Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Keine Garantie
RAU
Ausgelaugt und müde fühlt sie sich, die letzten Monate waren anstrengender als gedacht, und ihr normales Aufbauprogramm mit viel Bewegung und guter Ernährung hat nicht gegriffen. Pech gehabt? Vielleicht. Älter geworden? Sicherlich. Der schnelle Griff zu Schokolade und Keksen bringt nur kurzzeitige Hochs und anschließend langanhaltenden Frust. Der Blick auf die Waage ist keine Freude, also steigt sie gar nicht mehr drauf.
Bitte zurückgeben, denkt sie manchmal, oder zumindest rundum erneuern. Wenn das nur ginge wie bei einem Gerät, Auto oder Kleidungsstück. Soll sie sich beim Hersteller beschweren? Bei dem Gedanken muss sie jedes Mal schmunzeln, denn wer ist für diesen Missstand verantwortlich?
Natürlich niemand, nur sie selber hat es in der Hand, dass es ihr gut geht. Das nichts drückt und schmerzt, nichts zu schwer ist und erst recht nichts auf Schultern und Seele lastet. Was für eine Aufgabe in diesen Wochen, die wie Blei auf ihr liegen. Auch der Schlaf ist nicht erholsam, erst liegt sie viel zu lange wach, und was da im Dunkeln für Grübeleien, Sorgen und Gedanken anmarschieren, na danke schön auch. Und schläft sie dann endlich ein, wird es nicht unbedingt besser. Schlechte Träume, aufwühlende und bedrohliche Geschichten kommen Nacht für Nacht aus irgendwelchen Ecken ihres Selbst, ihrer Phantasie oder sonst woher. Da gibt es nur die abrupte Lösung, schnell wieder aufwachen, umdrehen und erst einmal wieder wach liegen.
Herrje, seit vier oder fünf Monaten geht das nun schon, und sie findet keine Lösung. Natürlich gibt es keine Garantie für ein sorgenfreies Leben, das haben ihr schon ihre Mutter und auch die Großmutter gesagt, und sie hat nur gedacht, so ein Unsinn, ihr könnt mir viel erzählen, ich werde es später anders machen, darauf könnt ihr euch verlassen.
Und nun ist sie selber in dieser Schleife, die nicht enden will und keinen Ausweg weist. Zu viele Sorgen und zu viele Entscheidungen, die getroffen werden müssen und die sie nicht treffen kann und will. Also bleibt sie im Hamsterrad gefangen und ihr Körper meldet nur: ich kann nicht mehr. Bei ihrem Tablet spielte bereits nach einem halben Jahr der Touchscreen verrückt und das Gerät wurde selbstverständlich im Laden umgetauscht. Auf Garantie versteht sich.
Bei sich selber muss sie sich wohl andere Lösungen überlegen. Raus aus allem, das wäre es. Aber wie nur? Bei der Ärztin einen Termin machen und um eine Kur bitten, das ist’s. Drei oder vier oder sechs Wochen woanders sein, sich um nichts kümmern, nur um sich selber. Frische Luft, viel Bewegung und gutes Essen. Danach geht es ihr bestimmt wieder besser, aber sie weiß schon, dafür gibt’s natürlich auch keine Garantie.
Texte zum Alltäglichen -
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Keine Garantie
RAU
Ausgelaugt und müde fühlt sie sich, die letzten Monate waren anstrengender als gedacht, und ihr normales Aufbauprogramm mit viel Bewegung und guter Ernährung hat nicht gegriffen. Pech gehabt? Vielleicht. Älter geworden? Sicherlich. Der schnelle Griff zu Schokolade und Keksen bringt nur kurzzeitige Hochs und anschließend langanhaltenden Frust. Der Blick auf die Waage ist keine Freude, also steigt sie gar nicht mehr drauf.
Bitte zurückgeben, denkt sie manchmal, oder zumindest rundum erneuern. Wenn das nur ginge wie bei einem Gerät, Auto oder Kleidungsstück. Soll sie sich beim Hersteller beschweren? Bei dem Gedanken muss sie jedes Mal schmunzeln, denn wer ist für diesen Missstand verantwortlich?
Natürlich niemand, nur sie selber hat es in der Hand, dass es ihr gut geht. Das nichts drückt und schmerzt, nichts zu schwer ist und erst recht nichts auf Schultern und Seele lastet. Was für eine Aufgabe in diesen Wochen, die wie Blei auf ihr liegen. Auch der Schlaf ist nicht erholsam, erst liegt sie viel zu lange wach, und was da im Dunkeln für Grübeleien, Sorgen und Gedanken anmarschieren, na danke schön auch. Und schläft sie dann endlich ein, wird es nicht unbedingt besser. Schlechte Träume, aufwühlende und bedrohliche Geschichten kommen Nacht für Nacht aus irgendwelchen Ecken ihres Selbst, ihrer Phantasie oder sonst woher. Da gibt es nur die abrupte Lösung, schnell wieder aufwachen, umdrehen und erst einmal wieder wach liegen.
Herrje, seit vier oder fünf Monaten geht das nun schon, und sie findet keine Lösung. Natürlich gibt es keine Garantie für ein sorgenfreies Leben, das haben ihr schon ihre Mutter und auch die Großmutter gesagt, und sie hat nur gedacht, so ein Unsinn, ihr könnt mir viel erzählen, ich werde es später anders machen, darauf könnt ihr euch verlassen.
Und nun ist sie selber in dieser Schleife, die nicht enden will und keinen Ausweg weist. Zu viele Sorgen und zu viele Entscheidungen, die getroffen werden müssen und die sie nicht treffen kann und will. Also bleibt sie im Hamsterrad gefangen und ihr Körper meldet nur: ich kann nicht mehr. Bei ihrem Tablet spielte bereits nach einem halben Jahr der Touchscreen verrückt und das Gerät wurde selbstverständlich im Laden umgetauscht. Auf Garantie versteht sich.
Bei sich selber muss sie sich wohl andere Lösungen überlegen. Raus aus allem, das wäre es. Aber wie nur? Bei der Ärztin einen Termin machen und um eine Kur bitten, das ist’s. Drei oder vier oder sechs Wochen woanders sein, sich um nichts kümmern, nur um sich selber. Frische Luft, viel Bewegung und gutes Essen. Danach geht es ihr bestimmt wieder besser, aber sie weiß schon, dafür gibt’s natürlich auch keine Garantie.