Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Marken
RAU
Wenn ich es recht überlege, bin ich mit Marken aufgewachsen. In meiner Kindheit gehörten sie in meiner Familie einfach dazu und zeigten wohl unseren wachsenden Wohlstand, wobei dies ehrlicherweise besonders meinem Vater wichtig war. Aber das habe ich erst später begriffen.
Für mich begann es wohl mit Nivea, die tiefblaue Dose mit dem weißen Schriftzug ist mir wie eine liebe Schwester, Tante oder Oma vertraut und heute noch in meinem Badezimmer zu finden und auch in dem meines Bruders.
Dann natürlich die schicke ‚weiße Dame‘ auf grünem Hintergrund auf dem Pappkarton genauso wie auf der Emaildose, noch heute nehme ich Persil, obwohl es teurer ist. Als meine Söhne auszogen und begannen selber zu waschen, riefen sie nach relativ kurzer Zeit an und wollten wissen, welches Waschmittel ich benutze, ihre Sachen würden jetzt so anders riechen.
Als Kind bin ich beim Schuhkauf mit großer Freude mit zu Salamander gegangen, ein Erlebnis! Nicht nur weil es dort im Geschäft im hinteren Bereich eine richtige Rutsche gab, die ich sonst nur von Spielplätzen kannte, sondern natürlich auch wegen der bunten Lurchi-Hefte, meinen ersten Comics. Ich hätte alle paar Wochen neue Schuhe haben wollen, ehrlich.
Meine Eltern tranken Tschibo und niemals Eduscho, Cola und nie Pepsi, fuhren VW und Daimler, niemals BMW oder gar einen Fiat oder Renault. Waschmaschine von Miele, alle elektrischen Geräte vom Toaster, Rasierer, Kaffeemühle über Wecker, Radio, Stereoanlage und Tischventilator waren von Braun, das Design von Dieter Rams hat meinen Geschmack bis heute nachhaltig geprägt.
Als Tennisspielerin immer Fred Perry und niemals Lacoste, als Studentin Levis und nie Wrangler, immer Esprit und nie Marco Polo. Mit Birkenstock habe ich mich bis zum Riß meiner Achillessehne vor ein paar Jahren schwergetan, heute trage ich sie im Sommer ohne schlechtes Gewissen und reibe mir die Augen, dass die Firma mittlerweile weltweit erfolgreich und sogar an der Börse ist.
Dann natürlich Ikea, gerne mehrmals im Jahr, und selbst wenn ich nichts brauchte, kam ich immer mit irgendetwas zurück. Zum Abschluss dann ein Krabben-oder Lachsbrot oder Sköttbuller mit Preiselbeeren oder ein Stück Mandeltorte zum Kaffee. Fast ein Ort Heimat. Heute zieht es mich noch manchmal aus Sentimentalität dorthin, aber mir gefallen die farblichen Designs kaum noch und in der großen Halle wird mir schlecht von der Luft.
Die letzten großen Markenentscheidungen gingen dann um Handys, Smartphones und Laptops, ich benutzte die Welt von Medion und Nokia, Siemens und Samsung und bin nun doch seit Jahren schon eine überzeugte Apple-Userin. Die Geräte sind leicht zu handhaben und erinnern mich optisch an früher, Braun-Design eben.
Marken begleiten mich mein ganzes Leben, bin sozusagen ein Markenkind, war mir gar nicht so bewusst. Habe immer gedacht, dass ich sie ablehne, erinnere ich mich doch noch an endlos lange Diskussionen mit den Söhnen, wenn sie nur Puma und auf keinen Fall Adidas haben wollten, oder war es umgekehrt? Was habe ich die Welt des Kapitalismus ihnen gegenüber verdammt und über all diesen Markenunsinn geschimpft.
Habe ich irgendwas vergessen? Gehe in Gedanken schnell nochmal meine Wohnung, meine Schränke und Schubladen durch, nein bis auf diese drei Apple-Teile und drei Miele-Geräte sind mir Marken heute wirklich herzlich egal. Qualität ist wichtig, sonst nichts. Wie herrlich frei fühlt sich das denn an!
