Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Heiße Luft
RAU
Das wäre jetzt doch etwas zu einfach, gleich über das Nächstliegende zu schreiben. Dass da jemand nichts taugt und sich überraschend als pure Niete erweist. So wie es ihr vor ein paar Wochen erst ergangen ist mit ihrer letzten Affaire, die doch eigentlich viel mehr hätte werden sollen. Andreas-von-sie-will-es-nicht-mehr-wissen erwies sich nach traumhaftem Kennenlernen drei oder vier Monate später als eine so unglaubliche Niete und unverschämter Lügner, dass ihr sofort wieder der Spruch ihrer Mutter einfiel: nix als heiße Luft.
Als Kind hat sie damals nachgefragt, wie ist denn jemand heiße Luft? Eine richtige Erklärung hat es natürlich nicht gegeben, aber der Begriff blieb in ihrem Kopf. Immer mal wieder ist ihr jemand begegnet, auf den diese Beschreibung messerscharf zutraf, und sie hat sofort auf dem Absatz kehrtgemacht. Andreas von …. war allerdings die Krönung von allen.
Schluss, nichts mehr davon. Der Herr ist das Papier nicht wert, auf dem über ihn geschrieben wird. Viel lieber denkt sie an letzten Sonntag zurück, als ihre Schwester ihr ein unfassbares, nein eigentlich ungeheuerliches Geburtstagsgeschenk gemacht hat. Zuerst mochte sie gar nicht glauben, was sie auf der Karte las: eine Ballonfahrt. Ihr, die nicht im Geringsten schwindelfrei ist. Oh weh, hat sie noch gedacht, wie kommt sie nur aus der Nummer wieder heraus? Sollte man als Geburtstagskind nicht erstmal gefragt werden, ob so etwas überhaupt gewünscht wird? Je näher der Tag heranrückte, umso blümeranter wurde es ihr, die Nacht zuvor hat sie so gut wie nicht geschlafen und wollte sich schon mit vorgeschobenen Kopfschmerzen aus der Affaire ziehen. Aber ihre Schwester kennt sie nur zu genau, stand morgens um sieben vor ihrer Tür und begrüßte sie mit den Worten: „Ich akzeptiere keinerlei Entschuldigungen, du elendiger Angsthase“, zog sie in den Wagen, und los ging‘s.
Nach einer Stunde durch herrlichste Landschaft hielt sie neben einer Wiese. Das bunte Ungetüm war schon zu sehen, und sie hätte am liebsten postwendend auf den Absätzen kehrtgemacht, aber ihre Schwester zog sie forsch gen Ballon. Schön bunt sieht er ja aus, musste sie zugeben, der Einstieg in den Korb mit vier anderen war leichter als gedacht, und schon hörte sie das Rauschen der heißen Luft aus dem Propan-Gasbrenner. Als sie dann vom Boden abhoben, hielt sie sich ziemlich krampfhaft am Rand des Korbes fest und schaute nur nach oben in das Innere des Ballons. Langsam stieg er auf, und sie dachte nur, das kann heiße Luft also auch. Sie schön langsam in die Höhe bringen, immer weiter in den wolkenlosen Himmel und fort von Allem da unten.
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Heiße Luft
RAU
Das wäre jetzt doch etwas zu einfach, gleich über das Nächstliegende zu schreiben. Dass da jemand nichts taugt und sich überraschend als pure Niete erweist. So wie es ihr vor ein paar Wochen erst ergangen ist mit ihrer letzten Affaire, die doch eigentlich viel mehr hätte werden sollen. Andreas-von-sie-will-es-nicht-mehr-wissen erwies sich nach traumhaftem Kennenlernen drei oder vier Monate später als eine so unglaubliche Niete und unverschämter Lügner, dass ihr sofort wieder der Spruch ihrer Mutter einfiel: nix als heiße Luft.
Als Kind hat sie damals nachgefragt, wie ist denn jemand heiße Luft? Eine richtige Erklärung hat es natürlich nicht gegeben, aber der Begriff blieb in ihrem Kopf. Immer mal wieder ist ihr jemand begegnet, auf den diese Beschreibung messerscharf zutraf, und sie hat sofort auf dem Absatz kehrtgemacht. Andreas von …. war allerdings die Krönung von allen.
Schluss, nichts mehr davon. Der Herr ist das Papier nicht wert, auf dem über ihn geschrieben wird. Viel lieber denkt sie an letzten Sonntag zurück, als ihre Schwester ihr ein unfassbares, nein eigentlich ungeheuerliches Geburtstagsgeschenk gemacht hat. Zuerst mochte sie gar nicht glauben, was sie auf der Karte las: eine Ballonfahrt. Ihr, die nicht im Geringsten schwindelfrei ist. Oh weh, hat sie noch gedacht, wie kommt sie nur aus der Nummer wieder heraus? Sollte man als Geburtstagskind nicht erstmal gefragt werden, ob so etwas überhaupt gewünscht wird? Je näher der Tag heranrückte, umso blümeranter wurde es ihr, die Nacht zuvor hat sie so gut wie nicht geschlafen und wollte sich schon mit vorgeschobenen Kopfschmerzen aus der Affaire ziehen. Aber ihre Schwester kennt sie nur zu genau, stand morgens um sieben vor ihrer Tür und begrüßte sie mit den Worten: „Ich akzeptiere keinerlei Entschuldigungen, du elendiger Angsthase“, zog sie in den Wagen, und los ging‘s.
Nach einer Stunde durch herrlichste Landschaft hielt sie neben einer Wiese. Das bunte Ungetüm war schon zu sehen, und sie hätte am liebsten postwendend auf den Absätzen kehrtgemacht, aber ihre Schwester zog sie forsch gen Ballon. Schön bunt sieht er ja aus, musste sie zugeben, der Einstieg in den Korb mit vier anderen war leichter als gedacht, und schon hörte sie das Rauschen der heißen Luft aus dem Propan-Gasbrenner. Als sie dann vom Boden abhoben, hielt sie sich ziemlich krampfhaft am Rand des Korbes fest und schaute nur nach oben in das Innere des Ballons. Langsam stieg er auf, und sie dachte nur, das kann heiße Luft also auch. Sie schön langsam in die Höhe bringen, immer weiter in den wolkenlosen Himmel und fort von Allem da unten.