Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Nippes
WIE
„Und was ist mit dem Nippes hier, kann der nicht weg?“ ,frage ich etwas gedankenlos.
„Was meinst du mit Nippes?“, werde ich erst mal gefragt.
Und tatsächlich, immer wieder überraschend, wie selbstverständlich man Worte benutzt, deren Bedeutung weit aus mehr ist als zunächst gedacht. Nippes gehört jedenfalls dazu.
Nippes, meistens mehr Vorwurf als nur Benennung einer Sache. Ist erst einmal das Wort Nippes gefallen, kommt es schnell zur Diskussion. „Du willst doch nicht etwas den Nippes behalten, das ist doch bloß wertloser Nippes, willst du dich nicht mal von dem Nippes trennen?" Doch wo Nippes anfängt und aufhört, das bleibt jedermanns eigene Ansichtssache.
Was aber einmal die Bezeichnung Nippes trägt, das muss um seine Existenz bangen. Sich offen zum Nippes zu bekennen, zuzugeben, dass es sich um Nippes handelt, und es trotzdem zu mögen, ist schon gewagt. Jedenfalls in bildungs- und kulturnahen Lebenskreisen. Doch ganz so schlimm wie früher ist die Degradierung des Nippes auch nicht mehr. Im Gegenteil, die strenge Verbannung jeglichen Nippes aus dem Leben ist auch verdächtig. Nicht viel anders wie beim Kitsch, der vom Nippes nicht so weit entfernt ist, und dem auch immer häufiger ein Platz im Alltäglichen eingeräumt wird: Spätestens seitdem Jeff Koons Nippes und Kitsch in der modernen Kunst geadelt hat, sowieso.
Das Bekenntnis, sich berühren oder verzaubern zu lassen, an Erinnerungen und Stimmungen zu hängen, feiert seine Berechtigung. Allein die nüchterne und fachkundige Analyse, die Form, Komposition und Proportion beurteilt, ist allein maßgebend. Dennoch lauert hinter jedem Nippes immer noch der Vorwurf der Geschmacklosigkeit, über die verurteilt wird, zumal wenn ökologische Argumente hinzukommen. Ist der Nippes gänzlich aus dem Billigsegment, zusätzlich noch mit dem Vorwurf Plastik, China, und dann womöglich ohne kein Sicherheitszertifikat für Kinderhände, ist es weiterhin bedenklich.
Etwas anderes ist es, wenn es zwar nach Nippes aussieht, sich dahinter aber ein halbes Vermögen verbirgt. Wenn dann noch das Wort Klassiker, zeitlos, also letztlich nachhaltig auftaucht, verliert sich der Vorwurf Nippes schnell. So lässt sich immer mehr Nippes im hochpreisigen Segment finden. Nicht nur kleine Figürchen für Badewannen oder Bücherregale, kleine Feen und Gnome für die Balkon- oder Terrassenbegrünung, originelle Einzelstückchen aus Geschenkboutiquen, Museumsshops. Immer häufiger beziehen anspruchsvolle Nippesfigürchen ihr Stellung.
Im Prinzip nicht weit weg vom Gartenzwerg oder dem Kaninchen, Hasen; Kätzchen aus Terrakotta, dennoch in Handarbeit hergestellt, bemalt und komponiert, mit dem entsprechenden Preis, gilt der Nippesvorwurf nicht mehr.
Denn das Bedürfnis nach Nutzlosem lässt sich nicht einfach abschaffen. Nippes zu verbannen gelingt den wenigsten. Ihn zu verstecken oder zu tarnen schon eher. Auch wenn die repräsentativen Räume nippesfreie Zone bleiben, in anderen Zimmerecken dürfen Nippesfigürchen als Erinnerungsstückchen an Reisen, verflossenen Zeiten und Vorlieben Platz einnehmen.
Über jeden Nippes erhaben zu sein ist schneller gesagt als getan. Ich selber weiß es. Meine Zuneigung zu allem Miniaturen in Form von Häuschen, Figuren, Tieren lässt mich schnell schwächeln, und die Frage nach dem nötigen Platz ist noch lange nicht geklärt, da habe ich schon den Preis akzeptiert. Und der muss nicht hoch sein.
