Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Mit mir selber unterwegs
WIE
Ein herrlicher Frühsommertag in der Stadt, es ist viel los in den Cafes, der Fußgängerzone und auf der Promenade. Alles blüht auf, endlich raus aus der Zurückgezogenheit des Winters, im Hellen flanieren und spazieren.
Meistens sind Gruppen unterwegs, vor allem junge Leute, zu zweit, zu dritt, zu fünft. Je größer die Gruppe, um so ausgelassener die Stimmung. Bis zu dem Moment, wo Entscheidungen anstehen: In welches Bistro einkehren, oder doch erst shoppen? Aber in welchen Shop zuerst? Oder doch nur abhängen und nichts tun? Was aber, wenn der Hunger jetzt schon quält? Was will man sich gönnen, kalt, warm, süß, herzhaft, fettig oder gesund? Beim angesagten Food-Store oder beim No-Name-Imbiss nebenan? Was ist total bescheuert und was total gut? Wie viel Geld hat jeder in der Tasche, wie viel Zeit zum Warten, wie viel Verantwortung für Umwelt, Gesundheit und Nachhaltigkeit? So verlaufen manche Entscheidungen komplizierter als anfänglich gedacht, und wenn die No-Go's zu hoch sind, muss die Gruppe sich teilen.
Deshalb bin ich gerne alleine unterwegs, kein bestimmtes Ziel im Kopf. Verspüre aber natürlich auch den Drang, mir kurz vor Mittag etwas Essbares zu genehmigen. Hätte ich jetzt eine bestimmte Routine, wäre alles einfach. Doch meine Routinen halten sich nur kurz, wie soll es anders sein, wenn das Angebot ständig wächst. Türkisch, indisch, italienisch, französisch, japanisch, belgisch-holländisch, und die deutschen Bäckereien gibt es auch noch.
Wenn ich dann irgendwann eine Tüte Essbares und einen Pappbecher Kaffee in Händen halte, muss ich mich noch für einen passenden Ort entscheiden. Will ich ungestört sein? Oder doch nicht ganz abseits und ein wenig beobachten können? In der Nähe eines Spielplatzes, der großen Parkwiese, wo sich die neuesten Fitnessaktivitäten studieren lassen und Hundebesitzer, die sich beim Erziehen ihrer Liebsten blamieren? Oder lasse ich lieber meinen Blick in die Ferne schweifen und meditiere mittäglich in aller Ruhe im Anblick des Siebengebirges?
Könnte ich mich doch aufteilen, ein Teil setzt sich da hin, wo es viel zu schauen gibt, ein anderer eher abseits des Gewühls. Manchmal bin ich gespannt, für was ich mich entscheide und bin freundlich zu mir. Manchmal bin ich weniger verständnisvoll und beschwere mich bei mir selber: Siehst'e, mal wieder falsch entschieden, doch kein guter Platz für ein kleines Picknick in der Stadt. Ist doch immer das Gleiche, man will alleine sein und prompt platziert sich eine Schülergruppe auf Klassenfahrt neben dich. Möchte ich zur Abwechslung mal etwas sehen, passiert leider genau das, was ich lieber nicht sehen möchte.
Nicht einfach, mit mir selber unterwegs zu sein. Vielleicht versuche ich mal, die Entscheidungen doch das nächste Mal mit anderen zu treffen, geteiltes Leid ist doch schließlich halbes Leid.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Mit mir selber unterwegs
WIE
Ein herrlicher Frühsommertag in der Stadt, es ist viel los in den Cafes, der Fußgängerzone und auf der Promenade. Alles blüht auf, endlich raus aus der Zurückgezogenheit des Winters, im Hellen flanieren und spazieren.
Meistens sind Gruppen unterwegs, vor allem junge Leute, zu zweit, zu dritt, zu fünft. Je größer die Gruppe, um so ausgelassener die Stimmung. Bis zu dem Moment, wo Entscheidungen anstehen: In welches Bistro einkehren, oder doch erst shoppen? Aber in welchen Shop zuerst? Oder doch nur abhängen und nichts tun? Was aber, wenn der Hunger jetzt schon quält? Was will man sich gönnen, kalt, warm, süß, herzhaft, fettig oder gesund? Beim angesagten Food-Store oder beim No-Name-Imbiss nebenan? Was ist total bescheuert und was total gut? Wie viel Geld hat jeder in der Tasche, wie viel Zeit zum Warten, wie viel Verantwortung für Umwelt, Gesundheit und Nachhaltigkeit? So verlaufen manche Entscheidungen komplizierter als anfänglich gedacht, und wenn die No-Go's zu hoch sind, muss die Gruppe sich teilen.
Deshalb bin ich gerne alleine unterwegs, kein bestimmtes Ziel im Kopf. Verspüre aber natürlich auch den Drang, mir kurz vor Mittag etwas Essbares zu genehmigen. Hätte ich jetzt eine bestimmte Routine, wäre alles einfach. Doch meine Routinen halten sich nur kurz, wie soll es anders sein, wenn das Angebot ständig wächst. Türkisch, indisch, italienisch, französisch, japanisch, belgisch-holländisch, und die deutschen Bäckereien gibt es auch noch.
Wenn ich dann irgendwann eine Tüte Essbares und einen Pappbecher Kaffee in Händen halte, muss ich mich noch für einen passenden Ort entscheiden. Will ich ungestört sein? Oder doch nicht ganz abseits und ein wenig beobachten können? In der Nähe eines Spielplatzes, der großen Parkwiese, wo sich die neuesten Fitnessaktivitäten studieren lassen und Hundebesitzer, die sich beim Erziehen ihrer Liebsten blamieren? Oder lasse ich lieber meinen Blick in die Ferne schweifen und meditiere mittäglich in aller Ruhe im Anblick des Siebengebirges?
Könnte ich mich doch aufteilen, ein Teil setzt sich da hin, wo es viel zu schauen gibt, ein anderer eher abseits des Gewühls. Manchmal bin ich gespannt, für was ich mich entscheide und bin freundlich zu mir. Manchmal bin ich weniger verständnisvoll und beschwere mich bei mir selber: Siehst'e, mal wieder falsch entschieden, doch kein guter Platz für ein kleines Picknick in der Stadt. Ist doch immer das Gleiche, man will alleine sein und prompt platziert sich eine Schülergruppe auf Klassenfahrt neben dich. Möchte ich zur Abwechslung mal etwas sehen, passiert leider genau das, was ich lieber nicht sehen möchte.
Nicht einfach, mit mir selber unterwegs zu sein. Vielleicht versuche ich mal, die Entscheidungen doch das nächste Mal mit anderen zu treffen, geteiltes Leid ist doch schließlich halbes Leid.