Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Der Installateur
WIE
"Du, ich hab den Installateur im Haus“, höre ich eine Nachbarin in ihr Handy rufen, während ich mit dem Fahrrad an ihr vorbeifahre.
"Ich hab den Installateur im Haus!“ Der Satz will mir nicht aus dem Kopf gehen. Aber wie würde ich jemanden diesen Satz erklären, der danach fragt, was bedeutet es, den Installateur im Haus zu haben? Ist es etwas Gutes oder Schlechtes? Ist das so etwas wie eine Plage, ein Ungeziefer, Schimmel oder Pilz? Oder ist das etwas Schönes, eher ein Segen, ein Glücksfall?
Beides ist durchaus möglich, gerade in heutigen Zeiten. Ein Glücksfall, weil es sehr schwer sein kann, einen Installateur zu bekommen. Weil sie auf allen Großbaustellen der Nation beschäftigt sind, für Kleinigkeit kaum noch Zeit haben, es außerdem viel zu wenig Nachwuchspersonal gibt und alle jetzt einen Installateur brauchen.
Weil sich überall die Frage stellt, funktioniert eigentlich meine Heizung richtig, oder jage ich viel zu viel Wärme durch den Schornstein an die frische Luft, trage noch mehr zum Klimawandel bei und das alles bei Preisen, die an die Preise für alkoholische Getränke heran reichen, mit denen man sich auch wärmen könnte.
So gesehen ist der Installateur im Haus ein Glücksfall. Aber nicht, wenn es um weitergehende Ein- oder Umbauarbeiten geht. Dann kommen nämlich noch einige Unannehmlichkeiten hinzu: offen stehende Haustüren, Dreck im Haus, Bau- und Bohrstaub, der sich unter Schuhabsätzen festsetzt und durchs ganze Haus getragen wird. Egal, wie viele Matten, feuchte Aufnehmer vor Treppe und Türen liegen. Das bedeutet womöglich auch Arbeit mit Schlagbohrer, ein Geräusch, das sich auch über mehrere Etagen an die entgegensetzte Ecke des Hauses in den Schädel drückt, wie man es sonst nur vom Zahnarzt kennt.
Früher konnte man derartige Unannehmlichkeiten womöglich kompensieren, indem man einen Kaffee, etwas Sprudel und ein paar Kekse anbot und es zu der einen oder anderen Unterhaltung kam, bei der man einige Neuigkeiten in Erfahrungen bringen konnte. Zum Beispiel durch Aufträge des gleichen Installateurs in der Nachbarschaft, über Umbauten, getrennte Bade- oder Schlafzimmer oder den Einbau eines Whirlpools nach der Scheidung, alles Wissenswertes, das sich über Handwerker gut erfahren lässt.
Heute verbringt der Installateur seine Pause lieber draußen im Firmenwagen, allein mit dem Handy in der Hand, hat seinen eigenen Kaffee nebst Redbull und Lachs-Mayonaisebrötchen von der Tanke bei sich. Außerdem gäbe es mit ihm sowieso nichts Wichtiges zu plaudern, da sich sein Arbeitsumfeld nicht mehr auf die Nachbarschaft und den gleichen Ort beschränkt, sondern andere Städte im weiteren Umkreis mit einschließt.
Aber auch die Monteure untereinander wechseln in der Pause kaum noch ein Wort miteinander. Weil sie aus unterschiedlichen Ländern stammen mit unterschiedlichen Religionen und mit unterschiedlichen Apps und Chats beschäftigt sind.
Alles das kann mit dem Satz, „Ich hab den Installateur im Haus“ gemeint sein. Mittlerweile bin ich beim Baumarkt angekommen und stelle mein Fahrrad ab. Ich bin auf der Suche nach einem Pömpel, jenem Hilfsmittel des kleinen Mannes, mit dem man nicht unbedingt auf einen Installateur angewiesen ist.
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Der Installateur
WIE
"Du, ich hab den Installateur im Haus“, höre ich eine Nachbarin in ihr Handy rufen, während ich mit dem Fahrrad an ihr vorbeifahre.
"Ich hab den Installateur im Haus!“ Der Satz will mir nicht aus dem Kopf gehen. Aber wie würde ich jemanden diesen Satz erklären, der danach fragt, was bedeutet es, den Installateur im Haus zu haben? Ist es etwas Gutes oder Schlechtes? Ist das so etwas wie eine Plage, ein Ungeziefer, Schimmel oder Pilz? Oder ist das etwas Schönes, eher ein Segen, ein Glücksfall?
Beides ist durchaus möglich, gerade in heutigen Zeiten. Ein Glücksfall, weil es sehr schwer sein kann, einen Installateur zu bekommen. Weil sie auf allen Großbaustellen der Nation beschäftigt sind, für Kleinigkeit kaum noch Zeit haben, es außerdem viel zu wenig Nachwuchspersonal gibt und alle jetzt einen Installateur brauchen.
Weil sich überall die Frage stellt, funktioniert eigentlich meine Heizung richtig, oder jage ich viel zu viel Wärme durch den Schornstein an die frische Luft, trage noch mehr zum Klimawandel bei und das alles bei Preisen, die an die Preise für alkoholische Getränke heran reichen, mit denen man sich auch wärmen könnte.
So gesehen ist der Installateur im Haus ein Glücksfall. Aber nicht, wenn es um weitergehende Ein- oder Umbauarbeiten geht. Dann kommen nämlich noch einige Unannehmlichkeiten hinzu: offen stehende Haustüren, Dreck im Haus, Bau- und Bohrstaub, der sich unter Schuhabsätzen festsetzt und durchs ganze Haus getragen wird. Egal, wie viele Matten, feuchte Aufnehmer vor Treppe und Türen liegen. Das bedeutet womöglich auch Arbeit mit Schlagbohrer, ein Geräusch, das sich auch über mehrere Etagen an die entgegensetzte Ecke des Hauses in den Schädel drückt, wie man es sonst nur vom Zahnarzt kennt.
Früher konnte man derartige Unannehmlichkeiten womöglich kompensieren, indem man einen Kaffee, etwas Sprudel und ein paar Kekse anbot und es zu der einen oder anderen Unterhaltung kam, bei der man einige Neuigkeiten in Erfahrungen bringen konnte. Zum Beispiel durch Aufträge des gleichen Installateurs in der Nachbarschaft, über Umbauten, getrennte Bade- oder Schlafzimmer oder den Einbau eines Whirlpools nach der Scheidung, alles Wissenswertes, das sich über Handwerker gut erfahren lässt.
Heute verbringt der Installateur seine Pause lieber draußen im Firmenwagen, allein mit dem Handy in der Hand, hat seinen eigenen Kaffee nebst Redbull und Lachs-Mayonaisebrötchen von der Tanke bei sich. Außerdem gäbe es mit ihm sowieso nichts Wichtiges zu plaudern, da sich sein Arbeitsumfeld nicht mehr auf die Nachbarschaft und den gleichen Ort beschränkt, sondern andere Städte im weiteren Umkreis mit einschließt.
Aber auch die Monteure untereinander wechseln in der Pause kaum noch ein Wort miteinander. Weil sie aus unterschiedlichen Ländern stammen mit unterschiedlichen Religionen und mit unterschiedlichen Apps und Chats beschäftigt sind.
Alles das kann mit dem Satz, „Ich hab den Installateur im Haus“ gemeint sein. Mittlerweile bin ich beim Baumarkt angekommen und stelle mein Fahrrad ab. Ich bin auf der Suche nach einem Pömpel, jenem Hilfsmittel des kleinen Mannes, mit dem man nicht unbedingt auf einen Installateur angewiesen ist.