Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Mann am Meer
WIE
Die Beine lang ausgestreckt auf die Ellenbogen gestützt, liege ich auf dem weichen Sand und blinzele der Sonne entgegen. Vor mir nur das rauschende Meer, vereinzelte Möwen, die durch die Priele laufen, die die Ebbe hat stehen lassen. Ich beobachte vor allem die Spaziergänger, die an diesem sonnigen Nachmittag von rechts oder von links auf Augenhöhe vorbeiziehen. Sie alle bieten etwas, um Vorstellungen darüber anzustellen, wer sie sind, was sie so machen oder antreibt.
Ein Paar, unterschiedlichen Alters und recht unterschiedlicher körperlicher Konstitution, schlendert ziellos am Strand umher. Jeder ist auf seine Art beschäftigt und scheinbar zufrieden damit. Im Gegensatz zu einem jungen Paar, das im Gleichschritt unterwegs ist. Das ist aber vielleicht die einzige Übereinstimmung, wenn man in die verbissenen Gesichter schaut. Ein anderes Paar strahlt mehr Gelassenheit aus, auch wenn er immer ein Stück vorausläuft, weil sie ständig stehen bleibt, weil sie von den Muscheln, wenn auch nur sehr kleinen, fasziniert ist.
Auch eine vierköpfige Familie scheint zufrieden zu sein. Jeder ist mit seinem Handy beschäftigt, der Vater telefoniert, die Mutter fotografiert, die etwa 12 und 14 Jahre alten Kinder vergleichen irgendetwas auf ihren Geräten. Ein Hundebesitzer kommt nur sehr langsam voran, dafür schleudert er ununterbrochen einen Ball für seinen Begleiter in die Ferne. Das Tier freut sich über sein Laufpensum an diesem Tag.
Zwei Frauen sind im Gespräch versunken, der Blick auf den Boden gerichtet. Sie sprechen genauso schnell wie sie laufen, sind aber mit der Empörung über irgendetwas gedanklich ganz woanders. Ein einzelner Mann in gelber Sportkleidung läuft energisch eine gerade Strecke ab und lässt sich auch durch einen tieferen Wasserpriel nicht von seinem Weg abbringen. Den Möwen dort gefällt diese Sturheit nicht so recht. Zwei Pärchen laufen vorbei, die Männer gehen voraus und unterhalten sich über Vermögensanlagen oder so etwas. Die Frauen laufen mit einem gewissen Abstand hinterher und reden wahrscheinlich darüber, was ihre Männer so im Kopf haben.
Eine Gruppe jüngerer Senioren mit Walking-Stöcken läuft im strengen Gleichtakt nahezu so wie Ruderer in einem Boot. Unklar, ob alle damit gleich zufrieden sind. Eine Frau mit blauen Eimerchen in der Hand bückt sich viel, betrachtet das Aufgehobene und schmeißt wieder weg. Ihre Qualitätskriterien scheinen streng zu sein. Ein einzelner Mann geht langsam vorbei und bleibt immer wieder stehen. Schaut aufs Meer, die Hände hinter seinem Rücken zusammengeschlagen, scheint er wirklich hier zu sein und nirgendwo anders.
Und ich höre nun auch auf, mir weitere Gedanken über Spaziergänger am Mer zu machen und geniesse den warmen, weichen Sand.
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Mann am Meer
WIE
Die Beine lang ausgestreckt auf die Ellenbogen gestützt, liege ich auf dem weichen Sand und blinzele der Sonne entgegen. Vor mir nur das rauschende Meer, vereinzelte Möwen, die durch die Priele laufen, die die Ebbe hat stehen lassen. Ich beobachte vor allem die Spaziergänger, die an diesem sonnigen Nachmittag von rechts oder von links auf Augenhöhe vorbeiziehen. Sie alle bieten etwas, um Vorstellungen darüber anzustellen, wer sie sind, was sie so machen oder antreibt.
Ein Paar, unterschiedlichen Alters und recht unterschiedlicher körperlicher Konstitution, schlendert ziellos am Strand umher. Jeder ist auf seine Art beschäftigt und scheinbar zufrieden damit. Im Gegensatz zu einem jungen Paar, das im Gleichschritt unterwegs ist. Das ist aber vielleicht die einzige Übereinstimmung, wenn man in die verbissenen Gesichter schaut. Ein anderes Paar strahlt mehr Gelassenheit aus, auch wenn er immer ein Stück vorausläuft, weil sie ständig stehen bleibt, weil sie von den Muscheln, wenn auch nur sehr kleinen, fasziniert ist.
Auch eine vierköpfige Familie scheint zufrieden zu sein. Jeder ist mit seinem Handy beschäftigt, der Vater telefoniert, die Mutter fotografiert, die etwa 12 und 14 Jahre alten Kinder vergleichen irgendetwas auf ihren Geräten. Ein Hundebesitzer kommt nur sehr langsam voran, dafür schleudert er ununterbrochen einen Ball für seinen Begleiter in die Ferne. Das Tier freut sich über sein Laufpensum an diesem Tag.
Zwei Frauen sind im Gespräch versunken, der Blick auf den Boden gerichtet. Sie sprechen genauso schnell wie sie laufen, sind aber mit der Empörung über irgendetwas gedanklich ganz woanders. Ein einzelner Mann in gelber Sportkleidung läuft energisch eine gerade Strecke ab und lässt sich auch durch einen tieferen Wasserpriel nicht von seinem Weg abbringen. Den Möwen dort gefällt diese Sturheit nicht so recht. Zwei Pärchen laufen vorbei, die Männer gehen voraus und unterhalten sich über Vermögensanlagen oder so etwas. Die Frauen laufen mit einem gewissen Abstand hinterher und reden wahrscheinlich darüber, was ihre Männer so im Kopf haben.
Eine Gruppe jüngerer Senioren mit Walking-Stöcken läuft im strengen Gleichtakt nahezu so wie Ruderer in einem Boot. Unklar, ob alle damit gleich zufrieden sind. Eine Frau mit blauen Eimerchen in der Hand bückt sich viel, betrachtet das Aufgehobene und schmeißt wieder weg. Ihre Qualitätskriterien scheinen streng zu sein. Ein einzelner Mann geht langsam vorbei und bleibt immer wieder stehen. Schaut aufs Meer, die Hände hinter seinem Rücken zusammengeschlagen, scheint er wirklich hier zu sein und nirgendwo anders.
Und ich höre nun auch auf, mir weitere Gedanken über Spaziergänger am Mer zu machen und geniesse den warmen, weichen Sand.