Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Drogeriemarkt
RAU
Natürlich kann ich es selbst kaum glauben, aber es ist, wie es ist. Immer mal wieder und manchmal auch gerne öfters gehe ich bei mir auf der Hauptstraße in den Drogeriemarkt. Nicht zu Rossmann und auch nicht zu Müller, sondern zu dm. Lachen Sie jetzt nicht, ich weiß, es hört sich seltsam an, aber erstens ist es das Geschäft, in das ich wirklich am allerliebsten gehe, und zweitens beruhigen mich die Besuche dort nicht nur, sondern ich komme mit wesentlich besserer Laune heraus als ich hineingehe. Aber der Reihe nach.
Meist fängt es damit an, dass ich Zahnpasta, Toilettenpapier, Waschmittel oder Shampoo brauche und dann nach der Arbeit noch rasch zur Hauptstraße fahre, mein Fahrrad am ladeneigenen Ständer abstelle, durch die automatische Glastür eintrete, mir einen Korb nehme und als Erstes schon einmal aufatme. Da kann der Tag noch so anstrengend gewesen sein, hier kann ich mich schon am Eingang beruhigen. Fast entspannen. Keine Musik, dafür breite Gänge, nicht zu hohe Regale und viel Licht, sehr viel Licht. Denn die durchgängige Sprache in jedem dieser Läden von dm lautet absolute Freundlichkeit. Dazu stimmen Auswahl, Qualität und Preis, werden aber mit keiner Silbe auf irgendeinem reißerischen Plakat in schlechtestem Deutsch erwähnt oder, noch schlimmer, laut herausgeschrien wie bei manch anderen Anbietern. Nein, hier erwarten mich breite Gänge, nicht zu hohe Regale mit ausreichendem Abstand zur Decke, viel gutes Licht, eine ordentliche Beschriftung, um zu finden, was ich suche, und jederzeit sehr freundliches Personal.
Dazu gibt es viele, richtig gute Bioprodukte aus allen möglichen Bereichen, seien es Cremes, Shampoos, Espresso oder Lebensmittel. Daran habe ich mich natürlich am Anfang schon noch etwas gewöhnen müssen, neben Kerzen, Geschenkpapieren, Putzschwämmen, Waschpulver und Badreinigern auch Reis, pürierte Tomaten, Linsen, Nüsse und Schokolade kaufen zu können. Nicht zu vergessen den ganzen Technikkram, USB-Sticks mit verschiedensten Speicherkapazitäten, Batterien, Kabel und seit Neuesten auch Minikopfhörer. Um die Babybedarf- und Tierfutterregale mache ich naturgemäß einen großen Bogen, ebenso um die Abteilung Socken, Strümpfe und Strumpfhosen wie auch um alles andere zu Füßen und Alltagshilfen. Kontaktlinsen, Lesebrillen & Zubehör lasse ich ebenfalls links liegen. Die wenigen Pflegeprodukte, die ich brauche, sind schnell gegriffen, Duschgel, Shampoo, Lotion, Gesichtscreme von Laverna Naturkosmetik und hin und wieder einen Badezusatz von Kneipp.
Mein absolutes Lieblingsregal, mein Königsregal unter den Regalen bei dm sozusagen, läuft unter der Bezeichnung Wohlbefinden & Stärkung, Schönheit von Innen. Wie das klingt! Was das mit mir macht! Ein Blick auf die wohlsortierten kleinen, bunten Packungen, und schon habe ich fast meinen anstrengenden Tag im Amt, am Computer oder hinter der Kamera vergessen: Gingko + Vitamin B, Artischocke, Omega-3 Leber Vital und Leber Kraft, Gelenk 1000 und 1200, Curcuma 750, Säure-Basen-Balance, Mannose bei Blasenentzündung, Bitter-Liebe-Kapseln, Basentabletten, Ingwertropfen, Kohle-Tabletten, Durchfall-Akut, Abführkapseln, Rizinusöl, Mariendistel-Kapseln, Milchzucker, indische Flohsamen, Reflexym, Weißdorn-Dragees, Knoblauch-Kapseln mit Mistel, Lecithin, Vital-Tonikum, Klosterfrau Melissengeist, immer noch.
