Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Dieses eine Mal
RAU + WIE
„Dieses eine Mal,“ meinte sie, und er überlegte, wie oft sie das schon gesagt hatte. Nur dieses eine Mal hieß es immer wieder, und er stimmte zu, ohne etwas zu sagen.
Also kramten und packten sie, also wartete er auf sie, also kamen sie viel zu spät los, machten noch rasch ein paar Umwege, um irgendwelche Kleinigkeiten zu erledigen. Nur dieses eine Mal, das meiste bei ihnen bestand aus diesem eine Mal. Es war normal.
Er suchte einen Parkplatz, nachdem er sie bereits vor der Eingangstür rausgelassen hatte, schrieb dann schnell ein paar what‘sapp, dass es heute wohl später werden würde, und rechnete damit, vielleicht auch später noch schreiben zu müssen, dass es wohl heute gar nichts mehr werden würde ... (WIE)
… mit dem gemeinsamen Essen bei den Freunden. Shiete, warum nur immer kamen sie zu spät? Warum nur konnte Helen nicht einmal rechtzeitig fertig sein oder mal vor der Zeit und ohne eine zusätzliche Idee, was sie vorher noch schnell erledigen könnten?
Aber Helen und Zeit waren wie Stille und Krach, zwei Dinge, die sich nicht miteinander vertrugen. Noch nie vertragen hatten. Er hätte ihr drei Armbanduhren schenken und in jedem Raum noch eine Wanduhr aufhängen können, sie sah einfach nicht drauf. Oder nein, sie sah auf die Uhr und dachte jedes Mal, jetzt könnte ich noch schnell dies und das machen. Und dachte wirklich jedes Mal, dass es nur dieses eine Mal sei. (RAU)
Er musste daran denken, wie er früher zu Hause, als er noch klein war, zusammen mit seinen Geschwistern die Ausnahmen liebte. Das fing mit der sogenannten Katzenwäsche an, die erlaubt wurde, wenn sie spät abends von einer Unternehmung nach Hause kamen. Oder Donnerstagmittags nach dem Schwimmen gab es anschließend zu Hause frische Käsebrötchen mit heißem Kakao statt einem ganz normalen Mittagessen. Immer begleitet mit den Worten der Eltern, nur dieses eine Mal. Damit ihnen als Kinder nicht etwa in den Sinn käme, das könnte jetzt normal werden. Nein, zwei Scheiben Käse auf eine Brötchenhälfte, Kakao schon mal kurz vor dem eigentlichen Essen runterschlürfen, das war etwas richtig Aufregendes. Aber eben nur einmal in der Woche am Donnerstagmittag, wenn auch mit der Hoffnung verbunden, dieses eine Mal möge bitte möglichst bald wiederkehren. (WIE)
Vielleicht musste er es genau so sehen, wann immer er wieder auf Helen warten oder sich über ihren Vorschlag, doch ausnahmsweise noch vorher hierher oder dorthin zu wollen, ärgern musste. Tief durchatmen und sich einfach zurückbeamen, an früher denken und an diese vielen kleinen, besonderen Ausnahmesituationen, die er so genossen hat als Kind. Und schon würde es ihm viel besser gehen und er müsste sich nicht mehr über Helen ärgern. Eigentlich doch ganz einfach, dachte er.
„Aber sicher doch, meine Liebe, kein Problem“, würde er also das nächste Mal sagen und sie dabei auch kurz anlächeln. Aber heute ging es noch nicht, da war er sich sicher, jetzt würde er zum Smartphone greifen und den Freunden schreiben, dass sie ruhig mit dem Essen schon anfangen könnten. (RAU)
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Dieses eine Mal
RAU + WIE
„Dieses eine Mal,“ meinte sie, und er überlegte, wie oft sie das schon gesagt hatte. Nur dieses eine Mal hieß es immer wieder, und er stimmte zu, ohne etwas zu sagen.
Also kramten und packten sie, also wartete er auf sie, also kamen sie viel zu spät los, machten noch rasch ein paar Umwege, um irgendwelche Kleinigkeiten zu erledigen. Nur dieses eine Mal, das meiste bei ihnen bestand aus diesem eine Mal. Es war normal.
Er suchte einen Parkplatz, nachdem er sie bereits vor der Eingangstür rausgelassen hatte, schrieb dann schnell ein paar what‘sapp, dass es heute wohl später werden würde, und rechnete damit, vielleicht auch später noch schreiben zu müssen, dass es wohl heute gar nichts mehr werden würde ... (WIE)
… mit dem gemeinsamen Essen bei den Freunden. Shiete, warum nur immer kamen sie zu spät? Warum nur konnte Helen nicht einmal rechtzeitig fertig sein oder mal vor der Zeit und ohne eine zusätzliche Idee, was sie vorher noch schnell erledigen könnten?
Aber Helen und Zeit waren wie Stille und Krach, zwei Dinge, die sich nicht miteinander vertrugen. Noch nie vertragen hatten. Er hätte ihr drei Armbanduhren schenken und in jedem Raum noch eine Wanduhr aufhängen können, sie sah einfach nicht drauf. Oder nein, sie sah auf die Uhr und dachte jedes Mal, jetzt könnte ich noch schnell dies und das machen. Und dachte wirklich jedes Mal, dass es nur dieses eine Mal sei. (RAU)
Er musste daran denken, wie er früher zu Hause, als er noch klein war, zusammen mit seinen Geschwistern die Ausnahmen liebte. Das fing mit der sogenannten Katzenwäsche an, die erlaubt wurde, wenn sie spät abends von einer Unternehmung nach Hause kamen. Oder Donnerstagmittags nach dem Schwimmen gab es anschließend zu Hause frische Käsebrötchen mit heißem Kakao statt einem ganz normalen Mittagessen. Immer begleitet mit den Worten der Eltern, nur dieses eine Mal. Damit ihnen als Kinder nicht etwa in den Sinn käme, das könnte jetzt normal werden. Nein, zwei Scheiben Käse auf eine Brötchenhälfte, Kakao schon mal kurz vor dem eigentlichen Essen runterschlürfen, das war etwas richtig Aufregendes. Aber eben nur einmal in der Woche am Donnerstagmittag, wenn auch mit der Hoffnung verbunden, dieses eine Mal möge bitte möglichst bald wiederkehren. (WIE)
Vielleicht musste er es genau so sehen, wann immer er wieder auf Helen warten oder sich über ihren Vorschlag, doch ausnahmsweise noch vorher hierher oder dorthin zu wollen, ärgern musste. Tief durchatmen und sich einfach zurückbeamen, an früher denken und an diese vielen kleinen, besonderen Ausnahmesituationen, die er so genossen hat als Kind. Und schon würde es ihm viel besser gehen und er müsste sich nicht mehr über Helen ärgern. Eigentlich doch ganz einfach, dachte er.
„Aber sicher doch, meine Liebe, kein Problem“, würde er also das nächste Mal sagen und sie dabei auch kurz anlächeln. Aber heute ging es noch nicht, da war er sich sicher, jetzt würde er zum Smartphone greifen und den Freunden schreiben, dass sie ruhig mit dem Essen schon anfangen könnten. (RAU)