Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Mutmacher
RAU
Wenn sie recht überlegt, ist das die Rolle, die sie wirklich gut beherrscht. Ganz ohne falsche Bescheidenheit. In ihrer Familie und im Job, bei Freunden und Bekannten, nur bei ihrer besten Freundin eher nicht, da lässt sie wirklich auch gerne mal alle Flügel schlapp hängen und weint sich aus, wenn es gar nicht anders geht. Aber sonst ist sie diejenige, die nach vorne oder nach oben schaut, für die das Glas immer halb voll ist, die zuhört, tröstet und unterstützt. Sie vermeidet Ratschläge zu geben und stellt lieber Fragen. Denn dann entspannt sich ihr Gegenüber und beginnt zu erzählen. ‚Ett hätt noch immer jot jejange‘, das ist das Kölsche Grundgesetz Paragraph 3. Erst neulich wieder, als sie auf einer Tagung einen Klaus aus Köln traf und diesen Spruch nicht nur einmal von ihm hörte, dachte sie, jenau so isset.
Miesepeter und Dauerzweifler, Ständig-alles-in-Frage-Stellende, Nur-mit-dem-Schlimmsten-Rechnende, Weltuntergangsbeschwörer und Ewig-Hoffnungslose gibt es genug und an jeder Ecke. Die bringen sich und uns und wirklich niemanden nur einen Zentimeter weiter. Lieber auf‘s Helle sehen und auf das Licht, auf das, was links und rechts liegt und vor allem auf das, was trotz allem geht.
Der wohl wohlwollende Spruch ihrer Mutter ‚Das wird schon wieder‘ hat ihr aber nie gereicht. Sie fand ihn irgendwie trostlos, obwohl sie ahnte, dass sie ihr damit helfen wollte, wenn sie beim Rollschuhfahren mal wieder gestürzt war und sich das Knie aufgeschlagen oder den Fuß verstaucht hatte. ‚Das wird schon wieder‘ ist ihr bis heute zu wenig und viel zu passiv. Komm, ich mach‘ dir einen dicken Verband oder einen kalten Wickel, ab heute übe ich mit dir jeden Abend zehn Minuten englische Vokabeln, wenn die Englischarbeit mal wieder eine sehr knappe Vier war, das alles hätte ihr viel besser gefallen.
Also lieber zuhören und nachfragen, da sein, die Möglichkeiten sehen und benennen, den Lieblingskuchen backen oder einen gut gekühlten Cremant öffnen, und vor allem in den Arm nehmen. Dann kommen Hoffnung und Lebensfreude von ganz alleine. Dafür sind Mutmacher schließlich da.
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Mutmacher
RAU
Wenn sie recht überlegt, ist das die Rolle, die sie wirklich gut beherrscht. Ganz ohne falsche Bescheidenheit. In ihrer Familie und im Job, bei Freunden und Bekannten, nur bei ihrer besten Freundin eher nicht, da lässt sie wirklich auch gerne mal alle Flügel schlapp hängen und weint sich aus, wenn es gar nicht anders geht. Aber sonst ist sie diejenige, die nach vorne oder nach oben schaut, für die das Glas immer halb voll ist, die zuhört, tröstet und unterstützt. Sie vermeidet Ratschläge zu geben und stellt lieber Fragen. Denn dann entspannt sich ihr Gegenüber und beginnt zu erzählen. ‚Ett hätt noch immer jot jejange‘, das ist das Kölsche Grundgesetz Paragraph 3. Erst neulich wieder, als sie auf einer Tagung einen Klaus aus Köln traf und diesen Spruch nicht nur einmal von ihm hörte, dachte sie, jenau so isset.
Miesepeter und Dauerzweifler, Ständig-alles-in-Frage-Stellende, Nur-mit-dem-Schlimmsten-Rechnende, Weltuntergangsbeschwörer und Ewig-Hoffnungslose gibt es genug und an jeder Ecke. Die bringen sich und uns und wirklich niemanden nur einen Zentimeter weiter. Lieber auf‘s Helle sehen und auf das Licht, auf das, was links und rechts liegt und vor allem auf das, was trotz allem geht.
Der wohl wohlwollende Spruch ihrer Mutter ‚Das wird schon wieder‘ hat ihr aber nie gereicht. Sie fand ihn irgendwie trostlos, obwohl sie ahnte, dass sie ihr damit helfen wollte, wenn sie beim Rollschuhfahren mal wieder gestürzt war und sich das Knie aufgeschlagen oder den Fuß verstaucht hatte. ‚Das wird schon wieder‘ ist ihr bis heute zu wenig und viel zu passiv. Komm, ich mach‘ dir einen dicken Verband oder einen kalten Wickel, ab heute übe ich mit dir jeden Abend zehn Minuten englische Vokabeln, wenn die Englischarbeit mal wieder eine sehr knappe Vier war, das alles hätte ihr viel besser gefallen.
Also lieber zuhören und nachfragen, da sein, die Möglichkeiten sehen und benennen, den Lieblingskuchen backen oder einen gut gekühlten Cremant öffnen, und vor allem in den Arm nehmen. Dann kommen Hoffnung und Lebensfreude von ganz alleine. Dafür sind Mutmacher schließlich da.