Wirklich alles ist da, noch nie habe ich nach einem Produkt aus diesem Regal gegriffen, aber allein zu wissen, dass ich mich in allen erdenklichen, misslichen Lebenslagen hier nur bedienen muss und mir damit helfen kann, beruhigt ungemein. Eigentlich fehlen nur noch geeignete Mittel gegen sinkende Einnahmen, arrogante Auftraggeber und nervende Frauen. Dann wäre mein Glück perfekt. Vielleicht sollte ich das den Herren und Damen der Geschäftsleitung einmal vorschlagen.
Aber auch jetzt schon hilft mir allein der Blick auf all diese schön verpackten Hilfsversprecher, dass nichts verloren und alles noch möglich ist. Ich brauche nur für jedes Problem nach dem richtigen Mittel zu greifen, bei manchem vielleicht sogar im Vorhinein schon, prophylaktisch also. Hier im Drogeriemarkt bei dm lerne ich eine Menge, denn hier herrschen die Ordnung und Klarheit, die mir manchmal im Leben verloren zu gehen scheinen. Hier kann ich mich selber wieder orientieren, sortieren und geraderücken, wenn es in Wirklichkeit gerade alles ein bisschen durcheinander und alles andere als wohl sortiert und geordnet zugeht in meinem Leben. Dm und seiner wohlsortierten Filiale in der Hauptstraße mit den breiten Gängen, den nicht so hohen Regalen und dem vielen Licht sei Dank. In vier Wochen soll am Rathausplatz eine weitere Filiale eröffnet werden, da könnte ich dann sogar kurz in der Mittagspause mal hin. Aber bitte, verraten sie mich und mein kleines Geheimnis nicht.
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Drogeriemarkt
RAU
Natürlich kann ich es selbst kaum glauben, aber es ist, wie es ist. Immer mal wieder und manchmal auch gerne öfters gehe ich bei mir auf der Hauptstraße in den Drogeriemarkt. Nicht zu Rossmann und auch nicht zu Müller, sondern zu dm. Lachen Sie jetzt nicht, ich weiß, es hört sich seltsam an, aber erstens ist es das Geschäft, in das ich wirklich am allerliebsten gehe, und zweitens beruhigen mich die Besuche dort nicht nur, sondern ich komme mit wesentlich besserer Laune heraus als ich hineingehe. Aber der Reihe nach.
Meist fängt es damit an, dass ich Zahnpasta, Toilettenpapier, Waschmittel oder Shampoo brauche und dann nach der Arbeit noch rasch zur Hauptstraße fahre, mein Fahrrad am ladeneigenen Ständer abstelle, durch die automatische Glastür eintrete, mir einen Korb nehme und als Erstes schon einmal aufatme. Da kann der Tag noch so anstrengend gewesen sein, hier kann ich mich schon am Eingang beruhigen. Fast entspannen. Keine Musik, dafür breite Gänge, nicht zu hohe Regale und viel Licht, sehr viel Licht. Denn die durchgängige Sprache in jedem dieser Läden von dm lautet absolute Freundlichkeit. Dazu stimmen Auswahl, Qualität und Preis, werden aber mit keiner Silbe auf irgendeinem reißerischen Plakat in schlechtestem Deutsch erwähnt oder, noch schlimmer, laut herausgeschrien wie bei manch anderen Anbietern. Nein, hier erwarten mich breite Gänge, nicht zu hohe Regale mit ausreichendem Abstand zur Decke, viel gutes Licht, eine ordentliche Beschriftung, um zu finden, was ich suche, und jederzeit sehr freundliches Personal.
