Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Na endlich
WIE
Als sie das Foyer des Theaters erreichen und sich ans Ende der Schlange anstellen, ist noch nicht abzusehen, wie lange das Ganze dauern wird. Es ist auch nicht erkennbar, welche Schlange zu welcher Kasse führt, wo man sich genau für vorbestellte Karten anstellen muss. Egal, es ist noch Zeit und es gibt einiges zu erzählen.
Langsam werden die Reihen dichter und die Gespräche der anderen rücken näher. Wodurch ihr eigenes Gespräch immer öfters unterbrochen wird, immer mehr fremde Themen hinzukommen und Gesprächsfetzen durcheinandergeraten. Da vermischen sich Rezepte und Zubereitungstips, die alle ganz einfach und total lecker sind, Beziehungsproblematiken und Ratschlägen, die alle gut gemeint, aber doch recht unrealistisch sind, Probleme mit den eigenen Eltern und pubertierenden Kindern, wobei hier gute Ratschläge sehr selten sind, oder man hört nur, da kannst du nichts machen. All dies wird mit Einkaufstips, Schnäppchen, und Sonderangeboten durchmischt.
Er fühlt sich von der Themenwolke eingenebelt und meint eine Mischung aus Kaffee, Zigarettenrauch, Parfüm, Alkohol, Frittenfett und schlechter Wohnungsluft zu riechen. Was natürlich nicht stimmt. Immer wieder versuchen sie beide zum eigenen Gesprächsfaden zurück zu finden, irgendwie ging es bei ihnen um Vorruhestand, vielleicht aber auch um Vorlauferhitzer oder waren es die regelmäßigen Voruntersuchungen, jedenfalls ging es nicht um vorzeitigen Samenerguss, wie bei dem Paar neben ihnen.
Das Gedrängel nimmt zu und unter dem Vorwand, man besäße bereits reservierte Karten, versuchen die meisten sich vor zu drängeln.
„Wir haben auch bereits reservierte Karten“, versucht er sich durchzusetzen, spricht aber nicht laut genug.
Die anderen scheinen besser, anders oder doch extra reserviert zu haben. Auch ist weiterhin nicht klar, ob es wirklich mehrere Warteschlangen sind, oder letztlich alles auf eine Kasse zuläuft. Rechts und links von ihnen scheint es auf jeden Fall schneller zu gehen, aber vielleicht täuscht das auch.
Alle warten auf ein kulturelles Ereignis der Extraklasse, ein Tanztheater, das für seine minimalistische wie artistische Choreografie berühmt ist. Eine international renommierte Truppe der Spitzenklassen, ein einmaliges Gastspiel in der Stadt, fünfundfünfzig Minuten, ohne Pause. Da sollten sich alle im Vorfeld doch etwas mehr disziplinieren können, denkt er und schielt auf seine Schuhspitzen, auf die Schuhe der anderen, versucht sich nicht von den Gerüchen und Gesprächsfetzen um sich herum vollends einlullen zu lassen. Hat dann aber doch eher das Gefühl, in einem Kiosk eingesperrt zu sein zusammen mit unzähligen Illustrierten und deren Bildern, Themen und Überschriften und nicht wenige Meter und Minuten entfernt von einer Tanzperformance der Spitzenklasse.
Als sie dann doch irgendwann die Kasse erreichen, hätte er am liebsten seinen ganzen Unmut über die Rücksichtslosigkeit, schlechte Organisation und Enge rausgelassen. Doch das einzige; was ihm in diesem Moment noch über die Lippen kommt, ist „na endlich.“
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Na endlich
WIE
Als sie das Foyer des Theaters erreichen und sich ans Ende der Schlange anstellen, ist noch nicht abzusehen, wie lange das Ganze dauern wird. Es ist auch nicht erkennbar, welche Schlange zu welcher Kasse führt, wo man sich genau für vorbestellte Karten anstellen muss. Egal, es ist noch Zeit und es gibt einiges zu erzählen.
Langsam werden die Reihen dichter und die Gespräche der anderen rücken näher. Wodurch ihr eigenes Gespräch immer öfters unterbrochen wird, immer mehr fremde Themen hinzukommen und Gesprächsfetzen durcheinandergeraten. Da vermischen sich Rezepte und Zubereitungstips, die alle ganz einfach und total lecker sind, Beziehungsproblematiken und Ratschlägen, die alle gut gemeint, aber doch recht unrealistisch sind, Probleme mit den eigenen Eltern und pubertierenden Kindern, wobei hier gute Ratschläge sehr selten sind, oder man hört nur, da kannst du nichts machen. All dies wird mit Einkaufstips, Schnäppchen, und Sonderangeboten durchmischt.
Er fühlt sich von der Themenwolke eingenebelt und meint eine Mischung aus Kaffee, Zigarettenrauch, Parfüm, Alkohol, Frittenfett und schlechter Wohnungsluft zu riechen. Was natürlich nicht stimmt. Immer wieder versuchen sie beide zum eigenen Gesprächsfaden zurück zu finden, irgendwie ging es bei ihnen um Vorruhestand, vielleicht aber auch um Vorlauferhitzer oder waren es die regelmäßigen Voruntersuchungen, jedenfalls ging es nicht um vorzeitigen Samenerguss, wie bei dem Paar neben ihnen.
Das Gedrängel nimmt zu und unter dem Vorwand, man besäße bereits reservierte Karten, versuchen die meisten sich vor zu drängeln.
„Wir haben auch bereits reservierte Karten“, versucht er sich durchzusetzen, spricht aber nicht laut genug.
Die anderen scheinen besser, anders oder doch extra reserviert zu haben. Auch ist weiterhin nicht klar, ob es wirklich mehrere Warteschlangen sind, oder letztlich alles auf eine Kasse zuläuft. Rechts und links von ihnen scheint es auf jeden Fall schneller zu gehen, aber vielleicht täuscht das auch.
Alle warten auf ein kulturelles Ereignis der Extraklasse, ein Tanztheater, das für seine minimalistische wie artistische Choreografie berühmt ist. Eine international renommierte Truppe der Spitzenklassen, ein einmaliges Gastspiel in der Stadt, fünfundfünfzig Minuten, ohne Pause. Da sollten sich alle im Vorfeld doch etwas mehr disziplinieren können, denkt er und schielt auf seine Schuhspitzen, auf die Schuhe der anderen, versucht sich nicht von den Gerüchen und Gesprächsfetzen um sich herum vollends einlullen zu lassen. Hat dann aber doch eher das Gefühl, in einem Kiosk eingesperrt zu sein zusammen mit unzähligen Illustrierten und deren Bildern, Themen und Überschriften und nicht wenige Meter und Minuten entfernt von einer Tanzperformance der Spitzenklasse.
Als sie dann doch irgendwann die Kasse erreichen, hätte er am liebsten seinen ganzen Unmut über die Rücksichtslosigkeit, schlechte Organisation und Enge rausgelassen. Doch das einzige; was ihm in diesem Moment noch über die Lippen kommt, ist „na endlich.“