Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Gern geschehen
WIE
Als er diesen Satz mir einer fast schon überfreundlichen Stimme hört, muss er sich unweigerlich umdrehen und sieht gerade noch, wie eine hübsche, adrett gekleidete Kellnerin dem Gast am anderen Tisch ein Glas Leitungswasser zum Kaffee auf den Tisch stellt.
Na, das lob ich mir, alte Schule der Freundlichkeit, es gibt sie also noch, denkt er und wendet sich der Speisekarte zu. Da muss er feststellen, dass die Preise für einen einfachen Cappuccino, geschweige denn für einen Latte Macchiato so hoch sind, wie es normalerweise nur von Paris oder London berichtet wird. Aber immerhin, ein lächelndes „Gern Geschehen“ und ein Glas Wasser gibt es dazu.
Wenig später steht ihm ein adrett angezogener, im Gesichtsausdruck nur wenig adretter Kellner gegenüber, um die Bestellung aufzunehmen.
„Ich hätte gerne einen einfachen Kaffee, und bringen sie mir bitte ein Glas Leitungswasser dazu.“
„Wasser wird nur bei Cappuccino, doppeltem Espresso oder Latte Macchiato serviert.“
Als er etwas erwidern will, ist der Kellner bereits wieder verschwunden. Es gibt sie noch, diese alte schnippische Art, denkt er und tröstet sich: man darf das nicht persönlich nehmen, das ist so der Stil in Kaffeehäusern. Dann merkt er, wie diese Zurechtweisung doch noch nachwirkt. Es ist nicht so einfach mit dem ´Nimm es nicht persönlich´. Er hätte lieber ein ´Gern Geschehen´ auch für sich gehabt, das man ohne zu zögern persönlich nimmt und die Wirkung ausgekostet. Erst recht, wenn es von einer jungen und hübschen Kellnerin erfolgt, und er sich für einen kurzen Moment einbilden darf, das diese beiden Worte auf gegenseitiger Sympathie beruhen.
Kurz darauf stellt ihm der Kellner die Tasse Kaffee auf den Tische. Und dann stellt er noch ein Glas Wasser von seinem Tablett dazu. Jetzt wandert sein Blick nach oben und er erkennt in dem weniger adretten Gesicht ein adrettes Lächeln und meint, sogar ein leichtes Augenzwinkern zu sehen.
„Oh, das ist aber freundlich“, stammelt er etwas unbeholfen, worauf er ein „Gern Geschehen“ zu hören bekommt.
Hm, das darf ich jetzt doch persönlich nehmen, überlegt er kurz, als sein Blick noch einmal suchend zu der hübschen Kellnerin geht. Diese steht mittlerweile draußen vor der Tür des Kaffeehauses, um die ihr zustehende Pausenzigarette zu rauchen und dabei auf ihrem Handy herum zu wischen. Eine ältere Dame mit Rollator bemüht sich, die schwere Glastür zu öffnen. Die Kellnerin macht ihr zwar Platz, wendet ihren Blick aber nicht vom Handy ab macht auch keine Anstalten, ihr beim Ziehen der schweren Tür zu helfen.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Gern geschehen
WIE
Als er diesen Satz mir einer fast schon überfreundlichen Stimme hört, muss er sich unweigerlich umdrehen und sieht gerade noch, wie eine hübsche, adrett gekleidete Kellnerin dem Gast am anderen Tisch ein Glas Leitungswasser zum Kaffee auf den Tisch stellt.
Na, das lob ich mir, alte Schule der Freundlichkeit, es gibt sie also noch, denkt er und wendet sich der Speisekarte zu. Da muss er feststellen, dass die Preise für einen einfachen Cappuccino, geschweige denn für einen Latte Macchiato so hoch sind, wie es normalerweise nur von Paris oder London berichtet wird. Aber immerhin, ein lächelndes „Gern Geschehen“ und ein Glas Wasser gibt es dazu.
Wenig später steht ihm ein adrett angezogener, im Gesichtsausdruck nur wenig adretter Kellner gegenüber, um die Bestellung aufzunehmen.
„Ich hätte gerne einen einfachen Kaffee, und bringen sie mir bitte ein Glas Leitungswasser dazu.“
„Wasser wird nur bei Cappuccino, doppeltem Espresso oder Latte Macchiato serviert.“
Als er etwas erwidern will, ist der Kellner bereits wieder verschwunden. Es gibt sie noch, diese alte schnippische Art, denkt er und tröstet sich: man darf das nicht persönlich nehmen, das ist so der Stil in Kaffeehäusern. Dann merkt er, wie diese Zurechtweisung doch noch nachwirkt. Es ist nicht so einfach mit dem ´Nimm es nicht persönlich´. Er hätte lieber ein ´Gern Geschehen´ auch für sich gehabt, das man ohne zu zögern persönlich nimmt und die Wirkung ausgekostet. Erst recht, wenn es von einer jungen und hübschen Kellnerin erfolgt, und er sich für einen kurzen Moment einbilden darf, das diese beiden Worte auf gegenseitiger Sympathie beruhen.
Kurz darauf stellt ihm der Kellner die Tasse Kaffee auf den Tische. Und dann stellt er noch ein Glas Wasser von seinem Tablett dazu. Jetzt wandert sein Blick nach oben und er erkennt in dem weniger adretten Gesicht ein adrettes Lächeln und meint, sogar ein leichtes Augenzwinkern zu sehen.
„Oh, das ist aber freundlich“, stammelt er etwas unbeholfen, worauf er ein „Gern Geschehen“ zu hören bekommt.
Hm, das darf ich jetzt doch persönlich nehmen, überlegt er kurz, als sein Blick noch einmal suchend zu der hübschen Kellnerin geht. Diese steht mittlerweile draußen vor der Tür des Kaffeehauses, um die ihr zustehende Pausenzigarette zu rauchen und dabei auf ihrem Handy herum zu wischen. Eine ältere Dame mit Rollator bemüht sich, die schwere Glastür zu öffnen. Die Kellnerin macht ihr zwar Platz, wendet ihren Blick aber nicht vom Handy ab macht auch keine Anstalten, ihr beim Ziehen der schweren Tür zu helfen.