Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Ganz banal
WIE
Zwischen dem reich gedeckten Frühstückstisch versucht Karin die Samstagsausgabe der Tageszeitung aufzuschlagen. Aber ganz so einfach ist das nicht, denn heute befinden sich diverse zusätzliche Sachen auf dem Tisch, ein reich gefüllter Brotkorb, Müsli, Joghurt, Obst, etwas Rührei, dazu diverse kleine Köstlichkeiten aus dem Feinkostladen. Alles in allem bleibt da wenig Platz für eine Zeitung. Doch genau genommen haben Karin und Bertram im Augenblick sowieso wenig Platz, um sich mit den Themen des Weltgeschehens zu beschäftigen. An denen kommt man aber kaum vorbei, wenn man zusätzlich noch die Sonderbeilage mit den preisgekrönten Fotografien zum Thema Flüchtlingskatastrophe vor sich liegen hat. Katrin blättert weiter zum Lokalteil.
„Hast du gelesen, die Sache mit der Bahnhofsunterführung und der Geschäftspassage hat unser allseits beliebter Bürgermeister auch mal wieder vergeigt.“
„Ich möchte hier in Ruhe frühstücken und mich nicht aufregen müssen“, wehrt Bertram ab.
„Ja gut ich bin ja schon still.“
Karin wechselt zu den Werbeanzeigen, eigentlich möchte sie auch nicht auch frühmorgens am heiligen Samstag geärgert werden. Denn ist es seit langem der erste Morgen, den sie in aller Ruhe verbringen. Und das haben sie sich redlich verdient. Mussten sie nicht nur die letzten Tage, sondern auch das komplette vorige Wochenende im Büro verbringen. Schließlich ging es um einen riesigen Etat, um den sie sich mit ihrer Beraterfirma bemühen. Ein langfristiges Projekt bei einem der ganz großen Global Player in Sachen Energie. Und es war alles andere als einfach, das Image dieses Konzern als ökologisch und nachhaltig hervorzuheben, während der gleiche Konzern in Südamerika mit äußerst dubiosen Aktivitäten den Staudammbau vorantrieb, was in Fachkreisen äußerst umstritten war.
Doch jetzt sitzen sie erst mal entspannt beim Frühstück und das soll so prächtig ausfallen wie in dem Hotel, in dem sie ursprünglich dieses Wochenende verbringen wollten. Ihr Lieblingshotel in Lissabon, das sie immer gerne für ein zwei Tage buchen, vor allem seit dem ihr Sohn Torsten zu Hause ausgezogen ist. Aber dieser kleine Wochenendtrip war nun ausgefallen und so muss dieses Samstagsfrühstück als Ersatz dienen.
„Kannst du mir mal bitte etwas vom Krabbensalat reichen?, fragt Bertram, bis er bemerkt, wie Karin ihn anschaut. Was mag jetzt kommen, überlegt er.
„Hör mal, was ganz Banales. Torsten hat sich die kleine Trittleiter aus dem Keller ausgeliehen. Isabell und er wollen zusammen ihre Küche renovieren.“
„Was, du meinst doch nicht die alte Trittleiter meines Vaters? Das ist so ziemlich das einzige, was mir von ihm aus seiner Werkstatt geblieben ist.“
„Das meinst du doch nicht im Ernst, es ist eine ganz normale Trittleiter, nichts Altes, nichts Besonderes.“
„Das verstehst du nicht!“, brüllt Bertram, „du weißt genau, wie unser Sohn mit diesen Sachen umgeht. Die Leiter ist mit Sicherheit nicht wieder zu erkennen, wenn sie zurückkommt, falls sie überhaupt jemals zurückkommt.“
Eigentlich ganz banal, denkt Karin, aber irgendwie auch nicht und wendet sich dann doch lieber wieder der Zeitung zu.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Ganz banal
WIE
Zwischen dem reich gedeckten Frühstückstisch versucht Karin die Samstagsausgabe der Tageszeitung aufzuschlagen. Aber ganz so einfach ist das nicht, denn heute befinden sich diverse zusätzliche Sachen auf dem Tisch, ein reich gefüllter Brotkorb, Müsli, Joghurt, Obst, etwas Rührei, dazu diverse kleine Köstlichkeiten aus dem Feinkostladen. Alles in allem bleibt da wenig Platz für eine Zeitung. Doch genau genommen haben Karin und Bertram im Augenblick sowieso wenig Platz, um sich mit den Themen des Weltgeschehens zu beschäftigen. An denen kommt man aber kaum vorbei, wenn man zusätzlich noch die Sonderbeilage mit den preisgekrönten Fotografien zum Thema Flüchtlingskatastrophe vor sich liegen hat. Katrin blättert weiter zum Lokalteil.
„Hast du gelesen, die Sache mit der Bahnhofsunterführung und der Geschäftspassage hat unser allseits beliebter Bürgermeister auch mal wieder vergeigt.“
„Ich möchte hier in Ruhe frühstücken und mich nicht aufregen müssen“, wehrt Bertram ab.
„Ja gut ich bin ja schon still.“
Karin wechselt zu den Werbeanzeigen, eigentlich möchte sie auch nicht auch frühmorgens am heiligen Samstag geärgert werden. Denn ist es seit langem der erste Morgen, den sie in aller Ruhe verbringen. Und das haben sie sich redlich verdient. Mussten sie nicht nur die letzten Tage, sondern auch das komplette vorige Wochenende im Büro verbringen. Schließlich ging es um einen riesigen Etat, um den sie sich mit ihrer Beraterfirma bemühen. Ein langfristiges Projekt bei einem der ganz großen Global Player in Sachen Energie. Und es war alles andere als einfach, das Image dieses Konzern als ökologisch und nachhaltig hervorzuheben, während der gleiche Konzern in Südamerika mit äußerst dubiosen Aktivitäten den Staudammbau vorantrieb, was in Fachkreisen äußerst umstritten war.
Doch jetzt sitzen sie erst mal entspannt beim Frühstück und das soll so prächtig ausfallen wie in dem Hotel, in dem sie ursprünglich dieses Wochenende verbringen wollten. Ihr Lieblingshotel in Lissabon, das sie immer gerne für ein zwei Tage buchen, vor allem seit dem ihr Sohn Torsten zu Hause ausgezogen ist. Aber dieser kleine Wochenendtrip war nun ausgefallen und so muss dieses Samstagsfrühstück als Ersatz dienen.
„Kannst du mir mal bitte etwas vom Krabbensalat reichen?, fragt Bertram, bis er bemerkt, wie Karin ihn anschaut. Was mag jetzt kommen, überlegt er.
„Hör mal, was ganz Banales. Torsten hat sich die kleine Trittleiter aus dem Keller ausgeliehen. Isabell und er wollen zusammen ihre Küche renovieren.“
„Was, du meinst doch nicht die alte Trittleiter meines Vaters? Das ist so ziemlich das einzige, was mir von ihm aus seiner Werkstatt geblieben ist.“
„Das meinst du doch nicht im Ernst, es ist eine ganz normale Trittleiter, nichts Altes, nichts Besonderes.“
„Das verstehst du nicht!“, brüllt Bertram, „du weißt genau, wie unser Sohn mit diesen Sachen umgeht. Die Leiter ist mit Sicherheit nicht wieder zu erkennen, wenn sie zurückkommt, falls sie überhaupt jemals zurückkommt.“
Eigentlich ganz banal, denkt Karin, aber irgendwie auch nicht und wendet sich dann doch lieber wieder der Zeitung zu.