Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Einbahnstraße
RAU
Roter runder Kreis mit weißem Querbalken. Nein, nicht schon wieder, bis gestern ging es doch hier immer durch wie die letzten zwanzig Jahre auch. Da ist auch keine Baustelle zu sehen, keine Absperrgitter, keine Container, kein Kran, keine Arbeiter, gar nichts. Warum geht's jetzt hier nichts weiter?
Wohin nun? Die Zeit wird knapp, und nur nicht jetzt verfahren. Leichte Schweißperlen auf der Stirn. Warum aber jetzt auch noch diese seltsamen Gedanken? Ja natürlich kennt sie dieses dumme Gefühl, sich verfahren zu haben. Nicht nur auf der Straße, nicht im Dorf und nicht in der Stadt, auch nicht im eigenen oder fremden Land, sondern im Leben. Im eigenen Leben. Saudumm. Einfach irgendwann abgebogen und immer weitergefahren, und dann ging es nicht mehr zurück, sondern nur noch geradeaus. Und dann steht da plötzlich dieses Schild, so ein Mist. Wenn du Glück hast, kannst du wenden, oder ganz vorne kommt irgendwann doch wieder eine Querstraße oder Kreuzung, hoffentlich.
Roter runder Kreis mit weißem Querbalken. Hier darfst du nicht rein, nur von der anderen Seite, dort ist das Schild blau und länglich. Blau ist erlaubt, und Rot ist verboten. So einfach geht's. Da haben sich welche Gedanken gemacht, Regeln erfunden und Schilder aufgestellt. Weil es Sinn macht, alle leicht verstehen und alles besser fließen kann.
Warum nur gelingt es fürs eigene Leben nicht immer so einfach? Fehlen die blauen und roten Schilder? Muss sich die jede/r selber malen? Also spätestens in der Schulzeit im Baumarkt schon Pinsel und Farben kaufen? Oder ein stets aktualisiertes Navi implantieren lassen ? Quatsch. Unsinn. Einfach damit leben mit diesen Einbahnstraßen. Einen Gang runternehmen, wenn du drinsteckst. Oder großzügig umfahren und dabei Neues entdecken. Nur keine Angst vor länglichem Blau und rundem Rot. Einfach durchatmen. Irgendwann kommt eine Kreuzung oder ein Kreisverkehr, obwohl der auch nicht einfach zu befahren ist, irgendwann kommt eine Landstraße unter Bäumen, durch Hügel und Berge und vielleicht auch hoch oben auf dem Deich mit weiter Sicht. Immer weitergehen und -fahren, regelmässig Pausen machen, genügend Kraftstoff, Futter und Trinken tanken und dann weiter, immer weiter. Stehenbleiben und Aussteigen sind keine Alternative weder auf der Straße noch im Leben.
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RAU
Roter runder Kreis mit weißem Querbalken. Nein, nicht schon wieder, bis gestern ging es doch hier immer durch wie die letzten zwanzig Jahre auch. Da ist auch keine Baustelle zu sehen, keine Absperrgitter, keine Container, kein Kran, keine Arbeiter, gar nichts. Warum geht's jetzt hier nichts weiter?
Wohin nun? Die Zeit wird knapp, und nur nicht jetzt verfahren. Leichte Schweißperlen auf der Stirn. Warum aber jetzt auch noch diese seltsamen Gedanken? Ja natürlich kennt sie dieses dumme Gefühl, sich verfahren zu haben. Nicht nur auf der Straße, nicht im Dorf und nicht in der Stadt, auch nicht im eigenen oder fremden Land, sondern im Leben. Im eigenen Leben. Saudumm. Einfach irgendwann abgebogen und immer weitergefahren, und dann ging es nicht mehr zurück, sondern nur noch geradeaus. Und dann steht da plötzlich dieses Schild, so ein Mist. Wenn du Glück hast, kannst du wenden, oder ganz vorne kommt irgendwann doch wieder eine Querstraße oder Kreuzung, hoffentlich.
Roter runder Kreis mit weißem Querbalken. Hier darfst du nicht rein, nur von der anderen Seite, dort ist das Schild blau und länglich. Blau ist erlaubt, und Rot ist verboten. So einfach geht's. Da haben sich welche Gedanken gemacht, Regeln erfunden und Schilder aufgestellt. Weil es Sinn macht, alle leicht verstehen und alles besser fließen kann.
Warum nur gelingt es fürs eigene Leben nicht immer so einfach? Fehlen die blauen und roten Schilder? Muss sich die jede/r selber malen? Also spätestens in der Schulzeit im Baumarkt schon Pinsel und Farben kaufen? Oder ein stets aktualisiertes Navi implantieren lassen ? Quatsch. Unsinn. Einfach damit leben mit diesen Einbahnstraßen. Einen Gang runternehmen, wenn du drinsteckst. Oder großzügig umfahren und dabei Neues entdecken. Nur keine Angst vor länglichem Blau und rundem Rot. Einfach durchatmen. Irgendwann kommt eine Kreuzung oder ein Kreisverkehr, obwohl der auch nicht einfach zu befahren ist, irgendwann kommt eine Landstraße unter Bäumen, durch Hügel und Berge und vielleicht auch hoch oben auf dem Deich mit weiter Sicht. Immer weitergehen und -fahren, regelmässig Pausen machen, genügend Kraftstoff, Futter und Trinken tanken und dann weiter, immer weiter. Stehenbleiben und Aussteigen sind keine Alternative weder auf der Straße noch im Leben.