Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Der Installateur
RAU
Donnerstag gegen zehn käme jemand vorbei, hat es letzte Woche am Telefon geheißen, ob ihr das recht sei. Und wie, hat sie geantwortet, so schnell, vielen Dank.
Dann klingelt es schon um halb zehn, und ein stämmiger Mann im blauen Overall, mit schwerem Handwerkskoffer und im Karton einem neuen Durchlauferhitzer steht vor ihrer Tür, zieht sich noch im Treppenhaus über seine Arbeitsschuhe eine Plastikhülle und geht mit ihr durch den Flur in die Küche.
„Wollen sie etwas trinken, Wasser, Kaffee“, fragt sie, „brauchen sie sonst noch etwas, kann ich ihnen helfen?“
Da lächelt er nur kurz. „Das mache ich alleine, gerne ein Wasser. Wo hängt denn der alte, wo ist der Stromkasten und wo der Absperrhahn für's Wasser?“
Die Sicherung dreht er schnell heraus, mit dem Hahn wird es schwieriger. Wohl verkalkt, meint er und geht hinunter zu seinem Wagen, um eine Spezialzange zu holen. Auch mit der klappt es nicht, er müsse im Keller den Haupthahn abdrehen. Ob das jetzt Schwierigkeiten mit den Nachbarn geben wird, denkt sie noch, da ist er schon mit dem Kellerschlüssel verschwunden. Kommt bald wieder und sagt, er müsse in den Großhandel und ist wieder weg.
Wie lange das wohl dauern wird? Großhandel, Abbau des alten und Einbau des neuen Gerätes? Was das wohl kosten wird, denkt sie und beruhigt sich gleich wieder. Egal, muss sein, nach achtzehn Jahren gehen Dinge kaputt und müssen ersetzt werden. Geht wieder an ihren Schreibtisch und hört den Installateur kommen und gehen, schrauben, bohren, klopfen, gehen und wieder kommen. Starrt auf ihren Text, das Thema gefällt ihr nicht, und sie hat schon den zweiten Tag keine zündende Idee für den Artikel. Trinkt ihren kalt gewordenen Tee, speichert den Absatz ab und macht bei einem anderen weiter. Schreibt und ändert, schreibt und löscht, hört den Mann in der Küche schrauben, klopfen, wieder gehen und wiederkommen.
Um zwei ist er fertig. Sie ist es nicht, drückt verärgert auf Speichern und geht zu ihm in die Küche, unterschreibt den Auftrag und freut sich, dass er nur dreieinhalb Arbeitsstunden eingetragen hat. Sieht ihm dabei zu, wie er sein Werkzeug einpackt und den defekten Durchlauferhitzer in den Karton des neuen steckt und denkt, er hat es fertiggebracht, ich nicht.
„Und wohin geht es jetzt?“, fragt sie.
„In die Wilmersdorfer.“
„Das ist ja gleich ums Eck.“
„Dort gibt‘s aber auch keine Parkplätze, wird immer schwieriger“, sagt er.
„Wie überhaupt mit dem Verkehr, dazu die vielen Baustellen.“
„Und die Radfahrer, die nicht links und rechts gucken.“
Als Radfahrerin denkt sie, bitte nicht jetzt dieses Gespräch, das hat sie schon zu oft gehabt mit Autofahrern. Sie freut sich doch nur, dass jetzt wieder warmes Wasser läuft, eingestellt auf fünfzig Grad. Aber einfach nur schweigen, geht auch nicht.
„Alle sind jetzt aggressiver und nehmen immer weniger Rücksicht“, meint sie.
„Jetzt gibt’s auch noch Fahrradstraßen, da darf ich hinter einem 85jährigen hinterherfahren, der mit 5 km/h da durchtrödelt. Aber das wollen die Grünen ja“, sagt er und leert das Wasserglas.
Sie möchte jetzt nicht über Verkehrspolitik, Parteien und Wähler nachdenken, geschweige denn reden. Nur sich freuen, dass die Firma den Installateur so schnell geschickt hat, und wieder warmes Wasser fließt. Wenn schon ihre Arbeit nicht klappt, will sie sich über einen erfahrenen Handwerker freuen, der ihr Problem meisterlich gelöst hat. Hoffentlich lernen auch in Zukunft noch genügend Leute diesen Beruf, womit sie wieder bei der Politik wäre, aber darauf hat sie überhaupt keine Lust.
