Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
In der Zwischenzeit
WIE
„Bah, ich hasse diesen Kleber.“ Hans reibt sich Reste des Kraftklebers von seinen Fingern.
„Ich kenne Leute, die lieben den Kleber so sehr, dass sie ständig daran schnüffeln.“ Karin wendet das Stück Fleisch im Topf, das gerade mit lautem Zischen anbrät. Ein köstlicher Duft erfüllt die Küche.
„Das meine ich nicht, ich habe nichts gegen den Geruch. Ich meine diese Zwischenzeit, die die Anleitung vorschreibt. Beide Seiten bestreichen und dann zehn Minuten, warten, bis alles leicht angetrocknet ist, bevor man es mit viel Kraft zusammenpresst.“
„Ja, und was ist daran so schlimm?“
„Diese Zwischenzeit. In der sollte man nichts anderes machen. Denn man darf sie auf keinen Fall überziehen, dann ist der Kleber bereits zu trocken und klebt nicht mehr ,und das Teil, das man noch retten und reparieren wollte, ist endgültig unbrauchbar.“
Karin faltet Küchenhandtücher zusammen, während auf dem Herd drei Töpfe vor sich hin köcheln. Hans betrachtet gedankenverloren ein Schüsselchen, in dem Schokolade im Wasserbad schmilzt. Er öffnet etwas unentschlossen den Kühlschrank und sieht eine große Schüssel mit Hefeteig. Der Teig muss gehen und darf dabei nicht gestört werden. Den wird er wahrscheinlich gleich durchkneten dürfen. Als er sich die Hände im Badezimmer waschen will, sieht er zwei Blumentöpfe im Waschbecken stehen, die sich vollsaugen dürfen, nachdem sie lange vernachlässigt worden sind.
„Ich bewundere dich, wie du jede Zwischenzeit nutzt. Überall steht etwas, das gehen, ziehen, quellen, garen oder trocknen muss“, ruft er aus dem Bad.
Karin sagt nichts, kontrolliert kurz das Gemüse im Bratentopf, bevor sie es mit Rotwein ablöscht. Angenehme Ruhe kehrt ein. Sie wischt sich die Hände am Küchenhandtuch hab, nimmt die Schokolade aus dem Wasserbad, stellt das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine, räumt die Reste vom Küchentisch weg, um Platz für den Hefeteig zu schaffen.
Hans steht daneben und kann sich nicht entscheiden, wo er helfen soll. Karin scheint alles im Griff zu haben. Er greift zu seinem Handy. Das Handy behauptet aber, ihn nicht zu kennen, wahrscheinlich weil noch Patex auf seinen Fingern klebt.
„Ich weiß, du hasst Zwischenzeiten,“ Karin hat Hans' Ungeduld mitbekommen, „aber vielleicht könntest du ein paar Mandeln abkochen und sie dann schälen.“
Kurz darauf sieht sie Hans vam Herd stehen, das Wasser im Topf beobachtend, in dem langsam Bläschen aufsteigen.
Das muss man auch können, Wasser dabei beobachten, wie es langsam zu kochen beginnt, denkt sie, sagt aber nichts. In der Zwischenzeit holt sie die Gemüsereste aus dem Waschbecken, wirft sie in die Biotonne, wäscht die Schälchen fürs Katzenfutter aus und befüllt sie mit neuem Fressen und frischen Wasser.
„Wie lange müssen Mandeln kochen?“, fragt Hans.
„Keine Sorge, das geht schnell, aber ein bisschen würde ich sie noch köcheln lassen.“
Das Anstrengenste beim Zuarbeiten, denkt Hans, sind die Zwischenzeiten. Da hat Karin schon längst mit der Zubereitung des Nachtisches begonnen.
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In der Zwischenzeit
WIE
„Bah, ich hasse diesen Kleber.“ Hans reibt sich Reste des Kraftklebers von seinen Fingern.
„Ich kenne Leute, die lieben den Kleber so sehr, dass sie ständig daran schnüffeln.“ Karin wendet das Stück Fleisch im Topf, das gerade mit lautem Zischen anbrät. Ein köstlicher Duft erfüllt die Küche.
„Das meine ich nicht, ich habe nichts gegen den Geruch. Ich meine diese Zwischenzeit, die die Anleitung vorschreibt. Beide Seiten bestreichen und dann zehn Minuten, warten, bis alles leicht angetrocknet ist, bevor man es mit viel Kraft zusammenpresst.“
„Ja, und was ist daran so schlimm?“
„Diese Zwischenzeit. In der sollte man nichts anderes machen. Denn man darf sie auf keinen Fall überziehen, dann ist der Kleber bereits zu trocken und klebt nicht mehr ,und das Teil, das man noch retten und reparieren wollte, ist endgültig unbrauchbar.“
Karin faltet Küchenhandtücher zusammen, während auf dem Herd drei Töpfe vor sich hin köcheln. Hans betrachtet gedankenverloren ein Schüsselchen, in dem Schokolade im Wasserbad schmilzt. Er öffnet etwas unentschlossen den Kühlschrank und sieht eine große Schüssel mit Hefeteig. Der Teig muss gehen und darf dabei nicht gestört werden. Den wird er wahrscheinlich gleich durchkneten dürfen. Als er sich die Hände im Badezimmer waschen will, sieht er zwei Blumentöpfe im Waschbecken stehen, die sich vollsaugen dürfen, nachdem sie lange vernachlässigt worden sind.
„Ich bewundere dich, wie du jede Zwischenzeit nutzt. Überall steht etwas, das gehen, ziehen, quellen, garen oder trocknen muss“, ruft er aus dem Bad.
Karin sagt nichts, kontrolliert kurz das Gemüse im Bratentopf, bevor sie es mit Rotwein ablöscht. Angenehme Ruhe kehrt ein. Sie wischt sich die Hände am Küchenhandtuch hab, nimmt die Schokolade aus dem Wasserbad, stellt das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine, räumt die Reste vom Küchentisch weg, um Platz für den Hefeteig zu schaffen.
Hans steht daneben und kann sich nicht entscheiden, wo er helfen soll. Karin scheint alles im Griff zu haben. Er greift zu seinem Handy. Das Handy behauptet aber, ihn nicht zu kennen, wahrscheinlich weil noch Patex auf seinen Fingern klebt.
„Ich weiß, du hasst Zwischenzeiten,“ Karin hat Hans' Ungeduld mitbekommen, „aber vielleicht könntest du ein paar Mandeln abkochen und sie dann schälen.“
Kurz darauf sieht sie Hans vam Herd stehen, das Wasser im Topf beobachtend, in dem langsam Bläschen aufsteigen.
Das muss man auch können, Wasser dabei beobachten, wie es langsam zu kochen beginnt, denkt sie, sagt aber nichts. In der Zwischenzeit holt sie die Gemüsereste aus dem Waschbecken, wirft sie in die Biotonne, wäscht die Schälchen fürs Katzenfutter aus und befüllt sie mit neuem Fressen und frischen Wasser.
„Wie lange müssen Mandeln kochen?“, fragt Hans.
„Keine Sorge, das geht schnell, aber ein bisschen würde ich sie noch köcheln lassen.“
Das Anstrengenste beim Zuarbeiten, denkt Hans, sind die Zwischenzeiten. Da hat Karin schon längst mit der Zubereitung des Nachtisches begonnen.