Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
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RAU
Noch spürst du mich nicht, aber gleich. Löse ganz sacht die Verpackung und hole mich aus dem Karton. Wieviel Mühe sie sich gegeben haben, das dünne Papier Schicht um Schicht um mich gewickelt und dann in den Karton gelegt haben.
Nun bin ich da, nur zwei Tage hat es gedauert, jetzt liege ich bei dir, gleich wirst du mich berühren. Wie lange hast du mich schon gewollt und wie viele Stunden nach mir gesucht, Farben und Preise verglichen? Aber im Grunde genommen hast du es schon beim ersten Mal, als du mich gesehen hast, gewusst. Dass du mich willst. Sei ehrlich, lange schon geistere ich in deinem Kopf herum, und als du vor zwei Tagen spätabends den Button gedrückt hast, warst du erleichtert und froh und vielleicht auch ein wenig glücklich.
Gleich wirst du mich auspacken, dann werden mich deine Finger endlich berühren und über mich gleiten, du wirst meine besondere Weichheit und die außerordentliche Qualität der Verarbeitung spüren. Siehst und fühlst und riechst du mich? Ist es nicht wunderschön, mich jetzt zum allerersten Mal in Händen zu halten? Und gleich am Körper zu spüren, auf der Haut zu tragen? Ein überragendes Gefühl, ja, sag es ruhig.
Ich weiß, wie sehr du dich auch auf diesen Augenblick gefreut hast und ihn gerne noch ein wenig hinauszögerst, mich erst wieder ablegst, um mich von nah und ein wenig weiter weg anzusehen. Ich weiß auch, dass es manche gibt, denen genau das reicht, und mich dann, so wie ich bin, in den Schrank legen und nie mehr dort herausholen. Denn es reicht ihnen zu wissen, dass es mich gibt und sie mich haben. Wenn du so jemand wärest, hätte ich Pech. Aber was soll ich machen, du entscheidest und kannst mit mir machen, was du möchtest. Gleich auf die Haut oder ab in den Schrank oder im schlimmsten Fall zurück ins Papier und in den Karton.
Tu mir das bitte nicht an, bitte nicht, denn im letzten Fall würde ich vielleicht sogar vernichtet. Weil es billiger wäre, als mich auszupacken und für jemand anderen wieder einzupacken, um ihn zu erfreuen. Zurzeit habe ich es doch wirklich nicht mehr so leicht, immer mehr reden jetzt von Vernunft, längerem Gebrauch und dem schrecklichen Modewort mit ‚N‘, das mag ich mir ja schon mal gar nicht merken.
Ich bin so froh, dass du dich für mich entschieden hast, glaube mir. Komm, jetzt nimm mich wieder in die Hände, streichle mich mit deinen Fingern und spüre mich. Dann zieh‘ mich bitte endlich an, und wir beide gehören nur noch uns. Machen uns gegenseitig glücklich. Zumindest für eine Weile, bis du das Nächste möchtest oder ich doch hie und da etwas gelitten haben werde.
Wie es auch kommen wird, diesen einen Moment jetzt haben wir, lass ihn uns genießen, nur wir beide beim allerersten Mal.
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Noch spürst du mich nicht, aber gleich. Löse ganz sacht die Verpackung und hole mich aus dem Karton. Wieviel Mühe sie sich gegeben haben, das dünne Papier Schicht um Schicht um mich gewickelt und dann in den Karton gelegt haben.
Nun bin ich da, nur zwei Tage hat es gedauert, jetzt liege ich bei dir, gleich wirst du mich berühren. Wie lange hast du mich schon gewollt und wie viele Stunden nach mir gesucht, Farben und Preise verglichen? Aber im Grunde genommen hast du es schon beim ersten Mal, als du mich gesehen hast, gewusst. Dass du mich willst. Sei ehrlich, lange schon geistere ich in deinem Kopf herum, und als du vor zwei Tagen spätabends den Button gedrückt hast, warst du erleichtert und froh und vielleicht auch ein wenig glücklich.
Gleich wirst du mich auspacken, dann werden mich deine Finger endlich berühren und über mich gleiten, du wirst meine besondere Weichheit und die außerordentliche Qualität der Verarbeitung spüren. Siehst und fühlst und riechst du mich? Ist es nicht wunderschön, mich jetzt zum allerersten Mal in Händen zu halten? Und gleich am Körper zu spüren, auf der Haut zu tragen? Ein überragendes Gefühl, ja, sag es ruhig.
Ich weiß, wie sehr du dich auch auf diesen Augenblick gefreut hast und ihn gerne noch ein wenig hinauszögerst, mich erst wieder ablegst, um mich von nah und ein wenig weiter weg anzusehen. Ich weiß auch, dass es manche gibt, denen genau das reicht, und mich dann, so wie ich bin, in den Schrank legen und nie mehr dort herausholen. Denn es reicht ihnen zu wissen, dass es mich gibt und sie mich haben. Wenn du so jemand wärest, hätte ich Pech. Aber was soll ich machen, du entscheidest und kannst mit mir machen, was du möchtest. Gleich auf die Haut oder ab in den Schrank oder im schlimmsten Fall zurück ins Papier und in den Karton.
Tu mir das bitte nicht an, bitte nicht, denn im letzten Fall würde ich vielleicht sogar vernichtet. Weil es billiger wäre, als mich auszupacken und für jemand anderen wieder einzupacken, um ihn zu erfreuen. Zurzeit habe ich es doch wirklich nicht mehr so leicht, immer mehr reden jetzt von Vernunft, längerem Gebrauch und dem schrecklichen Modewort mit ‚N‘, das mag ich mir ja schon mal gar nicht merken.
Ich bin so froh, dass du dich für mich entschieden hast, glaube mir. Komm, jetzt nimm mich wieder in die Hände, streichle mich mit deinen Fingern und spüre mich. Dann zieh‘ mich bitte endlich an, und wir beide gehören nur noch uns. Machen uns gegenseitig glücklich. Zumindest für eine Weile, bis du das Nächste möchtest oder ich doch hie und da etwas gelitten haben werde.
Wie es auch kommen wird, diesen einen Moment jetzt haben wir, lass ihn uns genießen, nur wir beide beim allerersten Mal.