Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Abtauchen
WIE
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wenn in den allabendlichen Talkrunden und alltäglichen Studiointerviews zu hören ist: „Sie oder er ist wieder da, endlich wieder bei uns, nach einer langen Zeit des Abtauchens, des Rückzugs aus der Öffentlichkeit …“. Musiker, Schlagersänger, Schauspieler oder sonstige Prominente kehren zurück, zurück ins Rampenlicht, lassen sich endlich wieder beklatschen, um von ihrer Auszeit zu berichten.
Aber waren sie überhaupt weg, frage ich mich dann? Was ist das für ein Abtauchen, worüber gleich danach in aller Öffentlichkeit gesprochen wird, an dem wir teilhaben dürfen? Was ist das für ein Alleinsein, mit der Gewissheit, sie millionenfach teilen zu können? Weil alles so wichtig und so emotional war und auch ehrlich, irgendwie.
Allein mit sich selbst, auf einer Alm, unter den Berggipfeln oder auf einsamen Pilgerpfaden oder im Zenkloster? Alles ganz authentisch erlebt und gleich schon festgehalten für die Öffentlichkeit da draußen. Vielleicht war auch gleich ein Fotograf mit dabei, der alles dokumentiert, ganz nah, ganz frisch und ungeschminkt. Denn es war nicht immer leicht, so weit weg, so allein, wo die Nächte so dunkel, der Himmel so klar, das Strohlager so kalt war. Aber doch mit der Gewissheit, für all die Entbehrungen später dann mit viel Aufmerksamkeit entschädigt zu werden.
Ob nicht doch von Anfang die Idee eines Blogs bestand?
Aber was ist das für eine Einsamkeit, bei der einem eine halbe Million Follower sicher sind? Bei der man sich schon während des Abtauchens über die Zuschriften, die Liebesbekundungen, vor allem aber über die Anerkennung und Bewunderung freuen darf.
„Wie hast du das geschafft?“
„Wie hast du das durchgehalten?“
„Berichte uns, wir sind so stolz auf dich.“
Und zu dem erfolgreichen Blog kommt dann noch ein Buch dazu, richtig gemacht und verpackt, bestimmt schon bald auf Platz Eins. „Abtauchen, intime Bekenntnissen aus der Einsamkeit. Offen und ehrlich, authentisch und empathisch.“
Und dann folgen Talkrunden und Interviews, Auftritte in Fernsehshows. Die geballte Ladung, die immer gleichen Fragen und leider auch immer die gleichen Antworten, Geständnissen, Ängste, und Offenbarungen am laufenden Band. Immer ganz nah und ganz ehrlich vorgetragen, als wäre es das erste Mal, dass man darüber spricht. Und anschließend mit frenetischer Applaus gefeiert und bewundert. Ganz fantastisch, ganz herrlich, einfach nur schön.
Bei so vielen Fragen und Zuschriften, so vielen Fans und Gruppen, so vielen neuen Freunden, die auch alle das gleiche erleben wollen:
Wie lange und wo geht´s am besten, dieses Abtauchen?
Gib uns Rat, teil uns mit, was zieht man an?
Was packt man ein?
Was isst und trinkt man dann?
Schick uns dein Rezept.
Nenn uns deinen Friseur, für die neue Frisur.
Von welcher Marke ist deine neue Kleidergarnitur?
Wie schafft man das, ganz allein?
Ohne sich einsam fühlen zu müssen.
Texte zum Alltäglichen -
der wöchentliche Schreibblog
Abtauchen
WIE
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wenn in den allabendlichen Talkrunden und alltäglichen Studiointerviews zu hören ist: „Sie oder er ist wieder da, endlich wieder bei uns, nach einer langen Zeit des Abtauchens, des Rückzugs aus der Öffentlichkeit …“. Musiker, Schlagersänger, Schauspieler oder sonstige Prominente kehren zurück, zurück ins Rampenlicht, lassen sich endlich wieder beklatschen, um von ihrer Auszeit zu berichten.
Aber waren sie überhaupt weg, frage ich mich dann? Was ist das für ein Abtauchen, worüber gleich danach in aller Öffentlichkeit gesprochen wird, an dem wir teilhaben dürfen? Was ist das für ein Alleinsein, mit der Gewissheit, sie millionenfach teilen zu können? Weil alles so wichtig und so emotional war und auch ehrlich, irgendwie.
Allein mit sich selbst, auf einer Alm, unter den Berggipfeln oder auf einsamen Pilgerpfaden oder im Zenkloster? Alles ganz authentisch erlebt und gleich schon festgehalten für die Öffentlichkeit da draußen. Vielleicht war auch gleich ein Fotograf mit dabei, der alles dokumentiert, ganz nah, ganz frisch und ungeschminkt. Denn es war nicht immer leicht, so weit weg, so allein, wo die Nächte so dunkel, der Himmel so klar, das Strohlager so kalt war. Aber doch mit der Gewissheit, für all die Entbehrungen später dann mit viel Aufmerksamkeit entschädigt zu werden.
Ob nicht doch von Anfang die Idee eines Blogs bestand?
Aber was ist das für eine Einsamkeit, bei der einem eine halbe Million Follower sicher sind? Bei der man sich schon während des Abtauchens über die Zuschriften, die Liebesbekundungen, vor allem aber über die Anerkennung und Bewunderung freuen darf.
„Wie hast du das geschafft?“
„Wie hast du das durchgehalten?“
„Berichte uns, wir sind so stolz auf dich.“
Und zu dem erfolgreichen Blog kommt dann noch ein Buch dazu, richtig gemacht und verpackt, bestimmt schon bald auf Platz Eins. „Abtauchen, intime Bekenntnissen aus der Einsamkeit. Offen und ehrlich, authentisch und empathisch.“
Und dann folgen Talkrunden und Interviews, Auftritte in Fernsehshows. Die geballte Ladung, die immer gleichen Fragen und leider auch immer die gleichen Antworten, Geständnissen, Ängste, und Offenbarungen am laufenden Band. Immer ganz nah und ganz ehrlich vorgetragen, als wäre es das erste Mal, dass man darüber spricht. Und anschließend mit frenetischer Applaus gefeiert und bewundert. Ganz fantastisch, ganz herrlich, einfach nur schön.
Bei so vielen Fragen und Zuschriften, so vielen Fans und Gruppen, so vielen neuen Freunden, die auch alle das gleiche erleben wollen:
Wie lange und wo geht´s am besten, dieses Abtauchen?
Gib uns Rat, teil uns mit, was zieht man an?
Was packt man ein?
Was isst und trinkt man dann?
Schick uns dein Rezept.
Nenn uns deinen Friseur, für die neue Frisur.
Von welcher Marke ist deine neue Kleidergarnitur?
Wie schafft man das, ganz allein?
Ohne sich einsam fühlen zu müssen.