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Marken
RAU
Wenn ich es recht überlege, bin ich mit Marken aufgewachsen. In meiner Kindheit gehörten sie in meiner Familie einfach dazu und zeigten wohl unseren wachsenden Wohlstand, wobei dies ehrlicherweise besonders meinem Vater wichtig war. Aber das habe ich erst später begriffen.
Für mich begann es wohl mit Nivea, die tiefblaue Dose mit dem weißen Schriftzug ist mir wie eine liebe Schwester, Tante oder Oma vertraut und heute noch in meinem Badezimmer zu finden und auch in dem meines Bruders.
Dann natürlich die schicke ‚weiße Dame‘ auf grünem Hintergrund auf dem Pappkarton genauso wie auf der Emaildose, noch heute nehme ich Persil, obwohl es teurer ist. Als meine Söhne auszogen und begannen selber zu waschen, riefen sie nach relativ kurzer Zeit an und wollten wissen, welches Waschmittel ich benutze, ihre Sachen würden jetzt so anders riechen.
Als Kind bin ich beim Schuhkauf mit großer Freude mit zu Salamander gegangen, ein Erlebnis! Nicht nur weil es dort im Geschäft im hinteren Bereich eine richtige Rutsche gab, die ich sonst nur von Spielplätzen kannte, sondern natürlich auch wegen der bunten Lurchi-Hefte, meinen ersten Comics. Ich hätte alle paar Wochen neue Schuhe haben wollen, ehrlich.
Meine Eltern tranken Tschibo und niemals Eduscho, Cola und nie Pepsi, fuhren VW und Daimler, niemals BMW oder gar einen Fiat oder Renault. Waschmaschine von Miele, alle elektrischen Geräte vom Toaster, Rasierer, Kaffeemühle über Wecker, Radio, Stereoanlage und Tischventilator waren von Braun, das Design von Dieter Rams hat meinen Geschmack bis heute nachhaltig geprägt.
Als Tennisspielerin immer Fred Perry und niemals Lacoste, als Studentin Levis und nie Wrangler, immer Esprit und nie Marco Polo. Mit Birkenstock habe ich mich bis zum Riß meiner Achillessehne vor ein paar Jahren schwergetan, heute trage ich sie im Sommer ohne schlechtes Gewissen und reibe mir die Augen, dass die Firma mittlerweile weltweit erfolgreich und sogar an der Börse ist.
Dann natürlich Ikea, gerne mehrmals im Jahr, und selbst wenn ich nichts brauchte, kam ich immer mit irgendetwas zurück. Zum Abschluss dann ein Krabben-oder Lachsbrot oder Sköttbuller mit Preiselbeeren oder ein Stück Mandeltorte zum Kaffee. Fast ein Ort Heimat. Heute zieht es mich noch manchmal aus Sentimentalität dorthin, aber mir gefallen die farblichen Designs kaum noch und in der großen Halle wird mir schlecht von der Luft.
Die letzten großen Markenentscheidungen gingen dann um Handys, Smartphones und Laptops, ich benutzte die Welt von Medion und Nokia, Siemens und Samsung und bin nun doch seit Jahren schon eine überzeugte Apple-Userin. Die Geräte sind leicht zu handhaben und erinnern mich optisch an früher, Braun-Design eben.
Marken begleiten mich mein ganzes Leben, bin sozusagen ein Markenkind, war mir gar nicht so bewusst. Habe immer gedacht, dass ich sie ablehne, erinnere ich mich doch noch an endlos lange Diskussionen mit den Söhnen, wenn sie nur Puma und auf keinen Fall Adidas haben wollten, oder war es umgekehrt? Was habe ich die Welt des Kapitalismus ihnen gegenüber verdammt und über all diesen Markenunsinn geschimpft.
Habe ich irgendwas vergessen? Gehe in Gedanken schnell nochmal meine Wohnung, meine Schränke und Schubladen durch, nein bis auf diese drei Apple-Teile und drei Miele-Geräte sind mir Marken heute wirklich herzlich egal. Qualität ist wichtig, sonst nichts. Wie herrlich frei fühlt sich das denn an!