Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Immer so weiter
RAU
Konrad ist sich nicht sicher, wie er den Abend finden soll. Er ist auf dem Nachhauseweg und genießt den Gang durch das Viertel. Ein, zwei Hundebesitzer führen ihre Lieben noch aus, sonst ist niemand bei dem ungemütlich kalten Wetter zu sehen. Autos und Räder stehen still, hier und da noch ein beleuchtetes Fenster, in das er hineinsehen kann. Das fühlt sich immer noch an wie früher als Kind, wenn er mit großen Augen etwas entdecken konnte, was nicht für ihn bestimmt war.
Viel geht ihm durch den Kopf, er klappt den Kragen seines Mantels hoch und steckt beide Hände in die Manteltaschen, geht an der Kreuzung statt nach links abzubiegen weiter geradeaus. Könnte immer so weitergehen, den nächsten Hundebesitzern einen guten Abend wünschen, vielleicht sogar die beleuchteten Fenster in einem Haus oder in der ganzen Straße zählen. Am großen Platz wendet er nicht wie sonst, sondern überquert die große Straße und streift nun durch ein Viertel, das er kennt, aber selten betritt. In den Lokalen und Restaurant sitzen noch Leute, obwohl es schon nach Mitternacht ist.
Jetzt mit Wolf hier sitzen und einen guten Wein trinken, das wär’s. Mit seinem besten Freund vielleicht auch über den Abend reden. Denn Charlotte liegt sicher schon im Bett und muss am nächsten Tag früh raus, muss nach Frankfurt oder München oder ist es Hamburg? Manchmal hört er gar nicht mehr richtig zu, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Dass das nicht gut ist, weiß er selber, aber soll er sich zwingen? Von dem Abend gerade eben mit Clara, ihrer jüngsten Tochter, würde er ihr gerne erzählen, aber seine Frau liegt jschon im Bett.
Seit Monaten schon studiert ihre Clara nicht, sondern demonstriert, weil es nicht immer so weiter gehen kann. Er findet das richtig, was seine Tochter da macht, für ihn ist sie nicht kriminell wie manche es im Lande sehen, nein, für ihn sind eher die anderen kriminell, weil sie nichts ändern. Er versteht seine Tochter und macht sich dennoch Sorgen, große Sorgen. Charlotte macht sich auch Sorgen, das weiß er, aber sie reden nicht so häufig darüber, weil sie …. ja, warum eigentlich nicht? Weil sie noch im Job ist? Weil er derjenige von ihnen ist, der eher schweigt? Weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen?
An der nächsten Ecke geht er in die kleine Kneipe, in der er vor zwanzig oder vielleicht auch dreißig Jahren das letzte Mal war, bestellt am Tresen ein Bier und trinkt es in einem Zug aus, ordert gleich noch ein zweites. Hier draußen in der Stadt, im ganzen Land rumort es, in der restlichen Welt sowieso und zwischen ihm und Charlotte irgendwie auch, aber immer so weiter ist auf allen Ebenen keine gute Strategie, denkt er und trinkt das nächste Bier aus. Lösungen müssen her, das weiß er, das sagt sich so leicht, vielleicht fällt ihm heute Nacht ja noch etwas dazu ein.
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Immer so weiter
RAU
Konrad ist sich nicht sicher, wie er den Abend finden soll. Er ist auf dem Nachhauseweg und genießt den Gang durch das Viertel. Ein, zwei Hundebesitzer führen ihre Lieben noch aus, sonst ist niemand bei dem ungemütlich kalten Wetter zu sehen. Autos und Räder stehen still, hier und da noch ein beleuchtetes Fenster, in das er hineinsehen kann. Das fühlt sich immer noch an wie früher als Kind, wenn er mit großen Augen etwas entdecken konnte, was nicht für ihn bestimmt war.
Viel geht ihm durch den Kopf, er klappt den Kragen seines Mantels hoch und steckt beide Hände in die Manteltaschen, geht an der Kreuzung statt nach links abzubiegen weiter geradeaus. Könnte immer so weitergehen, den nächsten Hundebesitzern einen guten Abend wünschen, vielleicht sogar die beleuchteten Fenster in einem Haus oder in der ganzen Straße zählen. Am großen Platz wendet er nicht wie sonst, sondern überquert die große Straße und streift nun durch ein Viertel, das er kennt, aber selten betritt. In den Lokalen und Restaurant sitzen noch Leute, obwohl es schon nach Mitternacht ist.
Jetzt mit Wolf hier sitzen und einen guten Wein trinken, das wär’s. Mit seinem besten Freund vielleicht auch über den Abend reden. Denn Charlotte liegt sicher schon im Bett und muss am nächsten Tag früh raus, muss nach Frankfurt oder München oder ist es Hamburg? Manchmal hört er gar nicht mehr richtig zu, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Dass das nicht gut ist, weiß er selber, aber soll er sich zwingen? Von dem Abend gerade eben mit Clara, ihrer jüngsten Tochter, würde er ihr gerne erzählen, aber seine Frau liegt jschon im Bett.
Seit Monaten schon studiert ihre Clara nicht, sondern demonstriert, weil es nicht immer so weiter gehen kann. Er findet das richtig, was seine Tochter da macht, für ihn ist sie nicht kriminell wie manche es im Lande sehen, nein, für ihn sind eher die anderen kriminell, weil sie nichts ändern. Er versteht seine Tochter und macht sich dennoch Sorgen, große Sorgen. Charlotte macht sich auch Sorgen, das weiß er, aber sie reden nicht so häufig darüber, weil sie …. ja, warum eigentlich nicht? Weil sie noch im Job ist? Weil er derjenige von ihnen ist, der eher schweigt? Weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen?
An der nächsten Ecke geht er in die kleine Kneipe, in der er vor zwanzig oder vielleicht auch dreißig Jahren das letzte Mal war, bestellt am Tresen ein Bier und trinkt es in einem Zug aus, ordert gleich noch ein zweites. Hier draußen in der Stadt, im ganzen Land rumort es, in der restlichen Welt sowieso und zwischen ihm und Charlotte irgendwie auch, aber immer so weiter ist auf allen Ebenen keine gute Strategie, denkt er und trinkt das nächste Bier aus. Lösungen müssen her, das weiß er, das sagt sich so leicht, vielleicht fällt ihm heute Nacht ja noch etwas dazu ein.