Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Das rote Kleid
WIE
„Was hältst du von dem hier?“ Jasmin hält ein rotes Kleid hoch, an dem noch viele Schildchen baumeln und schaut in den Spiegel.
„Hm, weiß nicht“, antwortet Klara.
Jasmin bewegt und dreht sich, und das rote Kleid bewegt sich auch.
„Brauchst du wirklich so ein Kleid?“, fragt Klara nüchtern.
„Es kommt nicht darauf an, ob ich es brauche, es kommt drauf an, ob es mir gefällt.“
„Es kommt drauf an, warum du so was tragen willst.“ Klara steht hinter Jasmin, und gemeinsam schauen sie in den Spiegel.
Jasmin mit dem leuchtend roten Kleid und ihren langen dunklen Haaren, Klara mit ihrer schwarzen Lederjacke, dem gelb-grünen Schal, einem grün-rot- kariertem Flanellhemd, schwarzen Leggins und ramponierten Fliegerstiefel. Dazu eine dunkelrote Wollmütze, unter der ihre kurzen Haare hervorlugen.
„Das Rot gefällt mir einfach, mal was anderes“, erklärt Jasmin, sieht aber gleichzeitig ihr restliches augenblickliches Outfit an, von dem so gar nichts zum roten Kleid passen will. „Hast du denn gar kein Bedürfnis, ab und zu mal in einem roten Kleid unterwegs zu sein?“ fragt sie, während sie das Kleid wieder auf den Bügeln hängt.
„Nein, dann käme ich mir vor wie eine Stewardess. Am besten noch ein blau- gelbes Seidentuch um den Hals und eine aufwendige Frisur?“
„Wieso denkst du gleich an Stewardess, ich denke an eine Chefredakteurin, Galeristin oder so was.“
„Oder an eine Stewardess mit einer kleinen Hobby-Galerie nebenbei?“
„Ist doch egal“, sagt Jasmin, „als kleines Mädchen habe ich mir immer ein rotes Kleid gewünscht. Du nicht?"
„Ich wollte eigentlich schon immer lieber schwere Jacken, Wollmützen und Stiefel tragen. Ich fand Gerüstbauer besser als Stewardessen. Aber ich hatte als kleines Mädchen nur Kleider in meinem Schrank hängen, die mich nicht interessierten.“
„Im Gegensatz zu mir, ich musste die Sachen meines älteren Bruders tragen.
Jasmin dreht und wendet sich ein weiteres Mal, stellt sich auf Zehenspitzen, obwohl sie gerade gar keine Schuhe mit hohen Absätzen anhat, und streicht mit ihren Fingern durch die langen Haare. Klara zieht laut die Nase hoch und betrachtet ihre Freundin, während die weiterhin breitbeinig, mit Händen in den Taschen da steht.
„Die Frage ist, wem du mit dem roten Kleid gefallen willst.“ fragt sie die Freundin.
„Wem willst du mit der roten Mütze und den schwarzen Stiefeln gefallen?“, fragt Jasmin zurück.
„Weiß nicht, ich finde es einfach praktisch, was ich anhabe.“
„Na ja, praktisch ist das rote Kleid nicht, ich bräuchte noch passende Schuhe, einen Schal, und weiß gar nicht, ob ich einen Mantel habe, der dazu passt.“
Jasmin wendet ihren Blick suchend durch das Geschäft, als sie plötzlich Klara mit ihren Ellbogen heftig anstößt. „Guck mal da hinten.“
Zwei Kleiderreihen weiter ist eine junge Frau in einem leuchtend roten Kleid zu sehen, darüber eine abgewetzte Militärjacke in Dunkelgrün, dazu eine schwarze Strumpfhose mit kleineren Löchern und graue Fliegerstiefel in Lack-Look.