Texte zum Alltäglichen -
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Der Installateur
RAU
Donnerstag gegen zehn käme jemand vorbei, hat es letzte Woche am Telefon geheißen, ob ihr das recht sei. Und wie, hat sie geantwortet, so schnell, vielen Dank.
Dann klingelt es schon um halb zehn, und ein stämmiger Mann im blauen Overall, mit schwerem Handwerkskoffer und im Karton einem neuen Durchlauferhitzer steht vor ihrer Tür, zieht sich noch im Treppenhaus über seine Arbeitsschuhe eine Plastikhülle und geht mit ihr durch den Flur in die Küche.
„Wollen sie etwas trinken, Wasser, Kaffee“, fragt sie, „brauchen sie sonst noch etwas, kann ich ihnen helfen?“
Da lächelt er nur kurz. „Das mache ich alleine, gerne ein Wasser. Wo hängt denn der alte, wo ist der Stromkasten und wo der Absperrhahn für's Wasser?“
Die Sicherung dreht er schnell heraus, mit dem Hahn wird es schwieriger. Wohl verkalkt, meint er und geht hinunter zu seinem Wagen, um eine Spezialzange zu holen. Auch mit der klappt es nicht, er müsse im Keller den Haupthahn abdrehen. Ob das jetzt Schwierigkeiten mit den Nachbarn geben wird, denkt sie noch, da ist er schon mit dem Kellerschlüssel verschwunden. Kommt bald wieder und sagt, er müsse in den Großhandel und ist wieder weg.
Wie lange das wohl dauern wird? Großhandel, Abbau des alten und Einbau des neuen Gerätes? Was das wohl kosten wird, denkt sie und beruhigt sich gleich wieder. Egal, muss sein, nach achtzehn Jahren gehen Dinge kaputt und müssen ersetzt werden. Geht wieder an ihren Schreibtisch und hört den Installateur kommen und gehen, schrauben, bohren, klopfen, gehen und wieder kommen. Starrt auf ihren Text, das Thema gefällt ihr nicht, und sie hat schon den zweiten Tag keine zündende Idee für den Artikel. Trinkt ihren kalt gewordenen Tee, speichert den Absatz ab und macht bei einem anderen weiter. Schreibt und ändert, schreibt und löscht, hört den Mann in der Küche schrauben, klopfen, wieder gehen und wiederkommen.
Um zwei ist er fertig. Sie ist es nicht, drückt verärgert auf Speichern und geht zu ihm in die Küche, unterschreibt den Auftrag und freut sich, dass er nur dreieinhalb Arbeitsstunden eingetragen hat. Sieht ihm dabei zu, wie er sein Werkzeug einpackt und den defekten Durchlauferhitzer in den Karton des neuen steckt und denkt, er hat es fertiggebracht, ich nicht.
„Und wohin geht es jetzt?“, fragt sie.
„In die Wilmersdorfer.“
„Das ist ja gleich ums Eck.“
„Dort gibt‘s aber auch keine Parkplätze, wird immer schwieriger“, sagt er.
„Wie überhaupt mit dem Verkehr, dazu die vielen Baustellen.“
„Und die Radfahrer, die nicht links und rechts gucken.“
Als Radfahrerin denkt sie, bitte nicht jetzt dieses Gespräch, das hat sie schon zu oft gehabt mit Autofahrern. Sie freut sich doch nur, dass jetzt wieder warmes Wasser läuft, eingestellt auf fünfzig Grad. Aber einfach nur schweigen, geht auch nicht.
„Alle sind jetzt aggressiver und nehmen immer weniger Rücksicht“, meint sie.
„Jetzt gibt’s auch noch Fahrradstraßen, da darf ich hinter einem 85jährigen hinterherfahren, der mit 5 km/h da durchtrödelt. Aber das wollen die Grünen ja“, sagt er und leert das Wasserglas.
Sie möchte jetzt nicht über Verkehrspolitik, Parteien und Wähler nachdenken, geschweige denn reden. Nur sich freuen, dass die Firma den Installateur so schnell geschickt hat, und wieder warmes Wasser fließt. Wenn schon ihre Arbeit nicht klappt, will sie sich über einen erfahrenen Handwerker freuen, der ihr Problem meisterlich gelöst hat. Hoffentlich lernen auch in Zukunft noch genügend Leute diesen Beruf, womit sie wieder bei der Politik wäre, aber darauf hat sie überhaupt keine Lust.