Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Fußgängerzone
WIE
Auf Fotos aus den 50er und 60er Jahren stelle ich immer wieder mit Erstaunen fest, tatsächlich war in dieser Stadt in jeder Straße, Gasse und auf Plätzen Autoverkehr, überall wurde geparkt.
Was für ein Fortschritt zur heutigen verkehrsfreien Innenstadt, essen und trinken draußen an Tischen, sitzen auf Bänken. Kinder spielen zwischen hohen Bäumen, während die Mütter mit Einkaufstüten beladen auf den Bänken daneben die Zeit genießen und ihre Handys checken. An besonders schönen Stellen finden sich schöne Menschen, die sich gegenseitig fotografieren, ein paar Umwelt- Natur- oder Flüchtlingsschützer nutzen die friedliche Atmosphäre, um auch an die anderen Seiten dieses Leben und dieser Welt zu erinnern. Doch je nach dem, wo und wie ich mich durch die Fußgängerzone bewege, schieben sich andere Probleme in den Vordergrund. Leerstehende Ladenlokale, Geschäfte, die es früher mal gab und die es heute schwer machen, die einfachsten Dinge zu bekommen, einen bestimmten Kugelschreiber, schwarzen Zwirn oder ein Uhrenarmband, das nicht doppelt so teuer ist wie meine Uhr. Dieses Loblied auf alles Hochpreisige passt allerdings nicht dazu, dass sich immer mehr Müll ansammelt, weil Grundstücke, Baustellen schon lange brach liegen, und man die halbe Zeit in der Stadt über Provisorien unterwegs ist. Typisch Fußgängerzonenstimmung, denke ich.
Dieses Nebeneinander von geschlossenen und offenen Geschäften, das Nebeneinander von Menschen, die einkaufen können und anderen, die kein Geld dafür haben. Genauso wie das Nebeneinander von Restauranttischen, an denen teure Speisen serviert werden, und daneben sitzen Menschen breitbeinig auf Bänken, die bemüht sind, sich nicht selber beim Imbiss zu bekleckern. Das Nebeneinander der Architektur auf Augenhöhe, immer gleich, viel Glas, Schaufenster, Firmenlogos und alles vereinnahmende Farbdesigns. Darüber hingegen ganz unterschiedliche Häusergiebel, viel älter als alles, was unten erscheint, schöner und abwechslungsreicher, als es beim Einkaufen auffällt.
Fußgängerzonen sind immer präsent, da sich selbst kleinste Kreisstädte und Gemeinden damit schmücken. Doch ich merke auch, wie zwar die Skepsis gegenüber dieser gewollten Einkaufsidyllen bleibt, aber an einzelnen Tagen das Empfinden stark wechselt. Das Erleben von Fußgängerzonen hängen doch von der eigenen Verfassung ab. Fußgängerzone, ein Wimmelbild von Figuren, Stimmungen und Schicksalen. Zu viel, um alles gleichberechtigt zu sehen. Also bleibt es eine Frage an mich, wie und wann mir vor allem das eine oder eher das andere auffällt. Z.B. die Überalterung der Gesellschaft oder die Leichtlebigkeit bis Rücksichtslosigkeit der jungen Generation, das bunte Treiben vieler Menschen aus aller Herren Länder oder die müden Gesichter alteingesessener Bürger, die sich ärgern, das nichts mehr so ist, wie es mal war.
Oder wenn ich auch unter einer dieser riesigen Kastanie sitze, einen hervorragenden doppelten Espresso trinke und den Blick auf wunderschöne alte Häuserfassaden richte. Die Kellnerin ist nett, die chinesischen Touristen sind lustig, aber nicht unsympathisch. Neben mir steht eine Einkaufstüte mit einer Kleinigkeit, von der ich nicht erwartet hätte, dass ich in dieser Stadt mit dieser Fußgängerzone doch so schnell fündig werde. Ich froh bin, ohne Parkplatzsorgen oder Bahnsteigrummel bequem mit dem Fahrrad wieder nach Hause fahren zu können.
Vielleicht sollte ich mich besser fragen, mal gucken, was morgen meine eigene Verfassung so mit der Fußgängerzone anstellt.
