Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Mit mir selber unterwegs
RAU
Einfach abtauchen, während ich mit anderen zusammen oder ganz alleine bin. Früh morgens, während des Tages oder abends bevor der Schlaf kommt. Schnell noch einmal unterwegs sein zu mir selber ohne Begleitung, mal kürzer oder länger, das liebe ich.
Schnell einen kurzen Check machen, damit beginnt es. Gerade alles in Ordnung? Oder ruckelt und zieht es wo? Arbeit, Knie, Schulter, Finanzen, Kinder, Herz? Mit Charlotte ist es gerade nicht immer einfach, sie stellt zu viele Fragen, möchte zu viel. Da weiß ich oft nicht die richtigen Antworten und wende mich lieber ab. Spüre genau, dass sie und ich unterschiedliche Antworten bräuchten, irgendetwas zwischen Anregung und Ruhe.
Zu mir selber zu reisen ist soviel leichter, bei mir selber fühle ich mich wohl und sicher, bin ich zuhause. Kenne mich gut genug, bin mir vertraut und habe mich lieb, jetzt ist es raus. Könnte auch zu der Gruppe derer gehören, die sich morgens im Spiegel mit ‚Hallo Bärchen‘ begrüßen. Mache ich natürlich nicht, das finde ich dann doch zu albern.
Ich sei oft ein Egoist, wird mir vorgeworfen, dabei habe ich doch gar nichts gegen andere, nichts gegen meine Frau, meine Kinder, meine Freunde und ehemaligen Kollegen. Brauche sie wie die Luft zum Atmen, trotzdem bin ich furchtbar gerne mit mir alleine unterwegs. Genieße den Flow bei meiner Arbeit, wenn ich abtauche in die Welt meiner Forschungsthemen, wie ein kleiner Junge die Einzelteile neugierig zusammensammele, sortiere, neu bewerte, Fragen stelle und Antworten dafür suche. Hänge auch gerne zuhause oder in der Natur meinen Gedanken und Ideen nach, ohne mich erklären zu müssen, baue mir die Welt dabei oft nach meinen Wünschen. Tagträumer sagt man dazu, aber damit habe ich schon als Kind früher gut leben können.
Mir geht es bestens mit mir. Ich tauche ab, atme tiefer, denke an Dies und Das, streiche über meinen Bauch, schnalze mit der Zunge, pfeife und singe manchmal auch. Verstecke mich nicht vor mir und meide mich nicht wie früher so oft. Spüre wie sonst nie, wer ich bin. Konrad mit 66 Jahren. Mit allen Ups und Downs, ehemaligen Wünschen und Vorhaben, errungenen Erfolgen, geplatzten Träumen, erlittenen Niederlagen und viel normalem Leben als Mann, Vater und Wissenschaftler. Unruhe, Ansporn, Perfektionismus und Wut, alles weicht jetzt einer warmen Zufriedenheit. Bin ich alt oder werde ich langsam weise?
Auf meinen kleinen Reisen mit mir selber vergifte ich keine Luft und schädige niemanden, brauche lediglich Zeit. Und die habe ich jetzt endlich, liebe Charlotte, gib du sie mir doch bitte auch.
Texte zum Alltäglichen -
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Mit mir selber unterwegs
RAU
Einfach abtauchen, während ich mit anderen zusammen oder ganz alleine bin. Früh morgens, während des Tages oder abends bevor der Schlaf kommt. Schnell noch einmal unterwegs sein zu mir selber ohne Begleitung, mal kürzer oder länger, das liebe ich.
Schnell einen kurzen Check machen, damit beginnt es. Gerade alles in Ordnung? Oder ruckelt und zieht es wo? Arbeit, Knie, Schulter, Finanzen, Kinder, Herz? Mit Charlotte ist es gerade nicht immer einfach, sie stellt zu viele Fragen, möchte zu viel. Da weiß ich oft nicht die richtigen Antworten und wende mich lieber ab. Spüre genau, dass sie und ich unterschiedliche Antworten bräuchten, irgendetwas zwischen Anregung und Ruhe.
Zu mir selber zu reisen ist soviel leichter, bei mir selber fühle ich mich wohl und sicher, bin ich zuhause. Kenne mich gut genug, bin mir vertraut und habe mich lieb, jetzt ist es raus. Könnte auch zu der Gruppe derer gehören, die sich morgens im Spiegel mit ‚Hallo Bärchen‘ begrüßen. Mache ich natürlich nicht, das finde ich dann doch zu albern.
Ich sei oft ein Egoist, wird mir vorgeworfen, dabei habe ich doch gar nichts gegen andere, nichts gegen meine Frau, meine Kinder, meine Freunde und ehemaligen Kollegen. Brauche sie wie die Luft zum Atmen, trotzdem bin ich furchtbar gerne mit mir alleine unterwegs. Genieße den Flow bei meiner Arbeit, wenn ich abtauche in die Welt meiner Forschungsthemen, wie ein kleiner Junge die Einzelteile neugierig zusammensammele, sortiere, neu bewerte, Fragen stelle und Antworten dafür suche. Hänge auch gerne zuhause oder in der Natur meinen Gedanken und Ideen nach, ohne mich erklären zu müssen, baue mir die Welt dabei oft nach meinen Wünschen. Tagträumer sagt man dazu, aber damit habe ich schon als Kind früher gut leben können.
Mir geht es bestens mit mir. Ich tauche ab, atme tiefer, denke an Dies und Das, streiche über meinen Bauch, schnalze mit der Zunge, pfeife und singe manchmal auch. Verstecke mich nicht vor mir und meide mich nicht wie früher so oft. Spüre wie sonst nie, wer ich bin. Konrad mit 66 Jahren. Mit allen Ups und Downs, ehemaligen Wünschen und Vorhaben, errungenen Erfolgen, geplatzten Träumen, erlittenen Niederlagen und viel normalem Leben als Mann, Vater und Wissenschaftler. Unruhe, Ansporn, Perfektionismus und Wut, alles weicht jetzt einer warmen Zufriedenheit. Bin ich alt oder werde ich langsam weise?
Auf meinen kleinen Reisen mit mir selber vergifte ich keine Luft und schädige niemanden, brauche lediglich Zeit. Und die habe ich jetzt endlich, liebe Charlotte, gib du sie mir doch bitte auch.