Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Alles viel zu eng
WIE
Es war einer dieser Läden, den man durchaus als Krimskrams-Laden bezeichnen konnte. Nur war der Krimskrams hier nicht allein auf Tischen und Regalen sortiert, sondern hing von der Decke herab und befand sich auch in allerlei Behältern, die im Weg standen.
Sein Hoffnung, von den engen Gassen des sowieso schon überfüllten Touristenorts zu entfliehen und hier einen Moment der Ruhe zu finden erwies sich also schnell als Trugschluss. In diesem Geschäft mit seinen schmalen Gängen und überfüllten Tischen und Vitrinen war noch enger als sonst. Wo war er hier nur gelandet? Traf irgendeine Bezeichnung wie Haushalts-, Spielzeug-, Kurz-, Schmuck- oder Schreibwarenladen zu? Er wusste nur recht schnell, dass ihn so gut wie nichts hier interessierte. Und doch stand er jetzt im Ladenstau, war er gefangen, denn sobald ein Kunde irgendwo im Laden stehen blieb, alle anderen auch stehen bleiben mussten.
Trotzdem versuchte er innerlich ruhig zu bleiben oder irgendwo mit den Augen an einer Sache bleiben zu können. Aber auch das gelang kaum, als er nur zur Decke schaute, verhedderten sich seinen Augen in einem endlosen Sammelsurium aus Mobilès, Traumfängern und sonstigem Papierkram.
Er hätte nichts dagegen gehabt, wenigstens auf etwas Nützliches zu entdecken. Denn er ließ sich durchaus gerne mal von einer Neuerung aus der Welt der Küchenwerkzeuge oder Schreibutensilien anregen. Aber hier war nichts Praktisches zu finden, alles diente dekorativen Zwecken: bunt angemalt, verziert mit Perlen, Federn, Ketten, Schnüren und anderem Klimbim. Was vielleicht nützlich aussah, wie eine Ukulele, eine Kalebasse oder ein Abtropfsieb, erwies sich schnell doch nur als Wandverzierung.
Jetzt starrte er auf kleine Tafeln mit Magneten für Kühlschranke und las die aufgedruckten Lebensweisen und Sprüche. Aber auch hier ließ sich kein roter Faden finden, Esoterisches vermischte sich mit Unsinnigem, Lebensberatendes mit Lebensfernem, Naives mit Obszönem.
Die meisten Menschen in diesem Geschäft schienen sich jedoch im dem Gewühle einfach rundum wohl zu fühlen. Genau diese Mischung zwischen Lagerverkauf und eigenem Wohnzimmer, zwischen Gemütlichkeit und Überfülle schien zu gefallen. Wozu die Bereitschaft gehört, sich der eigenen Unentschlossenheit ganz auszuliefern, sich völlig unkonzentriert von allem und jedem ablenken zu lassen. Wo die Frage „Suchst du was bestimmtes?“ mit „Will nur mal schauen“, beantwortet wird. Was die Durchlaufgeschwindigkeit für so ein Ladenlabyrinth natürlich noch mehr verlangsamt.
Und er war wohl der einzige, der sich in dieser Umgebung sorgte, ständig mit irgendwelchen Sachen unfreiwillig in Berührung zu kommen. Vasen oder Behälter umzustoßen, weil er sie beim Versuch sich umzudrehen mit dem Rucksack berührte. Oder Mobilés und Traumfänger, die sich an seiner Strohhut verfangen, luftige Seidenschals, die am Klettverschluss seiner Jacke hängen bleiben und die er hinter sich herziehen würde, sobald er den Laden verlassen würde. Aber solche Phantasien schienen nur ihn zu beschäftigten. Alle anderen sprechen beim Besuch von solchen Läden erfreut von Bummeln oder Shoppen.
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Es war einer dieser Läden, den man durchaus als Krimskrams-Laden bezeichnen konnte. Nur war der Krimskrams hier nicht allein auf Tischen und Regalen sortiert, sondern hing von der Decke herab und befand sich auch in allerlei Behältern, die im Weg standen.
Sein Hoffnung, von den engen Gassen des sowieso schon überfüllten Touristenorts zu entfliehen und hier einen Moment der Ruhe zu finden erwies sich also schnell als Trugschluss. In diesem Geschäft mit seinen schmalen Gängen und überfüllten Tischen und Vitrinen war noch enger als sonst. Wo war er hier nur gelandet? Traf irgendeine Bezeichnung wie Haushalts-, Spielzeug-, Kurz-, Schmuck- oder Schreibwarenladen zu? Er wusste nur recht schnell, dass ihn so gut wie nichts hier interessierte. Und doch stand er jetzt im Ladenstau, war er gefangen, denn sobald ein Kunde irgendwo im Laden stehen blieb, alle anderen auch stehen bleiben mussten.
Trotzdem versuchte er innerlich ruhig zu bleiben oder irgendwo mit den Augen an einer Sache bleiben zu können. Aber auch das gelang kaum, als er nur zur Decke schaute, verhedderten sich seinen Augen in einem endlosen Sammelsurium aus Mobilès, Traumfängern und sonstigem Papierkram.
Er hätte nichts dagegen gehabt, wenigstens auf etwas Nützliches zu entdecken. Denn er ließ sich durchaus gerne mal von einer Neuerung aus der Welt der Küchenwerkzeuge oder Schreibutensilien anregen. Aber hier war nichts Praktisches zu finden, alles diente dekorativen Zwecken: bunt angemalt, verziert mit Perlen, Federn, Ketten, Schnüren und anderem Klimbim. Was vielleicht nützlich aussah, wie eine Ukulele, eine Kalebasse oder ein Abtropfsieb, erwies sich schnell doch nur als Wandverzierung.
Jetzt starrte er auf kleine Tafeln mit Magneten für Kühlschranke und las die aufgedruckten Lebensweisen und Sprüche. Aber auch hier ließ sich kein roter Faden finden, Esoterisches vermischte sich mit Unsinnigem, Lebensberatendes mit Lebensfernem, Naives mit Obszönem.
Die meisten Menschen in diesem Geschäft schienen sich jedoch im dem Gewühle einfach rundum wohl zu fühlen. Genau diese Mischung zwischen Lagerverkauf und eigenem Wohnzimmer, zwischen Gemütlichkeit und Überfülle schien zu gefallen. Wozu die Bereitschaft gehört, sich der eigenen Unentschlossenheit ganz auszuliefern, sich völlig unkonzentriert von allem und jedem ablenken zu lassen. Wo die Frage „Suchst du was bestimmtes?“ mit „Will nur mal schauen“, beantwortet wird. Was die Durchlaufgeschwindigkeit für so ein Ladenlabyrinth natürlich noch mehr verlangsamt.
Und er war wohl der einzige, der sich in dieser Umgebung sorgte, ständig mit irgendwelchen Sachen unfreiwillig in Berührung zu kommen. Vasen oder Behälter umzustoßen, weil er sie beim Versuch sich umzudrehen mit dem Rucksack berührte. Oder Mobilés und Traumfänger, die sich an seiner Strohhut verfangen, luftige Seidenschals, die am Klettverschluss seiner Jacke hängen bleiben und die er hinter sich herziehen würde, sobald er den Laden verlassen würde. Aber solche Phantasien schienen nur ihn zu beschäftigten. Alle anderen sprechen beim Besuch von solchen Läden erfreut von Bummeln oder Shoppen.