Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Ein geschenkter Tag
WIE
Hans stellt das Telefon zurück auf die Station.
„Und wie wars, was gibt’s Neues?“, hört er Ingrid aus dem Nebenraum rufen.
„Tja, das war´s dann wohl, Bibbi und Jojo haben abgesagt für Samstag.“
Von Ingrid kommt keine Reaktion. Vielleicht überlegt sie noch, ob sie sich über die Absage freuen oder ärgern soll.
Ganz sicher ist er sich selber auch nicht. Schließlich sind die Besuche von Bibbi und Jojo alles andere als einfach. Zunächst einmal laden sie sich gerne selber ein mit den Worten "wir sind mal wieder im Rheinland, haben dort ein paar Termine, vielleicht können wie bei Euch unterkommen?“
Gut, wer in München lebt und im Rheinland Termine hat, nutzt gerne die Möglichkeit bei Freunden, die ein Gästezimmer haben und in der Mitte von Köln wohnen.
Doch genauso wie Jojo seine Anfrage immer mit der gleichen Wortwahl vorbringt, verlaufen auch die Besuche in ähnlicher Weise. Dazu gehört ein Abend in einem Kölner Brauhaus mit den üblichen Bemerkungen über die Unfreundlichkeit der Kellner, die Freundlichkeit und Lockerheit der Menschen drumherum, die Beschwerden über das kleine Format der Kölschgläser. Und dann noch das Zugeständnis, dass Rheinländer doch besseren Frikadellen herstellen als Münchner. Was dann mit dem Verzehr von Currywurst oder Reibekuchen endet. Eins von beiden muss sein.
Nachdem er sich an diesen Vorzügen des Rheinlands erfreut hat, folgen dann doch die eher mitleidigen Feststellungen über Vieles im Rheinland, die dem Vergleich mit München nicht standhalten. Der Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel, das Fehlen traditionsreicher Geschäfte und Feinkostläden im höheren Preissegment, der Zustand des Oper- und Schauspielhauses ganz abgesehen von der mitleidvollen Frage, wo gerade der 1.FC in der Bundesliga steht.
Doch sie haben sich mittlerweile damit abgefunden, den Besuch der beiden mit dem gewohnten Ritualen und Bemerkungen zu verbringen. Und manchmal ist es ja auch ganz schön, wieder mal Zeit in der Innenstadt zu verbringen, in ein Brauhaus einzukehren, was sie als Kölner doch nur sehr selten machen.
Bis Hans dann Ingrid fluchen hört: „Das find ich total bescheuert. So kurzfristig. Was denken die sich dabei?“
Er ist nicht wirklich erstaunt über Ingrids Wut, ist sie schließlich doch diejenige, die dem Verzehr von Kölsch mit Currywurst am Wenigsten abgewinnen kann. Obwohl sie und Bibbi früher mal beste Freundinnen waren.
„Sieh es doch mal so, haben wir einen geschenkten Tag“, versucht er ein wenig zu beschwichtigen.
„Weißt du wie viele Termine, Veranstaltungen und Einladungen ich abgesagt habe, weil ich mir ja nicht nur den Samstag, sondern auch den Freitag für die Vorbereitungen freigehalten habe.“
„Ja und, dafür ist jetzt der Samstag ganz frei. Stell dir mal vor, was wir da alles machen können.“
„Jetzt sag nicht, du würdest gerne mal mit mir Brauhaus gehen und eine Frikadelle mit Kartoffelsalat essen.“
„Nein, aber es soll ein neues Lokal mit bayrischem Biergarten geben. Da könnten wir mal hin.“
Texte zum Alltäglichen -
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Ein geschenkter Tag
WIE
Hans stellt das Telefon zurück auf die Station.
„Und wie wars, was gibt’s Neues?“, hört er Ingrid aus dem Nebenraum rufen.
„Tja, das war´s dann wohl, Bibbi und Jojo haben abgesagt für Samstag.“
Von Ingrid kommt keine Reaktion. Vielleicht überlegt sie noch, ob sie sich über die Absage freuen oder ärgern soll.
Ganz sicher ist er sich selber auch nicht. Schließlich sind die Besuche von Bibbi und Jojo alles andere als einfach. Zunächst einmal laden sie sich gerne selber ein mit den Worten "wir sind mal wieder im Rheinland, haben dort ein paar Termine, vielleicht können wie bei Euch unterkommen?“
Gut, wer in München lebt und im Rheinland Termine hat, nutzt gerne die Möglichkeit bei Freunden, die ein Gästezimmer haben und in der Mitte von Köln wohnen.
Doch genauso wie Jojo seine Anfrage immer mit der gleichen Wortwahl vorbringt, verlaufen auch die Besuche in ähnlicher Weise. Dazu gehört ein Abend in einem Kölner Brauhaus mit den üblichen Bemerkungen über die Unfreundlichkeit der Kellner, die Freundlichkeit und Lockerheit der Menschen drumherum, die Beschwerden über das kleine Format der Kölschgläser. Und dann noch das Zugeständnis, dass Rheinländer doch besseren Frikadellen herstellen als Münchner. Was dann mit dem Verzehr von Currywurst oder Reibekuchen endet. Eins von beiden muss sein.
Nachdem er sich an diesen Vorzügen des Rheinlands erfreut hat, folgen dann doch die eher mitleidigen Feststellungen über Vieles im Rheinland, die dem Vergleich mit München nicht standhalten. Der Zustand der öffentlichen Verkehrsmittel, das Fehlen traditionsreicher Geschäfte und Feinkostläden im höheren Preissegment, der Zustand des Oper- und Schauspielhauses ganz abgesehen von der mitleidvollen Frage, wo gerade der 1.FC in der Bundesliga steht.
Doch sie haben sich mittlerweile damit abgefunden, den Besuch der beiden mit dem gewohnten Ritualen und Bemerkungen zu verbringen. Und manchmal ist es ja auch ganz schön, wieder mal Zeit in der Innenstadt zu verbringen, in ein Brauhaus einzukehren, was sie als Kölner doch nur sehr selten machen.
Bis Hans dann Ingrid fluchen hört: „Das find ich total bescheuert. So kurzfristig. Was denken die sich dabei?“
Er ist nicht wirklich erstaunt über Ingrids Wut, ist sie schließlich doch diejenige, die dem Verzehr von Kölsch mit Currywurst am Wenigsten abgewinnen kann. Obwohl sie und Bibbi früher mal beste Freundinnen waren.
„Sieh es doch mal so, haben wir einen geschenkten Tag“, versucht er ein wenig zu beschwichtigen.
„Weißt du wie viele Termine, Veranstaltungen und Einladungen ich abgesagt habe, weil ich mir ja nicht nur den Samstag, sondern auch den Freitag für die Vorbereitungen freigehalten habe.“
„Ja und, dafür ist jetzt der Samstag ganz frei. Stell dir mal vor, was wir da alles machen können.“
„Jetzt sag nicht, du würdest gerne mal mit mir Brauhaus gehen und eine Frikadelle mit Kartoffelsalat essen.“
„Nein, aber es soll ein neues Lokal mit bayrischem Biergarten geben. Da könnten wir mal hin.“