Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Dreck
WIE
Guter Dreck, böser Dreck?
schlechter Dreck, schöner Dreck?
Echt und ekelig,
authentisch oder doch nur fies.
Dreck, auch Ausdruck für Leben,
für Feiern und Genuss,
oder doch nur schmierige Schicht,
Beweis fehlender Disziplin?
Die Industrie weiß Bescheid,
beschimpft den Dreck,
schafft immer neue Mittel,
Regale voll, für jeden Zweck.
Für Kleidung und Körper,
für Küche und Bad.
Holz, Glas, Metall und Porzellan,
für alles was da.
Es wird geschrubbt und gedampft,
gespült und gewaschen,
gerieben und poliert,
bis sich alles im Glanz verliert.
Hygiene, Reinheit und Waschkraft,
haben viel Fortschritt gebracht.
Doch daneben ist was ganz anderes geschehen,
dass wir ständig übersehen.
Dreck, den wir produzieren,
wollen wir nicht berühren.
Allen die Sauberkeit zählt,
alles andere gehört nicht in unsere schöne Welt.
Dreck in den Abfalleimer,
ins Wasser, ins Auffangbecken,
bloß schnell weg,
am besten jeden Blickkontakt vermeiden.
Aus den Augen, aus dem Sinn, egal wohin.
In Rohren und unterirdischen Gängen,
auf Halden deponiert,
in Lagern gut sortiert.
Möglichst weit weg,
in Containern und Säcken gesteckt,
kleingehackt und gut verpackt,
wird das Meiste auf die andere Seite der Welt gebracht.
Bis alles wieder picobello aussieht,
alles wieder nach Seife riecht,
clean und grün, wir zufrieden sind,
weil alles wieder stimmt.
Nur später dann sind wir entsetzt,
wie es woanders zugeht,
wie dreckig, wie schlimm
es aussieht in den armen Teile dieser Welt.
Doch kein Dreck ist einfach weg.
Kein Dreck, der nicht auch mir gehört,
der nicht auch von uns auch stammt,
obwohl weit weg, von keinem erkannt.
Denn Dreck, der fließt, der fliegt,
verbreitet sich überall hin.
Wie Staub, wie Flecken,
die alles andere mit bedecken.
Der Dreck,
wir sollten uns mehr mit ihm befassen,
statt ihn immer nur zu hassen.
Stellen wir uns ihm.
Fassen wir ihn an,
riechen wir ihn,
schauen wir ihn uns an,
stellen wir uns nicht so an.
Mit weniger Angst, mit weniger Distanz,
statt immer nur mit allen Mitteln
alles schnell wegzuspülen.
Und dann andere bemühen, ihn zu berühren.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Dreck
WIE
Guter Dreck, böser Dreck?
schlechter Dreck, schöner Dreck?
Echt und ekelig,
authentisch oder doch nur fies.
Dreck, auch Ausdruck für Leben,
für Feiern und Genuss,
oder doch nur schmierige Schicht,
Beweis fehlender Disziplin?
Die Industrie weiß Bescheid,
beschimpft den Dreck,
schafft immer neue Mittel,
Regale voll, für jeden Zweck.
Für Kleidung und Körper,
für Küche und Bad.
Holz, Glas, Metall und Porzellan,
für alles was da.
Es wird geschrubbt und gedampft,
gespült und gewaschen,
gerieben und poliert,
bis sich alles im Glanz verliert.
Hygiene, Reinheit und Waschkraft,
haben viel Fortschritt gebracht.
Doch daneben ist was ganz anderes geschehen,
dass wir ständig übersehen.
Dreck, den wir produzieren,
wollen wir nicht berühren.
Allen die Sauberkeit zählt,
alles andere gehört nicht in unsere schöne Welt.
Dreck in den Abfalleimer,
ins Wasser, ins Auffangbecken,
bloß schnell weg,
am besten jeden Blickkontakt vermeiden.
Aus den Augen, aus dem Sinn, egal wohin.
In Rohren und unterirdischen Gängen,
auf Halden deponiert,
in Lagern gut sortiert.
Möglichst weit weg,
in Containern und Säcken gesteckt,
kleingehackt und gut verpackt,
wird das Meiste auf die andere Seite der Welt gebracht.
Bis alles wieder picobello aussieht,
alles wieder nach Seife riecht,
clean und grün, wir zufrieden sind,
weil alles wieder stimmt.
Nur später dann sind wir entsetzt,
wie es woanders zugeht,
wie dreckig, wie schlimm
es aussieht in den armen Teile dieser Welt.
Doch kein Dreck ist einfach weg.
Kein Dreck, der nicht auch mir gehört,
der nicht auch von uns auch stammt,
obwohl weit weg, von keinem erkannt.
Denn Dreck, der fließt, der fliegt,
verbreitet sich überall hin.
Wie Staub, wie Flecken,
die alles andere mit bedecken.
Der Dreck,
wir sollten uns mehr mit ihm befassen,
statt ihn immer nur zu hassen.
Stellen wir uns ihm.
Fassen wir ihn an,
riechen wir ihn,
schauen wir ihn uns an,
stellen wir uns nicht so an.
Mit weniger Angst, mit weniger Distanz,
statt immer nur mit allen Mitteln
alles schnell wegzuspülen.
Und dann andere bemühen, ihn zu berühren.