„Die kommt weder bei Gerüstbauern noch beim Bewerbungsgespräch als Stewardess gut an“, flüstert Jasmin.„Sag das nicht.“
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Das rote Kleid
WIE
„Was hältst du von dem hier?“ Jasmin hält ein rotes Kleid hoch, an dem noch viele Schildchen baumeln und schaut in den Spiegel.
„Hm, weiß nicht“, antwortet Klara.
Jasmin bewegt und dreht sich, und das rote Kleid bewegt sich auch.
„Brauchst du wirklich so ein Kleid?“, fragt Klara nüchtern.
„Es kommt nicht darauf an, ob ich es brauche, es kommt drauf an, ob es mir gefällt.“
„Es kommt drauf an, warum du so was tragen willst.“ Klara steht hinter Jasmin, und gemeinsam schauen sie in den Spiegel.
Jasmin mit dem leuchtend roten Kleid und ihren langen dunklen Haaren, Klara mit ihrer schwarzen Lederjacke, dem gelb-grünen Schal, einem grün-rot- kariertem Flanellhemd, schwarzen Leggins und ramponierten Fliegerstiefel. Dazu eine dunkelrote Wollmütze, unter der ihre kurzen Haare hervorlugen.
„Das Rot gefällt mir einfach, mal was anderes“, erklärt Jasmin, sieht aber gleichzeitig ihr restliches augenblickliches Outfit an, von dem so gar nichts zum roten Kleid passen will. „Hast du denn gar kein Bedürfnis, ab und zu mal in einem roten Kleid unterwegs zu sein?“ fragt sie, während sie das Kleid wieder auf den Bügeln hängt.
„Nein, dann käme ich mir vor wie eine Stewardess. Am besten noch ein blau- gelbes Seidentuch um den Hals und eine aufwendige Frisur?“
„Wieso denkst du gleich an Stewardess, ich denke an eine Chefredakteurin, Galeristin oder so was.“
„Oder an eine Stewardess mit einer kleinen Hobby-Galerie nebenbei?“
„Ist doch egal“, sagt Jasmin, „als kleines Mädchen habe ich mir immer ein rotes Kleid gewünscht. Du nicht?"
„Ich wollte eigentlich schon immer lieber schwere Jacken, Wollmützen und Stiefel tragen. Ich fand Gerüstbauer besser als Stewardessen. Aber ich hatte als kleines Mädchen nur Kleider in meinem Schrank hängen, die mich nicht interessierten.“
„Im Gegensatz zu mir, ich musste die Sachen meines älteren Bruders tragen.
Jasmin dreht und wendet sich ein weiteres Mal, stellt sich auf Zehenspitzen, obwohl sie gerade gar keine Schuhe mit hohen Absätzen anhat, und streicht mit ihren Fingern durch die langen Haare. Klara zieht laut die Nase hoch und betrachtet ihre Freundin, während die weiterhin breitbeinig, mit Händen in den Taschen da steht.
„Die Frage ist, wem du mit dem roten Kleid gefallen willst.“ fragt sie die Freundin.
„Wem willst du mit der roten Mütze und den schwarzen Stiefeln gefallen?“, fragt Jasmin zurück.
„Weiß nicht, ich finde es einfach praktisch, was ich anhabe.“
„Na ja, praktisch ist das rote Kleid nicht, ich bräuchte noch passende Schuhe, einen Schal, und weiß gar nicht, ob ich einen Mantel habe, der dazu passt.“
Jasmin wendet ihren Blick suchend durch das Geschäft, als sie plötzlich Klara mit ihren Ellbogen heftig anstößt. „Guck mal da hinten.“
Zwei Kleiderreihen weiter ist eine junge Frau in einem leuchtend roten Kleid zu sehen, darüber eine abgewetzte Militärjacke in Dunkelgrün, dazu eine schwarze Strumpfhose mit kleineren Löchern und graue Fliegerstiefel in Lack-Look.
„Die kommt weder bei Gerüstbauern noch beim Bewerbungsgespräch als Stewardess gut an“, flüstert Jasmin.„Sag das nicht.“