Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Mutmacher
WIE
„Was haltet ihr davon, wenn wir am Wochenende einen Ausflug in die Eifel machen?“
Die Begeisterung bei Frau und Kindern hält sich in Grenzen. Doch für dieses Mal hat er sich eine Zusatzvariante ausgedacht. „Lasst uns mal in die belgische Eifel fahren, zum Beispiel nach Malmedy, da gibt es sogar einen Markt an diesem Samstag und belgische Fritten noch dazu.“
Die Reaktion auf diesen Vorschlag fällt schon anders aus. Und er liegt richtig, das Städtchen Malmedy gefällt allen, die Atmosphäre auf dem Markt, die Menschen, die französische Sprache, die Essensangebote an den Buden, alles doch etwas exotischer als in Prüm. Aber auch das Angebot der Stände auf dem Markt ist anders. Neben Blumen, Gemüse, Käse, und anderen Köstlichkeiten gibt es Kleidung, Schmuck und viel Kunsthandwerkliches, Selbstgemachtes, kleine originelle Sachen, die aus den alternativen Werkstätten der Gegend stammen. Töchter und Frau sind ganz angetan vom Angebot an diesem sonnigen Tag.
Ein Stand fällt ihm besonders auf. Nicht nur wegen der hübschen Verkäuferin, sondern auch wegen des bunten Sammelsuriums, das es zu sehen gibt. Dinge aus Papier geschöpft, gefaltet, gefärbt, selbst bedruckte Stoffe und andere kleine Sachen. Und es gibt einen überdimensionalen Setzkasten, mit Stoffbeutelchen in unterschiedlichen Farben und Mustern. Einige sind prall gefüllt, andere dünn, an jedem Beutelchen hängt ein handgeschriebener Zettel. Die Beschriftung ist französisch. Eine gute Gelegenheit die Übersetzungs-App am Handy zu bemühen, ein Foto reicht und anschließend werden die Geheimnisse der kleinen Wundertüten gelüftet: „Frühlingsgefühle“, „schöne Haut“, „glänzende Nägel“, „Fitness“, „Appetitzügler“ „Entspannung“, „tiefer Schlaf“. So langsam bekommt er eine Vorstellung, was hier in geheimnisvoller Weise verkauft wird. Ein Beutelchen fällt ihm dann besonders auf: „encourager“ ist zu lesen. Und kurz darauf weiß er auch das: „Mutmacher“.
Er nimmt das Stoffsäckchen aus dem Fach, versucht etwas zu fühlen. Dieser Mutmacher ist auf jeden Fall nicht voluminös, nur etwas Kleines, Hartes ist zu spüren. Daneben irgendetwas Zartes, fasst Wolliges. Er legt das Beutelchen zurück, lächelt die Verkäuferin an und macht sich auf den Weg, um die anderen im Gewühl nicht zu verlieren. Doch der kleine Mutmacher lässt ihn nicht los. Was es wohl sein könnte? Oder besser, was wünscht er sich, was es sein sollte? Wie soll er aussehen, der Mutmacher für ihn? Vielleicht sollte er gleich doch noch mal zum Stand zurückgehen, Mut fassen und das Säckchen einfach kaufen.
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Mutmacher
WIE
„Was haltet ihr davon, wenn wir am Wochenende einen Ausflug in die Eifel machen?“
Die Begeisterung bei Frau und Kindern hält sich in Grenzen. Doch für dieses Mal hat er sich eine Zusatzvariante ausgedacht. „Lasst uns mal in die belgische Eifel fahren, zum Beispiel nach Malmedy, da gibt es sogar einen Markt an diesem Samstag und belgische Fritten noch dazu.“
Die Reaktion auf diesen Vorschlag fällt schon anders aus. Und er liegt richtig, das Städtchen Malmedy gefällt allen, die Atmosphäre auf dem Markt, die Menschen, die französische Sprache, die Essensangebote an den Buden, alles doch etwas exotischer als in Prüm. Aber auch das Angebot der Stände auf dem Markt ist anders. Neben Blumen, Gemüse, Käse, und anderen Köstlichkeiten gibt es Kleidung, Schmuck und viel Kunsthandwerkliches, Selbstgemachtes, kleine originelle Sachen, die aus den alternativen Werkstätten der Gegend stammen. Töchter und Frau sind ganz angetan vom Angebot an diesem sonnigen Tag.
Ein Stand fällt ihm besonders auf. Nicht nur wegen der hübschen Verkäuferin, sondern auch wegen des bunten Sammelsuriums, das es zu sehen gibt. Dinge aus Papier geschöpft, gefaltet, gefärbt, selbst bedruckte Stoffe und andere kleine Sachen. Und es gibt einen überdimensionalen Setzkasten, mit Stoffbeutelchen in unterschiedlichen Farben und Mustern. Einige sind prall gefüllt, andere dünn, an jedem Beutelchen hängt ein handgeschriebener Zettel. Die Beschriftung ist französisch. Eine gute Gelegenheit die Übersetzungs-App am Handy zu bemühen, ein Foto reicht und anschließend werden die Geheimnisse der kleinen Wundertüten gelüftet: „Frühlingsgefühle“, „schöne Haut“, „glänzende Nägel“, „Fitness“, „Appetitzügler“ „Entspannung“, „tiefer Schlaf“. So langsam bekommt er eine Vorstellung, was hier in geheimnisvoller Weise verkauft wird. Ein Beutelchen fällt ihm dann besonders auf: „encourager“ ist zu lesen. Und kurz darauf weiß er auch das: „Mutmacher“.
Er nimmt das Stoffsäckchen aus dem Fach, versucht etwas zu fühlen. Dieser Mutmacher ist auf jeden Fall nicht voluminös, nur etwas Kleines, Hartes ist zu spüren. Daneben irgendetwas Zartes, fasst Wolliges. Er legt das Beutelchen zurück, lächelt die Verkäuferin an und macht sich auf den Weg, um die anderen im Gewühl nicht zu verlieren. Doch der kleine Mutmacher lässt ihn nicht los. Was es wohl sein könnte? Oder besser, was wünscht er sich, was es sein sollte? Wie soll er aussehen, der Mutmacher für ihn? Vielleicht sollte er gleich doch noch mal zum Stand zurückgehen, Mut fassen und das Säckchen einfach kaufen.