Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Das geht jetzt nicht
WIE
Eine bunte Mischung aus Kinderstimmen, Schreien, Rufen, Juchzen und Schluchzen, alles ist dabei. Dazu die Mütter, die vom Spielplatzrand Anweisungen an ihre Kinder geben. Aber nicht nur Anweisungen, sie müssen auch umfassende Begründungen liefern, schließlich hören andere Erziehungsberechtige mit.
Ein ziemliches Durcheinander, leicht anstrengend für einen Nichtbeteiligten wie mich, der das Geschehen nur beobachtet und die Jahre der Kindererziehung hinter sich hat.
„Ja zu Hause geht das, aber nicht hier.“
„Du kannst nicht einfach.“
„Nein, wie oft habe ich das schon erklärt“
„Hör mal, die anderen wollen auch mal.“
„Du bist nicht der Einzige.“
“Ja, das sind die anderen und du bist du.“
Kinder wissen, wie man solche Erklärungen auf die Spitze treibt. Ein einfaches Warum lässt schnell die Argumentationsleiter wackeln:
„Warum darf ich nicht?“
„Warum soll man nicht?“
„Warum kann ich nicht?“
Als ich mich umdrehe, kann ich beobachten, wenn es heißt: „Anschnallen, wir müssen nach Hause.“ Anschnallen, die wohl wichtigste Eltern-Kind-Interaktion in der modernen Welt. Anschnallen auf Fahrradanhängern, Kindersitzen auf dem Rücksitz von Autos. Hier fallen die Anweisungen äußerst knapp aus.
„Halt endlich still.“
„Stell dich nicht so an.“
Auch alle anderen Wünsche wie trinken, essen oder Jacken ausziehen fallen dann weg. Es heißt nur: „Das geht jetzt nicht!“
Die ultimative Ansage, ohne jede weitere Erklärung. Die ist immer erlaubt, wenn es um das Thema der Sicherheit geht. Da gibt es keine Ausnahme, kein Nachsehen.
Mir fällt auf, wie Kinder in diesen Situationen in Ergebenheit verfallen, alles über sich ergehen lassen, egal, wie und wo gezerrt, gezurrt oder geschoben wird.
Nicht viel anders als bei jenen Plastikfiguren oder Dummys, die der ADAC in Autos setzt, bevor sie gegen eine Wand gefahren werden. So will man den Schaden an Personen in der Fahrgastzelle nach einem Aufprall testen.
Und weil es diese Bilder und Berichte gibt, braucht es beim Thema Anschnallen für die Kleinen auch hier keine zusätzlichen Argumente.
„Das geht jetzt nicht!“, heißt es, „und basta!“
Auch den Kindern scheint in den meisten Fällen der Ernst der Lage bewusst zu sein. Kaum Widerstand, kaum ein Infragestellen der Maßnahmen.
Ich muss an politische Talkrunden im Fernsehen denken, wo es darum geht, endlose Argumente zu liefern, alles auch anders sehen zu können, für alles die Gegenargumente bereit zu haben. Und dazu noch unangenehme Maßnahmen verkünden zu müssen und gleichzeitig bei den Zuschauern beliebt zu bleiben. Ganz schön kompliziert.
Und dann ist plötzlich alles anders. Erst der Virus, dann die Flut, und jetzt der Krieg. Und vorbei sind Zappeln, Wackeln, Zögern und Nörgeln. Bei Bürgern, bei Interessensvertretern und Politikern. Jetzt und hier geht es nur noch darum, was richtig und wichtig ist. Und jedes Mal, wenn diese Themen aufkommen, ist von allen Seiten vor allem ein Argument zu hören.
„Das geht jetzt nicht!“
Wie klar und einfach doch solche Situationen sind. Und siehe da, dann geht plötzlich alles wie von selbst.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Das geht jetzt nicht
WIE
Eine bunte Mischung aus Kinderstimmen, Schreien, Rufen, Juchzen und Schluchzen, alles ist dabei. Dazu die Mütter, die vom Spielplatzrand Anweisungen an ihre Kinder geben. Aber nicht nur Anweisungen, sie müssen auch umfassende Begründungen liefern, schließlich hören andere Erziehungsberechtige mit.
Ein ziemliches Durcheinander, leicht anstrengend für einen Nichtbeteiligten wie mich, der das Geschehen nur beobachtet und die Jahre der Kindererziehung hinter sich hat.
„Ja zu Hause geht das, aber nicht hier.“
„Du kannst nicht einfach.“
„Nein, wie oft habe ich das schon erklärt“
„Hör mal, die anderen wollen auch mal.“
„Du bist nicht der Einzige.“
“Ja, das sind die anderen und du bist du.“
Kinder wissen, wie man solche Erklärungen auf die Spitze treibt. Ein einfaches Warum lässt schnell die Argumentationsleiter wackeln:
„Warum darf ich nicht?“
„Warum soll man nicht?“
„Warum kann ich nicht?“
Als ich mich umdrehe, kann ich beobachten, wenn es heißt: „Anschnallen, wir müssen nach Hause.“ Anschnallen, die wohl wichtigste Eltern-Kind-Interaktion in der modernen Welt. Anschnallen auf Fahrradanhängern, Kindersitzen auf dem Rücksitz von Autos. Hier fallen die Anweisungen äußerst knapp aus.
„Halt endlich still.“
„Stell dich nicht so an.“
Auch alle anderen Wünsche wie trinken, essen oder Jacken ausziehen fallen dann weg. Es heißt nur: „Das geht jetzt nicht!“
Die ultimative Ansage, ohne jede weitere Erklärung. Die ist immer erlaubt, wenn es um das Thema der Sicherheit geht. Da gibt es keine Ausnahme, kein Nachsehen.
Mir fällt auf, wie Kinder in diesen Situationen in Ergebenheit verfallen, alles über sich ergehen lassen, egal, wie und wo gezerrt, gezurrt oder geschoben wird.
Nicht viel anders als bei jenen Plastikfiguren oder Dummys, die der ADAC in Autos setzt, bevor sie gegen eine Wand gefahren werden. So will man den Schaden an Personen in der Fahrgastzelle nach einem Aufprall testen.
Und weil es diese Bilder und Berichte gibt, braucht es beim Thema Anschnallen für die Kleinen auch hier keine zusätzlichen Argumente.
„Das geht jetzt nicht!“, heißt es, „und basta!“
Auch den Kindern scheint in den meisten Fällen der Ernst der Lage bewusst zu sein. Kaum Widerstand, kaum ein Infragestellen der Maßnahmen.
Ich muss an politische Talkrunden im Fernsehen denken, wo es darum geht, endlose Argumente zu liefern, alles auch anders sehen zu können, für alles die Gegenargumente bereit zu haben. Und dazu noch unangenehme Maßnahmen verkünden zu müssen und gleichzeitig bei den Zuschauern beliebt zu bleiben. Ganz schön kompliziert.
Und dann ist plötzlich alles anders. Erst der Virus, dann die Flut, und jetzt der Krieg. Und vorbei sind Zappeln, Wackeln, Zögern und Nörgeln. Bei Bürgern, bei Interessensvertretern und Politikern. Jetzt und hier geht es nur noch darum, was richtig und wichtig ist. Und jedes Mal, wenn diese Themen aufkommen, ist von allen Seiten vor allem ein Argument zu hören.
„Das geht jetzt nicht!“
Wie klar und einfach doch solche Situationen sind. Und siehe da, dann geht plötzlich alles wie von selbst.