Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Kein bisschen leise
RAU
So hätte sie es wirklich gerne gehabt, das Gespräch mit ihrer Schwester vorhin:
Nun ist aber gut.
Was soll das denn jetzt? Ich meine, ich erzähle dir gerade …
Ist ja gut.
Und sonst?
Wie?
Alles gut bei dir?
Klar, warum fragst du?
Nur so.
Du fragst nie einfach nur so.
Kennst mich doch ziemlich gut.
Allerdings, und könntest du einfach mal …
Was?
Einfach mal still sein, mal nichts sagen, nichts berichten, erzählen oder sonst was.
Was soll das denn jetzt?
Ich meine, es ist mir zu viel.
Zu viel? Ich bin dir zu viel?
Nein, nicht du …
Aber?
Alles. Ich brauche mehr Ruhe, irgendwie.
Ruhe? Du?
Ja, genau, Ruhe.
Das glaube ich jetzt nicht.
Hörst du mir nicht zu?
Doch.
Soll ich lauter reden, brüllen, schreien, blöken?
Kannst du gar nicht.
Hast du ‚ne Ahnung.
Bist doch immer die Inkarnation von gutem Benehmen und
Rücksichtnahme.
Denkst du?
Hältst immer die Balance, bist Zurückhaltung und Höflichkeit in Person.
Ich höre wohl nicht richtig.
Nichts bringt dich aus dem Konzept, hast alles im Griff.
Dass ich nicht lache … wie lange kennen wir uns?
Unser halbes Leben.
Wohl doch nicht. Sonst wüsstest du ...
Was wüsste ich?
Immer weiter und kein bisschen leise, das war die früher Devise.
Wann?
Schon ein bisschen her.
Jetzt nicht mehr?
Ist mir irgendwie abhanden gekommen in all den Jahren.
Aber klingt doch gut. Willst es nicht mal wieder probieren?
Nee, glaube nicht.
Anlässe gäbe es viele.
Ich weiß, das ist ja das Problem.
Verstehe.
Wirklich?
Zu viele Konflikte reduzieren die Hoffnung auf Besserung.
Besser hätte ich es nicht sagen können.
Auch nicht ganz leise?
Du wieder.
Wir zwei beide eben.
Gekommen ist es wie meist ganz anders, denn Ina hatte mal wieder Brass mit ihrem Mann, den Kindern und im Job. Alles auf einmal. Und so redete und redete sie sich in Rage. Nicht zum ersten Mal. Sei's drum, irgendwann werde ich ihr schon sagen, was ich brauche. Aber der Umgang mit Geschwistern ist eben so eine Sache.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Kein bisschen leise
RAU
So hätte sie es wirklich gerne gehabt, das Gespräch mit ihrer Schwester vorhin:
Nun ist aber gut.
Was soll das denn jetzt? Ich meine, ich erzähle dir gerade …
Ist ja gut.
Und sonst?
Wie?
Alles gut bei dir?
Klar, warum fragst du?
Nur so.
Du fragst nie einfach nur so.
Kennst mich doch ziemlich gut.
Allerdings, und könntest du einfach mal …
Was?
Einfach mal still sein, mal nichts sagen, nichts berichten, erzählen oder sonst was.
Was soll das denn jetzt?
Ich meine, es ist mir zu viel.
Zu viel? Ich bin dir zu viel?
Nein, nicht du …
Aber?
Alles. Ich brauche mehr Ruhe, irgendwie.
Ruhe? Du?
Ja, genau, Ruhe.
Das glaube ich jetzt nicht.
Hörst du mir nicht zu?
Doch.
Soll ich lauter reden, brüllen, schreien, blöken?
Kannst du gar nicht.
Hast du ‚ne Ahnung.
Bist doch immer die Inkarnation von gutem Benehmen und
Rücksichtnahme.
Denkst du?
Hältst immer die Balance, bist Zurückhaltung und Höflichkeit in Person.
Ich höre wohl nicht richtig.
Nichts bringt dich aus dem Konzept, hast alles im Griff.
Dass ich nicht lache … wie lange kennen wir uns?
Unser halbes Leben.
Wohl doch nicht. Sonst wüsstest du ...
Was wüsste ich?
Immer weiter und kein bisschen leise, das war die früher Devise.
Wann?
Schon ein bisschen her.
Jetzt nicht mehr?
Ist mir irgendwie abhanden gekommen in all den Jahren.
Aber klingt doch gut. Willst es nicht mal wieder probieren?
Nee, glaube nicht.
Anlässe gäbe es viele.
Ich weiß, das ist ja das Problem.
Verstehe.
Wirklich?
Zu viele Konflikte reduzieren die Hoffnung auf Besserung.
Besser hätte ich es nicht sagen können.
Auch nicht ganz leise?
Du wieder.
Wir zwei beide eben.
Gekommen ist es wie meist ganz anders, denn Ina hatte mal wieder Brass mit ihrem Mann, den Kindern und im Job. Alles auf einmal. Und so redete und redete sie sich in Rage. Nicht zum ersten Mal. Sei's drum, irgendwann werde ich ihr schon sagen, was ich brauche. Aber der Umgang mit Geschwistern ist eben so eine Sache.