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Fußgängerzone
WIE
Auf Fotos aus den 50er und 60er Jahren stelle ich immer wieder mit Erstaunen fest, tatsächlich war in dieser Stadt in jeder Straße, Gasse und auf Plätzen Autoverkehr, überall wurde geparkt.
Was für ein Fortschritt zur heutigen verkehrsfreien Innenstadt, essen und trinken draußen an Tischen, sitzen auf Bänken. Kinder spielen zwischen hohen Bäumen, während die Mütter mit Einkaufstüten beladen auf den Bänken daneben die Zeit genießen und ihre Handys checken. An besonders schönen Stellen finden sich schöne Menschen, die sich gegenseitig fotografieren, ein paar Umwelt- Natur- oder Flüchtlingsschützer nutzen die friedliche Atmosphäre, um auch an die anderen Seiten dieses Leben und dieser Welt zu erinnern. Doch je nach dem, wo und wie ich mich durch die Fußgängerzone bewege, schieben sich andere Probleme in den Vordergrund. Leerstehende Ladenlokale, Geschäfte, die es früher mal gab und die es heute schwer machen, die einfachsten Dinge zu bekommen, einen bestimmten Kugelschreiber, schwarzen Zwirn oder ein Uhrenarmband, das nicht doppelt so teuer ist wie meine Uhr. Dieses Loblied auf alles Hochpreisige passt allerdings nicht dazu, dass sich immer mehr Müll ansammelt, weil Grundstücke, Baustellen schon lange brach liegen, und man die halbe Zeit in der Stadt über Provisorien unterwegs ist. Typisch Fußgängerzonenstimmung, denke ich.
Dieses Nebeneinander von geschlossenen und offenen Geschäften, das Nebeneinander von Menschen, die einkaufen können und anderen, die kein Geld dafür haben. Genauso wie das Nebeneinander von Restauranttischen, an denen teure Speisen serviert werden, und daneben sitzen Menschen breitbeinig auf Bänken, die bemüht sind, sich nicht selber beim Imbiss zu bekleckern. Das Nebeneinander der Architektur auf Augenhöhe, immer gleich, viel Glas, Schaufenster, Firmenlogos und alles vereinnahmende Farbdesigns. Darüber hingegen ganz unterschiedliche Häusergiebel, viel älter als alles, was unten erscheint, schöner und abwechslungsreicher, als es beim Einkaufen auffällt.
Fußgängerzonen sind immer präsent, da sich selbst kleinste Kreisstädte und Gemeinden damit schmücken. Doch ich merke auch, wie zwar die Skepsis gegenüber dieser gewollten Einkaufsidyllen bleibt, aber an einzelnen Tagen das Empfinden stark wechselt. Das Erleben von Fußgängerzonen hängen doch von der eigenen Verfassung ab. Fußgängerzone, ein Wimmelbild von Figuren, Stimmungen und Schicksalen. Zu viel, um alles gleichberechtigt zu sehen. Also bleibt es eine Frage an mich, wie und wann mir vor allem das eine oder eher das andere auffällt. Z.B. die Überalterung der Gesellschaft oder die Leichtlebigkeit bis Rücksichtslosigkeit der jungen Generation, das bunte Treiben vieler Menschen aus aller Herren Länder oder die müden Gesichter alteingesessener Bürger, die sich ärgern, das nichts mehr so ist, wie es mal war.
Oder wenn ich auch unter einer dieser riesigen Kastanie sitze, einen hervorragenden doppelten Espresso trinke und den Blick auf wunderschöne alte Häuserfassaden richte. Die Kellnerin ist nett, die chinesischen Touristen sind lustig, aber nicht unsympathisch. Neben mir steht eine Einkaufstüte mit einer Kleinigkeit, von der ich nicht erwartet hätte, dass ich in dieser Stadt mit dieser Fußgängerzone doch so schnell fündig werde. Ich froh bin, ohne Parkplatzsorgen oder Bahnsteigrummel bequem mit dem Fahrrad wieder nach Hause fahren zu können.
Vielleicht sollte ich mich besser fragen, mal gucken, was morgen meine eigene Verfassung so mit der Fußgängerzone anstellt.