Dazu gibt es viele, richtig gute Bioprodukte aus allen möglichen Bereichen, seien es Cremes, Shampoos, Espresso oder Lebensmittel. Daran habe ich mich natürlich am Anfang schon noch etwas gewöhnen müssen, neben Kerzen, Geschenkpapieren, Putzschwämmen, Waschpulver und Badreinigern auch Reis, pürierte Tomaten, Linsen, Nüsse und Schokolade kaufen zu können. Nicht zu vergessen den ganzen Technikkram, USB-Sticks mit verschiedensten Speicherkapazitäten, Batterien, Kabel und seit Neuesten auch Minikopfhörer. Um die Babybedarf- und Tierfutterregale mache ich naturgemäß einen großen Bogen, ebenso um die Abteilung Socken, Strümpfe und Strumpfhosen wie auch um alles andere zu Füßen und Alltagshilfen. Kontaktlinsen, Lesebrillen & Zubehör lasse ich ebenfalls links liegen. Die wenigen Pflegeprodukte, die ich brauche, sind schnell gegriffen, Duschgel, Shampoo, Lotion, Gesichtscreme von Laverna Naturkosmetik und hin und wieder einen Badezusatz von Kneipp.
Mein absolutes Lieblingsregal, mein Königsregal unter den Regalen bei dm sozusagen, läuft unter der Bezeichnung Wohlbefinden & Stärkung, Schönheit von Innen. Wie das klingt! Was das mit mir macht! Ein Blick auf die wohlsortierten kleinen, bunten Packungen, und schon habe ich fast meinen anstrengenden Tag im Amt, am Computer oder hinter der Kamera vergessen: Gingko + Vitamin B, Artischocke, Omega-3 Leber Vital und Leber Kraft, Gelenk 1000 und 1200, Curcuma 750, Säure-Basen-Balance, Mannose bei Blasenentzündung, Bitter-Liebe-Kapseln, Basentabletten, Ingwertropfen, Kohle-Tabletten, Durchfall-Akut, Abführkapseln, Rizinusöl, Mariendistel-Kapseln, Milchzucker, indische Flohsamen, Reflexym, Weißdorn-Dragees, Knoblauch-Kapseln mit Mistel, Lecithin, Vital-Tonikum, Klosterfrau Melissengeist, immer noch.
Wirklich alles ist da, noch nie habe ich nach einem Produkt aus diesem Regal gegriffen, aber allein zu wissen, dass ich mich in allen erdenklichen, misslichen Lebenslagen hier nur bedienen muss und mir damit helfen kann, beruhigt ungemein. Eigentlich fehlen nur noch geeignete Mittel gegen sinkende Einnahmen, arrogante Auftraggeber und nervende Frauen. Dann wäre mein Glück perfekt. Vielleicht sollte ich das den Herren und Damen der Geschäftsleitung einmal vorschlagen.
Aber auch jetzt schon hilft mir allein der Blick auf all diese schön verpackten Hilfsversprecher, dass nichts verloren und alles noch möglich ist. Ich brauche nur für jedes Problem nach dem richtigen Mittel zu greifen, bei manchem vielleicht sogar im Vorhinein schon, prophylaktisch also. Hier im Drogeriemarkt bei dm lerne ich eine Menge, denn hier herrschen die Ordnung und Klarheit, die mir manchmal im Leben verloren zu gehen scheinen. Hier kann ich mich selber wieder orientieren, sortieren und geraderücken, wenn es in Wirklichkeit gerade alles ein bisschen durcheinander und alles andere als wohl sortiert und geordnet zugeht in meinem Leben. Dm und seiner wohlsortierten Filiale in der Hauptstraße mit den breiten Gängen, den nicht so hohen Regalen und dem vielen Licht sei Dank. In vier Wochen soll am Rathausplatz eine weitere Filiale eröffnet werden, da könnte ich dann sogar kurz in der Mittagspause mal hin. Aber bitte, verraten sie mich und mein kleines Geheimnis nicht.