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Nippes
WIE
„Und was ist mit dem Nippes hier, kann der nicht weg?“ ,frage ich etwas gedankenlos.
„Was meinst du mit Nippes?“, werde ich erst mal gefragt.
Und tatsächlich, immer wieder überraschend, wie selbstverständlich man Worte benutzt, deren Bedeutung weit aus mehr ist als zunächst gedacht. Nippes gehört jedenfalls dazu.
Nippes, meistens mehr Vorwurf als nur Benennung einer Sache. Ist erst einmal das Wort Nippes gefallen, kommt es schnell zur Diskussion. „Du willst doch nicht etwas den Nippes behalten, das ist doch bloß wertloser Nippes, willst du dich nicht mal von dem Nippes trennen?" Doch wo Nippes anfängt und aufhört, das bleibt jedermanns eigene Ansichtssache.
Was aber einmal die Bezeichnung Nippes trägt, das muss um seine Existenz bangen. Sich offen zum Nippes zu bekennen, zuzugeben, dass es sich um Nippes handelt, und es trotzdem zu mögen, ist schon gewagt. Jedenfalls in bildungs- und kulturnahen Lebenskreisen. Doch ganz so schlimm wie früher ist die Degradierung des Nippes auch nicht mehr. Im Gegenteil, die strenge Verbannung jeglichen Nippes aus dem Leben ist auch verdächtig. Nicht viel anders wie beim Kitsch, der vom Nippes nicht so weit entfernt ist, und dem auch immer häufiger ein Platz im Alltäglichen eingeräumt wird: Spätestens seitdem Jeff Koons Nippes und Kitsch in der modernen Kunst geadelt hat, sowieso.
Das Bekenntnis, sich berühren oder verzaubern zu lassen, an Erinnerungen und Stimmungen zu hängen, feiert seine Berechtigung. Allein die nüchterne und fachkundige Analyse, die Form, Komposition und Proportion beurteilt, ist allein maßgebend. Dennoch lauert hinter jedem Nippes immer noch der Vorwurf der Geschmacklosigkeit, über die verurteilt wird, zumal wenn ökologische Argumente hinzukommen. Ist der Nippes gänzlich aus dem Billigsegment, zusätzlich noch mit dem Vorwurf Plastik, China, und dann womöglich ohne kein Sicherheitszertifikat für Kinderhände, ist es weiterhin bedenklich.
Etwas anderes ist es, wenn es zwar nach Nippes aussieht, sich dahinter aber ein halbes Vermögen verbirgt. Wenn dann noch das Wort Klassiker, zeitlos, also letztlich nachhaltig auftaucht, verliert sich der Vorwurf Nippes schnell. So lässt sich immer mehr Nippes im hochpreisigen Segment finden. Nicht nur kleine Figürchen für Badewannen oder Bücherregale, kleine Feen und Gnome für die Balkon- oder Terrassenbegrünung, originelle Einzelstückchen aus Geschenkboutiquen, Museumsshops. Immer häufiger beziehen anspruchsvolle Nippesfigürchen ihr Stellung.
Im Prinzip nicht weit weg vom Gartenzwerg oder dem Kaninchen, Hasen; Kätzchen aus Terrakotta, dennoch in Handarbeit hergestellt, bemalt und komponiert, mit dem entsprechenden Preis, gilt der Nippesvorwurf nicht mehr.
Denn das Bedürfnis nach Nutzlosem lässt sich nicht einfach abschaffen. Nippes zu verbannen gelingt den wenigsten. Ihn zu verstecken oder zu tarnen schon eher. Auch wenn die repräsentativen Räume nippesfreie Zone bleiben, in anderen Zimmerecken dürfen Nippesfigürchen als Erinnerungsstückchen an Reisen, verflossenen Zeiten und Vorlieben Platz einnehmen.
Über jeden Nippes erhaben zu sein ist schneller gesagt als getan. Ich selber weiß es. Meine Zuneigung zu allem Miniaturen in Form von Häuschen, Figuren, Tieren lässt mich schnell schwächeln, und die Frage nach dem nötigen Platz ist noch lange nicht geklärt, da habe ich schon den Preis akzeptiert. Und der muss nicht hoch sein.