Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Gepäck
RAU
„Nimmst du wieder den großen Koffer?“
Fragt Konrad das nicht jedes Mal? Mit diesem leicht süffisanten Unterton, wo soll ich den bloß wieder im Wagen unterbringen? Und im Zug ist der für die Gepäckablage viel zu breit und zu schwer, und im Flughafen erst, die Rollen laufen nicht mehr ganz rund, und da sind schnell mal zwanzig Kilo erreicht und schon muss ein satter Aufpreis gezahlt werden.
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
Am liebsten würde sie zu dem greifen, was sie schon seit Wochen trägt. Aber jetzt könnte sie doch mal … all die vielen schönen Sachen tragen. Platzsparende Kombinationen überlegen. Schnell noch bügeln, Häufchen bilden. Regen oder keiner? Wind, Sonne, Kälteeinbruch? Alleine die Auswahl der Schuhe! Bequem oder schön?Sie kauft sich bestimmt dort wieder neue. Shampoo, Duschgel, die Lotion vom letzten Hotelbesuch mitnehmen, obwohl sie nicht gut sind?
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
Die Wetter-App aufrufen. So wird es also werden, auch gut. Auf Googlemaps Ort und Umgebung ansehen. Müssen wir dann überhaupt noch hin, wenn du es schon kennst, fragt Konrad und sagt einen Tag später, dass das Fernglas unbedingt dabei sein muss. Und auch das kleine Kissen, in fremden Betten weiß man nie. Wirklich drei Bücher oder nur eines oder mal gar keines?
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
Mit leichtem Gepäck losziehen, so wie früher, weißt Du noch? ‚Rei in der Tube‘ war damals fast das Wichtigste. Und nun das: kleiner oder großer Koffer, Reisetasche oder Rucksack? Handtasche oder der neue stylische Day-Pack aus hochwertigem Polyester aus recycelten PET-Flaschen? Für Ausweise, Karten, Brillen, Lippenstift, Handy, Trinkflasche, Buch, Taschentücher, Kalender, noch manuell, mittlerweile auch Desinfektionsmittel, Tablett und Ladegeräte. Nur gut, dass sie noch eine simple Zahnbürste und eine Uhr mit automatischem Aufzug benutzt. Macht zwei Ladegeräte weniger.
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
„Und denke bitte auf jeden Fall an deine beiden neuen Kleider“, ruft Konrad aus dem Wohnzimmer.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Gepäck
RAU
„Nimmst du wieder den großen Koffer?“
Fragt Konrad das nicht jedes Mal? Mit diesem leicht süffisanten Unterton, wo soll ich den bloß wieder im Wagen unterbringen? Und im Zug ist der für die Gepäckablage viel zu breit und zu schwer, und im Flughafen erst, die Rollen laufen nicht mehr ganz rund, und da sind schnell mal zwanzig Kilo erreicht und schon muss ein satter Aufpreis gezahlt werden.
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
Am liebsten würde sie zu dem greifen, was sie schon seit Wochen trägt. Aber jetzt könnte sie doch mal … all die vielen schönen Sachen tragen. Platzsparende Kombinationen überlegen. Schnell noch bügeln, Häufchen bilden. Regen oder keiner? Wind, Sonne, Kälteeinbruch? Alleine die Auswahl der Schuhe! Bequem oder schön?Sie kauft sich bestimmt dort wieder neue. Shampoo, Duschgel, die Lotion vom letzten Hotelbesuch mitnehmen, obwohl sie nicht gut sind?
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
Die Wetter-App aufrufen. So wird es also werden, auch gut. Auf Googlemaps Ort und Umgebung ansehen. Müssen wir dann überhaupt noch hin, wenn du es schon kennst, fragt Konrad und sagt einen Tag später, dass das Fernglas unbedingt dabei sein muss. Und auch das kleine Kissen, in fremden Betten weiß man nie. Wirklich drei Bücher oder nur eines oder mal gar keines?
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
Mit leichtem Gepäck losziehen, so wie früher, weißt Du noch? ‚Rei in der Tube‘ war damals fast das Wichtigste. Und nun das: kleiner oder großer Koffer, Reisetasche oder Rucksack? Handtasche oder der neue stylische Day-Pack aus hochwertigem Polyester aus recycelten PET-Flaschen? Für Ausweise, Karten, Brillen, Lippenstift, Handy, Trinkflasche, Buch, Taschentücher, Kalender, noch manuell, mittlerweile auch Desinfektionsmittel, Tablett und Ladegeräte. Nur gut, dass sie noch eine simple Zahnbürste und eine Uhr mit automatischem Aufzug benutzt. Macht zwei Ladegeräte weniger.
So wenig wie möglich.
Ist jedes Mal der Wunsch.
Und dann wird es doch anders.
„Und denke bitte auf jeden Fall an deine beiden neuen Kleider“, ruft Konrad aus dem Wohnzimmer.