen dabei gerne, dass man ohne Plan keinen Meter vorankommt. Ich weiß auch ohne Plan, was ich will, und setze meine Vorstellungen vom Leben einfach um. Tag für Tag, mal besser und mal weniger gut, und würde frech behaupten, keinen Plan zu verfolgen außer dem, keinen zu haben.
Pläne, Vorstellungen, Ideen, Wünsche und Ziele sind vielleicht Begriffe für etwas Ähnliches, vielleicht auch nicht. Aber ich habe jetzt wirklich keinen Nerv mir über unterschiedliche Definitionen den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht versteht jeder etwas anderes unter einem Plan, doch hebst du mit einem Hubschrauber ab und fliegst in acht- oder zehntausend Metern über das Land, wirst du sehen, dass doch alle irgendwie das Gleiche meinen. Die wichtigen Dinge des Lebens dürfen nicht dem Zufall überlassen werden. Warum eigentlich nicht?
Wieviel Freiraum darf denn dann noch sein im geplanten Rahmen? Folge ich meinem Plan oder verfolgt er mich? Sie schimpfen mich jetzt sicherlich überheblich und denken, was ist der Hannes doch wieder für ein arroganter Sack und tut so, als hätte er seine Existenz nur dem Zufall plus der eigenen, wunderbaren Spontanität zu verdanken. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich wirklich noch nie einen Plan für mein Leben gehabt habe, und schon gar nicht für meine Geburtstage und meine Sommerferien. Nur einmal vielleicht, als ich nach der Schule nur eines wollte, unbedingt mein Elternhaus so schnell wie möglich zu verlassen. Aber das ist jetzt auch schon über zwanzig Jahre her. Seither liebe ich Regeln, und ja, sie helfen mir, gut durch meinen Tag, durch die Woche und das Jahr zu kommen, und verschonen mich vor ständigen und nervigen Neu-Überlegungen und unangenehmen Grübeleien. Aber Pläne? Nein, da muss ich passen.
Und so finde ich nach gemeinsamen Plänen gefragt zu werden einfach ärgerlich, mir Pläne von anderen anzuhören sehr ermüdend und von Plänen zu erfahren, bei denen ich ungefragt mitmachen soll, ist in meinen Augen eine ziemliche Unverschämtheit.
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Pläne machen
RAU
„Und was machst du so im Sommer? Und an Deinem Geburtstag?“
Mit diesen Fragen kann ich nichts anfangen. Meist sehe in die eine und in die andere Richtung, blicke auf meine Füße und in die Ferne und antworte dann: „Wie immer halt.“
„Echt jetzt? Glaube ich nicht. Komm schon, irgendwas hast du doch vor.“
Wie ich sie hasse, diese Fragen nach dem, was ich vorhabe. Was soll das bitte schön sein? Ich lebe. Ich lebe mein Leben ziemlich gut und mit allem, was ich brauche.
„Aber hast du denn gar keine Pläne?“
„Du meinst so in Form von besonderen Zielen, Wünschen, Vorhaben, Belohnungen?“, frage ich.
"Genau, all das.“
„Ach weißt du, Pläne machen erinnert mich immer an Leute, mit denen ich nicht wirklich gerne befreundet sein möchte. Sie wirken auf mich irgendwie so getrieben, ich nenne sie gerne die Wenn-Dann-Fraktion. Wenn das Geld zum Ende des Jahres reicht, dann kaufe ich mir das neue Rad, den großen Bildschirm, dann leiste ich mir einen neuen Anzug und im nächsten Urlaub das bessere Hotel. Wenn ich Thailand gesehen habe, kommt Südamerika dran. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, kümmere ich mich um Hunde im Tierheim. Wenn ich nicht mehr soviel arbeite, fange ich das Malen an. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mich auch wie du einfach so durch die Stadt treiben lassen, wenn ...“.
„… du wieder, hör‘ mal auf, immer so kritisch zu sein. Also wir planen Mitte September Portugal.“
Manche planen ihr Leben wie auf dem Reißbrett, mit CAD-Programmen oder Excel-Tabellen. Ausbildung, Beruf, Partner, Kinder, Finanzen, Reisen, Immobilie, das Sterben dann später auch irgendwie, und sagen dabei gerne, dass man ohne Plan keinen Meter vorankommt. Ich weiß auch ohne Plan, was ich will, und setze meine Vorstellungen vom Leben einfach um. Tag für Tag, mal besser und mal weniger gut, und würde frech behaupten, keinen Plan zu verfolgen außer dem, keinen zu haben.
Pläne, Vorstellungen, Ideen, Wünsche und Ziele sind vielleicht Begriffe für etwas Ähnliches, vielleicht auch nicht. Aber ich habe jetzt wirklich keinen Nerv mir über unterschiedliche Definitionen den Kopf zu zerbrechen. Vielleicht versteht jeder etwas anderes unter einem Plan, doch hebst du mit einem Hubschrauber ab und fliegst in acht- oder zehntausend Metern über das Land, wirst du sehen, dass doch alle irgendwie das Gleiche meinen. Die wichtigen Dinge des Lebens dürfen nicht dem Zufall überlassen werden. Warum eigentlich nicht?
Wieviel Freiraum darf denn dann noch sein im geplanten Rahmen? Folge ich meinem Plan oder verfolgt er mich? Sie schimpfen mich jetzt sicherlich überheblich und denken, was ist der Hannes doch wieder für ein arroganter Sack und tut so, als hätte er seine Existenz nur dem Zufall plus der eigenen, wunderbaren Spontanität zu verdanken. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich wirklich noch nie einen Plan für mein Leben gehabt habe, und schon gar nicht für meine Geburtstage und meine Sommerferien. Nur einmal vielleicht, als ich nach der Schule nur eines wollte, unbedingt mein Elternhaus so schnell wie möglich zu verlassen. Aber das ist jetzt auch schon über zwanzig Jahre her. Seither liebe ich Regeln, und ja, sie helfen mir, gut durch meinen Tag, durch die Woche und das Jahr zu kommen, und verschonen mich vor ständigen und nervigen Neu-Überlegungen und unangenehmen Grübeleien. Aber Pläne? Nein, da muss ich passen.
Und so finde ich nach gemeinsamen Plänen gefragt zu werden einfach ärgerlich, mir Pläne von anderen anzuhören sehr ermüdend und von Plänen zu erfahren, bei denen ich ungefragt mitmachen soll, ist in meinen Augen eine ziemliche Unverschämtheit.