Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
In der Zwischenzeit
RAU
„Schatz, kannst du nicht schnell noch rüber zu Edeka gehen und leckeren Wein, Käse oder was-weiß-ich holen?“
Dieses ewige „Schnell mal“, ich kann es nicht mehr hören. Schnell mal noch Dies oder Das machen zwischen Dem und Dem, was ja so viel wichtiger ist, überall ist es zu hören. Als säßen wir alle in Schnellzügen. Dabei frage ich mich, was ist denn wirklich wichtig? Ich meine jetzt nicht all die unendlich vielen Dinge, mit denen wir alle beschäftigt sind und sein müssen, Arbeit, Kinder, Familie, Haushalt, Freizeit. Geld verdienen, ausgeben und zurücklegen. Und dafür dann das nicht ganz so Wichtige in die Zwischenzeiten legen, um dann zum wirklich Wichtigen zu kommen. So zumindest ist der Plan.
Herrje, geht’s noch? Ist uns klar, was da abläuft? Ich dachte, wir sind stolz darauf, der Tierwelt entkommen und soviel schlauer zu sein als Schwein, Kuh, Hund, Schaf, Amsel und alle anderen zusammen. Aber sind wir uns da wirklich so sicher? Begeben uns doch Tag für Tag in ein ständig stets schneller laufendes Hamsterrad, um alles auf die Reihe und unter Dach und Fach zu bekommen. Zwischenzeiten lieben wir sogar sehr, diese kleinen Momente zwischendurch, in denen wir schnell drüben im Shop im Stehen ein sündhaft teures, vegetarisches Sandwich verdrücken und dazu einen Cappu mit Hafermilch schlürfen oder der Tante die überfällige Geburtstagsnachricht schicken oder schnell noch die neuen Turnschuhe für den Sohn im Netz bestellen.
Immer auf Achse, immer auf Empfang, immer bereit. Stillstand ist dabei der Anfang vom Ende, nur die ganz wichtigen Dinge haben Platz im Terminkalender (ob das wirklich stimmt, bezweifele ich allerdings). Immer mehr von dem, was ansteht, wird in die Zeit zwischen A und B gequetscht. Na viel Vergnügen dabei, ob das lange gut geht, wage ich zu bezweifeln. Aber wir sind ja eine Spezies, die sich in der Evolution durch hohe Anpassungsfähigkeit auszeichnet. So wie wir uns Schreiben, Lesen und Rechnen über Jahrhunderte, ach was sage ich, Jahrtausende angeeignet haben und vieles andere, überaus Beachtliche. Aber sind wir nicht längst in der Situation, auf Vieles von dem in einer rasenden Geschwindigkeit zu verzichten, es vielleicht gar zu verlernen? Wer weiß? Langer Atem und Geduld sind nicht mehr sehr gefragt, Maschinen und technische Erfindungen erledigen das Meiste soviel schneller, und in den Zwischenzeiten bleibt doch ganz viel Zeit für … ja für was eigentlich? Für ein liebevolles Zuhören oder einen Kuss zum Beispiel? Falls wir noch wissen, was das ist.
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„Schatz, kannst du nicht schnell noch rüber zu Edeka gehen und leckeren Wein, Käse oder was-weiß-ich holen?“
Dieses ewige „Schnell mal“, ich kann es nicht mehr hören. Schnell mal noch Dies oder Das machen zwischen Dem und Dem, was ja so viel wichtiger ist, überall ist es zu hören. Als säßen wir alle in Schnellzügen. Dabei frage ich mich, was ist denn wirklich wichtig? Ich meine jetzt nicht all die unendlich vielen Dinge, mit denen wir alle beschäftigt sind und sein müssen, Arbeit, Kinder, Familie, Haushalt, Freizeit. Geld verdienen, ausgeben und zurücklegen. Und dafür dann das nicht ganz so Wichtige in die Zwischenzeiten legen, um dann zum wirklich Wichtigen zu kommen. So zumindest ist der Plan.
Herrje, geht’s noch? Ist uns klar, was da abläuft? Ich dachte, wir sind stolz darauf, der Tierwelt entkommen und soviel schlauer zu sein als Schwein, Kuh, Hund, Schaf, Amsel und alle anderen zusammen. Aber sind wir uns da wirklich so sicher? Begeben uns doch Tag für Tag in ein ständig stets schneller laufendes Hamsterrad, um alles auf die Reihe und unter Dach und Fach zu bekommen. Zwischenzeiten lieben wir sogar sehr, diese kleinen Momente zwischendurch, in denen wir schnell drüben im Shop im Stehen ein sündhaft teures, vegetarisches Sandwich verdrücken und dazu einen Cappu mit Hafermilch schlürfen oder der Tante die überfällige Geburtstagsnachricht schicken oder schnell noch die neuen Turnschuhe für den Sohn im Netz bestellen.
Immer auf Achse, immer auf Empfang, immer bereit. Stillstand ist dabei der Anfang vom Ende, nur die ganz wichtigen Dinge haben Platz im Terminkalender (ob das wirklich stimmt, bezweifele ich allerdings). Immer mehr von dem, was ansteht, wird in die Zeit zwischen A und B gequetscht. Na viel Vergnügen dabei, ob das lange gut geht, wage ich zu bezweifeln. Aber wir sind ja eine Spezies, die sich in der Evolution durch hohe Anpassungsfähigkeit auszeichnet. So wie wir uns Schreiben, Lesen und Rechnen über Jahrhunderte, ach was sage ich, Jahrtausende angeeignet haben und vieles andere, überaus Beachtliche. Aber sind wir nicht längst in der Situation, auf Vieles von dem in einer rasenden Geschwindigkeit zu verzichten, es vielleicht gar zu verlernen? Wer weiß? Langer Atem und Geduld sind nicht mehr sehr gefragt, Maschinen und technische Erfindungen erledigen das Meiste soviel schneller, und in den Zwischenzeiten bleibt doch ganz viel Zeit für … ja für was eigentlich? Für ein liebevolles Zuhören oder einen Kuss zum Beispiel? Falls wir noch wissen, was das ist.