Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Drei
RAU
Eene, meene, muuh und raus bist du, so haben wir es als Kinder gespielt. Bei Dreien ist eben schnell jemand zu viel.
Zuhause waren wir vier, da war niemand zu viel, aber dafür gab es und ging es natürlich um Lager. Die Großen gegen die Kleinen, die Kleinen gegen die Großen, drei gegen Vater, Mutter oder mich, Mutter und ich gegen Vater und meine Schwester. Wie oft habe ich mir gewünscht, ein Einzelkind zu sein.
Nur Vater, Mutter und ich. So aufgeräumt und stimmig wie Geburt, Leben und Tod. Himmel, Erde und Wasser. Körper, Seele und Geist. Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Gott, Jesus und Heiliger Geist. Die drei Weisen aus dem Morgenland. Anfang, Mitte und Ende. Breite, Länge, Höhe. Drei Wünsche hast du frei, sagt die gute Fee. Drei schwere Prüfungen musst du überstehen, sagt der böse König. Aller guten Dinge sind drei. Ewig und drei Tage. Nicht bis drei zählen können. Drei Kreuze machen. Tisch und Stuhl sind mit drei Beinen schon stabil.
Fest eingebrannt und unverrückbar liegen die Sprüche und Bilder dazu in meinem Hirn und entfalten seit jeher ihre Wirkung. Die Drei steht für feste Regeln und eine Ordnung der Welt, in der ich mich aufgehoben fühle. Ich war, ich bin, ich werde sein.
Einerseits. Denn ist der Drei wirklich zu trauen? Bei drei Geschwistern wird zusammengehalten wie eine Bank, ist aber auch immer gerne eine oder einer zu viel, fühlt sich überfordert, ausgeschlossen oder nicht gesehen. Zwei Länder schließen ein Abkommen, und schon fühlt sich ein anderes im Nachteil. Eine gemeinsame Unternehmung zu dritt, so schön das ist, heißt es aber auch, immer gewahr zu sein, dass niemand sich übergangen fühlt.
Rosa, Katinka und mir geht es gut, weil ich der Einzige bin, der um dieses Dreieck weiß. Für Rosa wäre es eine Katastrophe, wenn sie es erführe, und bei Katinka bin ich mir nicht sicher, ob sie nicht auch noch in einem zweiten Dreieck mitspielt. Vieles, nicht nur die Liebe ist bei uns auf die Zwei ausgelegt, aber spannend wird es oft erst durch die Drei. Das wissen wir und spielen gerne mit der Gefahr oder auch nicht, aber dann gibt es oft ein anderes Problem.
Mit dem Stift habe ich immer schon gerne die zwei vollen, weiche Bögen einer Drei untereinander geschrieben. Wenn ich sie nach unten drehe, stehen zwei Bögen da, die von drei Pfeilern gehalten werden, wie bei einer Brücke. Das sieht nach Harmonie aus und auch nach Schutz. Drehe ich das Ganze nach oben, wird eine Mistgabel oder einen Dreizack daraus, und aus dem beruhigenden Schutz wird eine scharfe Waffe.
So ist es mit der Drei, ich kann sie drehen und wenden und mir allerlei zu ihr denken, so richtig warm bin ich mit ihr noch nie geworden.
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Drei
RAU
Eene, meene, muuh und raus bist du, so haben wir es als Kinder gespielt. Bei Dreien ist eben schnell jemand zu viel.
Zuhause waren wir vier, da war niemand zu viel, aber dafür gab es und ging es natürlich um Lager. Die Großen gegen die Kleinen, die Kleinen gegen die Großen, drei gegen Vater, Mutter oder mich, Mutter und ich gegen Vater und meine Schwester. Wie oft habe ich mir gewünscht, ein Einzelkind zu sein.
Nur Vater, Mutter und ich. So aufgeräumt und stimmig wie Geburt, Leben und Tod. Himmel, Erde und Wasser. Körper, Seele und Geist. Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Gott, Jesus und Heiliger Geist. Die drei Weisen aus dem Morgenland. Anfang, Mitte und Ende. Breite, Länge, Höhe. Drei Wünsche hast du frei, sagt die gute Fee. Drei schwere Prüfungen musst du überstehen, sagt der böse König. Aller guten Dinge sind drei. Ewig und drei Tage. Nicht bis drei zählen können. Drei Kreuze machen. Tisch und Stuhl sind mit drei Beinen schon stabil.
Fest eingebrannt und unverrückbar liegen die Sprüche und Bilder dazu in meinem Hirn und entfalten seit jeher ihre Wirkung. Die Drei steht für feste Regeln und eine Ordnung der Welt, in der ich mich aufgehoben fühle. Ich war, ich bin, ich werde sein.
Einerseits. Denn ist der Drei wirklich zu trauen? Bei drei Geschwistern wird zusammengehalten wie eine Bank, ist aber auch immer gerne eine oder einer zu viel, fühlt sich überfordert, ausgeschlossen oder nicht gesehen. Zwei Länder schließen ein Abkommen, und schon fühlt sich ein anderes im Nachteil. Eine gemeinsame Unternehmung zu dritt, so schön das ist, heißt es aber auch, immer gewahr zu sein, dass niemand sich übergangen fühlt.
Rosa, Katinka und mir geht es gut, weil ich der Einzige bin, der um dieses Dreieck weiß. Für Rosa wäre es eine Katastrophe, wenn sie es erführe, und bei Katinka bin ich mir nicht sicher, ob sie nicht auch noch in einem zweiten Dreieck mitspielt. Vieles, nicht nur die Liebe ist bei uns auf die Zwei ausgelegt, aber spannend wird es oft erst durch die Drei. Das wissen wir und spielen gerne mit der Gefahr oder auch nicht, aber dann gibt es oft ein anderes Problem.
Mit dem Stift habe ich immer schon gerne die zwei vollen, weiche Bögen einer Drei untereinander geschrieben. Wenn ich sie nach unten drehe, stehen zwei Bögen da, die von drei Pfeilern gehalten werden, wie bei einer Brücke. Das sieht nach Harmonie aus und auch nach Schutz. Drehe ich das Ganze nach oben, wird eine Mistgabel oder einen Dreizack daraus, und aus dem beruhigenden Schutz wird eine scharfe Waffe.
So ist es mit der Drei, ich kann sie drehen und wenden und mir allerlei zu ihr denken, so richtig warm bin ich mit ihr noch nie geworden.