Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Durch die Nacht
RAU
Lichter und laute Musik, zuckende Bewegungen und fremde Körper um sie herum. Musik, die sie zuhause nicht hören würde, ihr aber jetzt durch Mark und Bein geht. Wechselnde Rhythmen, denen sie folgt. Kein Gesang, und sie vermisst ihn auch nicht. Öffnet sie die Augen, wird ihr schwindelig vom bunten, immer wechselnden Lichtmeer auf dem Boden. Also wieder schließen und nur hören, bewegen, fühlen, nur das.
Wie spät es ist? Keine Ahnung. Zwei oder drei oder schon fast vier? Egal. Sie geht zur Bar und ordert ein alkoholfreies Bier, Schweiß läuft über die Stirn. Die beiden anderen machen weiter. Benno, ihr alter Schulfreund, und sein Mann Burkhardt. Einfach süß, die beiden, beim Tanzen und auch sonst. Sie nimmt die Flasche und setzt an, trinkt gierig. Konrad mag es nicht, wenn sie aus der Flasche trinkt. Hier würde er sich auch nicht wohlfühlen. Schade für ihn und uns.
Neues Stück, es beginnt sehr langsam. Gut zum Reinkommen. Herrje, wie lange hat sie das schon nicht mehr gehabt. Good vibrations im schier endlosen Raum und im eigenen Körper. Der noch kann und noch will, immer mehr davon haben und spüren möchte, immer noch.
Dabei wollte sie erst gar nicht zum Geburtstag des Freundes fahren. Bin doch sowieso schon viel zu häufig unterwegs, hatte sie gedacht. Ist dann aber doch los, um endlich mal wieder ein Wochenende in der tollen Stadt zu verbringen. Konrad wollte nicht mit, jetzt denkt sie, besser so. Benno lebt seit Jahren hier. Die ganze Schulzeit hinweg war er immer ihr Lieblingsfreund gewesen, weil er gut zuhören und wunderbar lachen konnte und in den höheren Klassen nie etwas von ihr wollte, und sie nie von ihm. Das machte ihre Freundschaft grenzenlos einfach. Ob er sich damals schon als schwul ausgab, darin erinnert sie sich nicht mehr.
Zuerst das Essen auf der Terrasse am Fluss, vielleicht vierzig oder fünfzig Gäste, viele Queere. Weite Ausblicke in den Sommerabend und auf das Lichtermeer der Stadt. Als sie nur noch zu dritt waren, bestellten sie ein Taxi und fuhren quer durch die Stadt. Die beiden Freunde kennen einen der Barkeeper und sind öfter hier. Bewegen sich absolut gekonnt inmitten all der Jüngeren. Das machte ihr Mut.
Das Stück jetzt kennt sie, yes. Stapft härter auf und schwingt die Arme hoch, schüttelt den Kopf und strahlt wohl über beide Ohren. Wie gut, dass sie hergekommen ist. In diese Stadt, zu ihrem alten Schulfreund und in diesen Club. Wenn es nach ihr geht, tanzt sie die ganze Nacht durch. Wann, wenn nicht jetzt.
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Durch die Nacht
RAU
Lichter und laute Musik, zuckende Bewegungen und fremde Körper um sie herum. Musik, die sie zuhause nicht hören würde, ihr aber jetzt durch Mark und Bein geht. Wechselnde Rhythmen, denen sie folgt. Kein Gesang, und sie vermisst ihn auch nicht. Öffnet sie die Augen, wird ihr schwindelig vom bunten, immer wechselnden Lichtmeer auf dem Boden. Also wieder schließen und nur hören, bewegen, fühlen, nur das.
Wie spät es ist? Keine Ahnung. Zwei oder drei oder schon fast vier? Egal. Sie geht zur Bar und ordert ein alkoholfreies Bier, Schweiß läuft über die Stirn. Die beiden anderen machen weiter. Benno, ihr alter Schulfreund, und sein Mann Burkhardt. Einfach süß, die beiden, beim Tanzen und auch sonst. Sie nimmt die Flasche und setzt an, trinkt gierig. Konrad mag es nicht, wenn sie aus der Flasche trinkt. Hier würde er sich auch nicht wohlfühlen. Schade für ihn und uns.
Neues Stück, es beginnt sehr langsam. Gut zum Reinkommen. Herrje, wie lange hat sie das schon nicht mehr gehabt. Good vibrations im schier endlosen Raum und im eigenen Körper. Der noch kann und noch will, immer mehr davon haben und spüren möchte, immer noch.
Dabei wollte sie erst gar nicht zum Geburtstag des Freundes fahren. Bin doch sowieso schon viel zu häufig unterwegs, hatte sie gedacht. Ist dann aber doch los, um endlich mal wieder ein Wochenende in der tollen Stadt zu verbringen. Konrad wollte nicht mit, jetzt denkt sie, besser so. Benno lebt seit Jahren hier. Die ganze Schulzeit hinweg war er immer ihr Lieblingsfreund gewesen, weil er gut zuhören und wunderbar lachen konnte und in den höheren Klassen nie etwas von ihr wollte, und sie nie von ihm. Das machte ihre Freundschaft grenzenlos einfach. Ob er sich damals schon als schwul ausgab, darin erinnert sie sich nicht mehr.
Zuerst das Essen auf der Terrasse am Fluss, vielleicht vierzig oder fünfzig Gäste, viele Queere. Weite Ausblicke in den Sommerabend und auf das Lichtermeer der Stadt. Als sie nur noch zu dritt waren, bestellten sie ein Taxi und fuhren quer durch die Stadt. Die beiden Freunde kennen einen der Barkeeper und sind öfter hier. Bewegen sich absolut gekonnt inmitten all der Jüngeren. Das machte ihr Mut.
Das Stück jetzt kennt sie, yes. Stapft härter auf und schwingt die Arme hoch, schüttelt den Kopf und strahlt wohl über beide Ohren. Wie gut, dass sie hergekommen ist. In diese Stadt, zu ihrem alten Schulfreund und in diesen Club. Wenn es nach ihr geht, tanzt sie die ganze Nacht durch. Wann, wenn nicht jetzt.